Hallertau feiert:Hopfenpralinen und Handwerkskunst

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Bei schönstem Wetter zieht das Hopfakranzlfest, das heuer in Au stattfindet, zahlreiche Besucher an. Sie erleben eine Mischung aus Brauchtum und Innovation und lernen, dass man aus Hopfen viel mehr als nur Bier machen kann

Von Katharina Aurich, Au

Zum 13. Mal haben die Hallertauer Hopfenbauern und viele Gäste bei herrlichem Spätsommerwetter am Sonntag in Au ihr Hopfakranzlfest gefeiert, das alljährlich rotierend von einer anderen Gemeinde des weltgrößten Hopfenanbaugebietes ausgerichtet wird. Die Hopfenzupf ist noch bis Ende September in vollem Gang, und die Bauern erwarten trotz Trockenperioden eine gute Ernte.

Dass das grüne Gold noch viel mehr ist als nur Grundstoff zum Brauen, zeigten die 25 Stände auf dem Auer Marktplatz, an denen es natürlich Hopfenkränze in allen Variationen, aber auch Hopfenschmuck, Keramik, bestickte Stoffbeutel, Hopfenschnaps, Hopfenschokolade und Hopfenpralinen gab. Das "Kranzlfest" sei eine Regionalmesse rund um den Hopfen, die vor allem auch Touristen anziehen möchte, schildert Martina Mayer, Geschäftsführerin des Tourismusvereins Hopfenland Hallertau, zu dem sich die Landkreise Kelheim, Pfaffenhofen, Freising und Landshut zusammengeschlossen haben, und der das Fest am Sonntag gemeinsam mit dem Markt Au organisierte. Die Marktkapelle Au spielte den Besuchern zünftig auf, und am Bierverkauf bildeten sich lange Schlangen. Durch das Programm führte der Geschichtenerzähler und Hallertau-Kenner Hans Neumaier, der allerlei Anekdoten und Gedichte aus seiner Heimat zum Besten gab. Auch kulturinteressierte Besucher kamen auf ihre Kosten, denn der Heimatforscher Adolf Widmann führte durch die Auer Kirche und eine Brauerei. Musikalisch zeigte die Hallertau mit der Hopfawinklmusi, den Dellnhauser Droabodnmuse und der Auer Geigenmusi, dass sie einiges zu bieten hat. Die jungen Gäste konnten beim Hopfenzupfwettbewerb ihr Talent ausprobieren oder sich mit Hopfentattoos schmücken lassen. "Die Hallertauer sind stolz auf ihre Heimat und sie sind sehr kreativ", betonte Mayer. Daher gebe es auch jedes Jahr wieder neue Produkte aus Hopfen. Die Fertigkeit des Kranzlbindens sei gelebte Tradition. So wie am Stand der alteingesessenen Familie Straßberger, wo Großmutter, Mutter und Tochter zeigten, wie man mit viel Fingerfertigkeit einen wunderschönen Hopfen- oder Rebenkranz herstellt, der dann noch unterschiedlich dekoriert wurde. Nicht nur die Kultur und Tradition, sondern auch die Landschaft sei eine Reise wert, fand Mayer, die sogar Gäste aus Frankfurt am Main beim Kranzlfest begrüßte.

Die hügelige Gegend mit ihren Hopfengärten sei ein Alleinstellungsmerkmal und ziehe alljährlich mehr Touristen an, informierte die Tourismusfachfrau. Aber auch Einheimische wie Florian Herrmann, Chef der Bayerischen Staatskanzlei, fahren gerne durch die Hallertau. Er ließ es sich nicht nehmen, von Moderator Neumaier zu seinem Verhältnis zur Hallertau befragt zu werden. Er stamme aus Kehlheim und nehme oftmals auf dem Weg nach München lieber die Landstraßen durch die Hallertau als die Autobahn, berichtete Herrmann. Landrat und Schirmherr des Festes, Josef Hauner, verbindet ebenfalls Positives mit der Hallertau, denn hier hänge in jedem Haus ein großer Hopfenkranz, der das ganz Jahr über dufte, erzählte er.

Ein Selbstläufer freilich sind die Vorzüge der Hallertau nicht. Auch hier geben viele kleine Betriebe auf, die übrigen werden immer größer, wodurch sich die Landschaft verändert. Oftmals fänden sich keine Nachfolger für die traditionellen Familienbetriebe, schildert Mayer. Und Bürgermeister Karl Ecker betonte mit Blick auf den Hopfen und die Landschaft, "wir haben zwar die Grundlagen, aber wir müssen sie auch weiterhin gut vermarkten."

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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