Hallbergmoos:Vorerst noch kein Verzicht auf Pestizide

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Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Die Besucherstühle im Sitzungssaal des Hallbergmooser Gemeinderats waren in der jüngsten Sitzung voll belegt, viele der Zuhörer waren örtliche Landwirte und sahen grimmig drein. Denn beim Gemeinderat hatte ein Bürger beantragt, dass Hallbergmoos sich als "pestizidfreie Gemeinde" auslobt und nicht nur in seinen Grünanlagen auf Gift verzichtet, sondern das auch von den Bauern verlangt, die gemeindliches Land gepachtet haben.

Schon als der Antrag im Frühjahr eingegangen war, lag im Gemeinderat Streit in der Luft, schließlich sind auch hier einige Landwirte vertreten, die sich besonders durch ein mögliches Pestizidverbot bedroht fühlen. Schon damals war sofort diskutiert worden, ob die Gemeinde für eine solche Frage überhaupt zuständig sei. Allerdings hatten die Antragsteller Heinz Kotzlowski, Annya Suffa-Hänsel und Dietmar Knoch damals gleich 350 Unterschriften beigelegt, die sie im Vorfeld in Hallbergmoos gesammelt hatten. Sie argumentierten auch damit, dass es in Deutschland schon etwa 200 pestizidfreie Kommunen gebe. Dass es um die Insekten schlecht steht, hat Heinz Kotzlowski als Hobby-Entomologe, also Insektenkundler, selbst festgestellt. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl stark zurückgegangen, einige Arten seien bereits ganz verschwunden. Als Grund sieht er die hohe Pestizidbelastung auf den Feldern, welche die Nahrung der Falter, Gräser, Wildblumen, Flechten und Moose massiv reduziere.

Während der zweite Antrag der drei engagierten Hallbergmooser Bürger, nämlich mehr öffentliche Grünanlagen mit bewegungsfördernden Elementen für Kinder anzulegen, auf breites Wohlwollen stieß, wollte der Gemeinderat sich an die pestizidfreie Gemeinde dieses Mal lieber noch nicht heran wagen. Aus der CSU-Fraktion ging der Antrag hervor, das Thema von der Tagesordnung abzusetzen. Zuvor wolle die Verwaltung noch Gespräche mit den örtlichen Landwirten führen, sagte Bürgermeister Harald Reents. 18 Gemeinderäte waren für die Vertagung des Themas, nur drei Amtsträger wollten es am Ende behandeln.

Die bewegungsfördernden Elemente wie Aussichtstürme, Kletterwände, Teiche und Wiesen aber will sich der Gemeinderat auf die Agenda schreiben, wenn Bebauungspläne erstellt werden oder die nächste Grünanlage entwickelt wird. "Ich finde das Anliegen richtig und wichtig, dass man darauf achtet, nicht alles zuzubetonieren", betonte Bürgermeister Reents.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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