Hallbergmoos:20 Jahre und nicht leise

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Die Bürgerinitiative Fluglärm Hallbergmoos-Goldach hat Pläne

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

20 Jahre ist es her, dass sich in Hallbergmoos die "Bürgerinitiative Fluglärm Hallbergmoos-Goldach", BIF, gegründet hat. Eigentlich war da der Widerstand gegen den Flughafen schon gebrochen, war dieser doch bereits seit sechs Jahren in Betrieb. Doch in Hallbergmoos stellten die Menschen fest, dass sie tatsächlich unter dem Lärm litten, und wurden aktiv. "Wir sind keine Feinde des Flughafens gewesen, sind wir heute noch nicht, aber wir wollten und wollen die Belastung minimieren", erklärte Sprecher Jürgen Steiner bei einem Pressegespräch zum Jubiläum. Bis heute legt die BIF größten Wert darauf, unpolemisch, weitgehend unpolitisch, aber unbestechlich in der Sache zu sein.

Im Dezember 1998 formierte sich die Gruppe. Dringlichstes Problem war die Südabflugroute, die Hallbergmoos besonders viel Lärm bescherte. Aktuell, betonte Steiner, beschäftige sich die Bürgerinitiative wieder damit, "viele Leute haben uns angesprochen, dass es immer lauter wird. Und nach Auswertung der Lärmmessungen haben wir festgestellt, siehe da, es wird immer lauter." In Bälde, kündigte Steiner an, werde man da zur Tat schreiten, um deutlich auf den Missstand hinzuweisen.

Ein weiteres großes Themen der Anfangszeit war die Nachtflugregelung, sogar zum Prozess kam es wegen der vielen Ausnahmen vom Nachtflugverbot. Im November 1999 kamen 28 000 Einsprüche gegen die Regelung zusammen, mehr als seinerzeit gegen den Bau des Flughafens. Auch das Bündnis Aufgemuckt erwachte 2000 aus seinem Dornröschenschlaf und wurde in Hallbergmoos wieder gegründet, als organisatorisches Dach für den Widerstand gegen die Nachtflugregelung. In das Jahr 2000 fiel auch die größte Veranstaltung der BIF. Gerhard Polt und die Biermösl Blosn kamen nach Hallbergmoos, 10 000 Mark wurden eingenommen und später in den Prozess gesteckt. 2002 wurden die Klagen jedoch endgültig abgewiesen, die BIF verlegt sich darauf, akribisch Verstöße nachzuweisen. 2004 kam das neue Fluglärmgesetz und brachte eine Verschlechterung für die Bevölkerung, weil nun nicht mehr die Zahl der tatsächlichen Flüge zugrunde lag, sondern ein über das Jahr errechneter Mittelwert.

In der Folge regte sich wieder Widerstand. Die Hallbergmooser halfen bei diversen Bürgerinitiativgründungen. Anfang 2003 sprach Flughafenchef Kerkloh erstmals über die dritte Startbahn. Der Widerstand hatte eine neue Zielrichtung. Als im Landesentwicklungsprogramm der Staatsregierung erstmals ein "Vorranggebiet Flughafenentwicklung" stand, schrillten die Alarmglocken, auch wenn die Staatsregierung Pläne für eine weitere Startbahn dementierte. Als das Raumordnungsverfahren dann stattfand, sammelten die Initiativen de 42 000 Unterschriften. Zum Planfeststellungsverfahren 2007 gingen 70 000 Einwendungen ein. "Aufgemuckt hat kräftig mitgeholfen, die dritte Startbahn zu verhindern, was nach der Landtagswahl kommt, man wird es sehen", so Steiner. Am 22. September ist in Hallbergmoos eine Überraschungsaktion zur Landtagswahl geplant. Und am Samstag, 6. Oktober, findet ab 11 Uhr auf dem Königsplatz eine Großdemonstration gegen die dritte Startbahn statt. Ganz aus dem Wahlkampf herausgehalten, wie von der CSU-Staatsregierung gewünscht, wird das Thema dann doch nicht.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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