Hallbergmoos:Grüne Zinsen

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Hallbergmoos will sich ein kommunales Ökokonto zulegen, um für künftige Baugebiete Ausgleichsflächen in der Natur anbieten zu können. Allein für Wohngebiete besteht ein Bedarf von bis zu 13 Hektar

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Die Gemeinde Hallbergmoos will sich ein kommunales Ökokonto zulegen. Damit sollen Ausgleichsflächen für künftige Baumaßnahmen der Gemeinde sozusagen auf Vorrat angelegt werden. Auch wenn die dahinter steckende Bürokratie von einigen Gemeinderäten kritisch gesehen wird, stimmten alle zu, damit die Vorhaben nicht an fehlenden Flächen scheitern oder dadurch zumindest verzögert werden.

Laut Baugesetzbuch und Bundesnaturschutzgesetz ist das Ökokonto ein Instrument "zur vorgezogenen Sicherung und Bereitstellung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, mit denen künftige Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft ausgeglichen werden können". Wer Flächen durch Baumaßnahmen aus dem Naturbestand nimmt, muss Ausgleichs- oder Ersatzflächen ausweisen, die dann sozusagen der Natur fest als Ersatz zugeschrieben werden - je höherwertig die Fläche für den Naturschutz ist, desto wertvoller ist sie.

Bereits 2013 wurde mit der Erfassung potenzieller gemeindeeigener Grundstücke, die ökologisch aufwertbar sind, begonnen, wie Petra Schmid von der beauftragten Grünplan GmbH dem Gemeinderat berichtete. Dann setzt der "bürokratische" Teil ein: Die Untere Naturschutzbehörde muss die Eignung der Fläche bestätigen - mit Datum und Unterschrift auf einem "Ökokontoblatt". Anschließend müssen die geplanten Aufwertungsmaßnahmen - beispielsweise das Anlegen eines Wasserbiotops - auch umgesetzt und von der Unteren Naturschutzbehörde mit Datum und Unterschrift erneut bestätigt werden. Vom Datum der Anerkennung der Umsetzung an erfolgt die sogenannte "ökologische Verzinsung" der neuen Ökofläche mit drei bis 30 Prozent "Zinsen" pro Jahr je nach dem ökologischen Wert der Fläche. Die Rechnung könnte dann so aussehen: Im Jahr 2010 wurde eine ein Hektar große Ökokontofläche bestätigt. Sechs Jahre später sind daraus rein rechnerisch 1,18 Hektar geworden, da für die sechs Jahre insgesamt 18 Prozent "Zinsen" anfallen. Will die Gemeinde dann einen Bebauungsplan aufstellen und muss dafür Ausgleichsflächen anbieten, kann dieses Areal vom Ökokonto "abgebucht" werden und verschwindet damit aus der Auflistung.

Da Hallbergmoos mit rund drei Prozent Bevölkerungswachstum rechnet, ist ein hoher Bedarf an zukünftigen Wohnbauflächen notwendig. Allein für die Wohngebiete bei der aktuellen 16. Flächennutzungsplanänderung sind zwischen acht bis 13 Hektar Ausgleichsflächen erforderlich, wie Petra Schmid erklärte. Bisher wurden 18 Grundstücke als Ökokontoflächen mit einer Gesamtgröße von rund 13 Hektar überplant. Alle befinden sich im Gemeindegebiet Hallbergmoos. Etliche liegen im Süden der Kommune. In den vergangenen Jahren wurden dort aber viele Grundstücke von der Flughafen München GmbH und staatlichen Trägern als Ausgleichsflächen in Anspruch genommen.

Kostenlos ist das Konto nicht. Für die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen rechnet Schmid mit rund 396 000 Euro im Jahr - ohne den Grundstückswert und ohne die Kosten für die dauerhafte Pflege vom vierten Jahr an einzurechnen.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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