Hallbergmoos:Düstere Aussichten

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Hobby-Insektenkundler beklagt Verschwinden der Falter

Für Wildtiere interessierte sich Heinz Kotzlowski schon als Zehnjähriger. Heute ist er ist von Beruf Maschinenbauingenieur, und "die Naturbeobachtung ist ein sehr schönes Hobby, um zu entspannen", sagt er. Was er nicht gleich sagt, ist, dass er als Hobby-Insektenkundler oder Feld-Entomologe inzwischen einen weithin reichenden Ruf hat. Auch seine Naturfotografien zieren nicht nur die Seiten des Landesbunds für Vogelschutz. Trotzdem hat er sich in seinem Heimatort gerade recht unbeliebt gemacht, zumindest bei vielen der alteingesessenen Bauern.

Denn weil er bei seinen Streifzügen durch die geheimnisvolle Welt der Tag- und Nachtfalter rapide abnehmende Zahlen feststellt, will er, dass seine Heimatgemeinde zumindest im Kleinen etwas dagegen tut. Es sei ein wohlhabender, schnell wachsender Ort, da müsste es doch möglich sein, ökologischere und mehr Grünflächen zu schaffen, dachte Kotzlowski. Außerdem solle ein Verbot von Pestiziden auf allen kommunalen Flächen, auch den an Bauern verpachteten Feldern, her.

Als nichts so recht voranging mit dem Anliegen, entschloss er sich mit einer Handvoll Mitstreiter, Unterschriften für einen Bürgerantrag zu sammeln. Dieses Instrumentarium schreibt vor, dass sich der Gemeinderat mit einem Antrag beschäftigen muss, wenn es von einem Prozent der Bewohner unterstützt wird, das wären im vergangenen März 116 gewesen. "Ich habe das Dreifache gesammelt, und es wären noch viel mehr geworden", sagt Kotzlowski, der seit 15 Jahren in Hallbergmoos wohnt. Trotzdem haben viele auch abgelehnt, nicht weil sie dagegen waren, sondern weil sie den sozialen Druck im Ort zu sehr fürchteten, um ihre Namen auf die Liste zu setzen. Das ökologische Grün hat der Gemeinderat insgesamt wohlwollend aber sehr vage auf die Agenda gesetzt, über die pestizidfreie Kommune dagegen ist noch nicht entschieden.

Wer Heinz Kotzlowski zuhört, der hat wenig Verständnis für eine solche Haltung. Nach seiner Grobschätzung gibt es noch 15 Prozent der Insekten, die es vor 40 Jahren gab. Wie er betont, gebe es Gebiete, wo das stärker zu spüren sei, und solche, wo es noch besser um die Kriech- und Flattertiere steht. Südlich von Freising sehe es düster aus, auch wegen der Verbauungen des Flughafens, aber am Zusammenfluss von Isar und Amper bei Volkmannsdorf oder rund um den "Freisinger Buckl", da sehe man auch noch seltenere Arten. Kotzlowski war schon Biber- und Fledermausberater im Landkreis, spezialisiert hat er sich mittlerweile aber auf Falter, vor allem Nachtfalter, rund 3000 Arten gibt es theoretisch alleine davon. Theoretisch deshalb, weil sehr viele kaum noch zu finden sind, auch Allerweltsfalter wie der Braune Bär.

Er hat das Insektensterben schon beobachtet, als noch kaum jemand davon sprach. Wenig begeistert ist er von Blühstreifen und dem Imkerboom. Die derzeit so hoch gelobten Blühstreifen mögen zwar den domestizierten Honigbienen über die Runden helfen, den Faltern aber bringen sie wenig. Die brauchen Gräser, Flechten, Moose und Baumsäfte. Die Ursache des Artensterbens ist für Heinz Kotzlowski keine Frage: "Die Landwirtschaft hat ihnen fast jeden Lebensraum genommen, und die Pestizide erledigen den Rest", sagt er. Die Bedeutung der Insekten gehe aber weit über deren Bestäubungstätigkeit hinaus. "Wenn aus 100 Eiern nur zwei erwachsene Tiere schlüpfen, reicht das für den Arterhalt", sagt er. Die anderen 98 Prozent sind Nahrung für Vögel und andere.

© SZ vom 25.08.2018 / VET - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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