Grüne in Dorfen:Hartnäckig und konsequent

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Zum Abschied im Jakobmayer gab es für Hanna Ermann Blumen und Bücher ihres Lieblingsautors. (Foto: Privat)

Hanna Ermann hat vor 35 Jahre den Ortsverband gegründet und ihn seitdem geprägt

Von Florian Tempel, Dorfen

Nach 35 Jahren im Vorstand des Grünen-Ortsverbands Dorfen zieht sich Hanna Ermann zurück. "Es ist wirklich ein Novum", sagte Ermann bei der Jahresversammlung der Grünen im Jakobmayer-Saal, "ich kandidiere heute nicht mehr". Im Herbst 1986, als sie gerade erst mit ihrer Familie in die Stadt gezogen war, hatte sie in Dorfen den ersten Ortsverband der Grünen im Landkreis Erding gegründet. Über all die Jahre war die 67-Jährige seitdem eine wichtige Akteurin in der Dorfener Kommunalpolitik und in ihrer Partei.

Ermann ist seit 1981 Mitglied bei den Grünen und seit 1983, als sie damals im Eittinger Ortsteil Gaden lebte, im Erdinger Kreisverband. Nach dem Umzug nach Dorfen fand am 2. September 1986 im Nebenzimmer des Gasthaus Dorfener Stube mit 18 Mitstreitern die Gründungsversammlung des Dorfener Ortsverbands statt. Das Thema der ersten öffentlichen Veranstaltung im Oktober 1986 ist fast 35 Jahre später noch immer von aktueller Brisanz. "Brauchen wir die B 15 neu?" stand auf den handgezeichneten Plakaten. Die Antwort der Grünen lautete damals wie heute, dass eine weitere Bundesstraße überflüssig und falsch wäre.

Weitere Themen der ersten Jahre waren die Forderung eines Verbots von FCKW-haltigen Sprays, einen Reduzierung des Einsatzes von Herbiziden in der Landwirtschaft und von Streusalz im Winterdienst auf den Straßen. Die Ablehnung der Volkszählung war ebenso ein Thema wie der Widerstand gegen die Isentalautobahn und der Einsatz für alternative Energien. "Wir haben halt überall und zu allem unseren Senf dazu gegeben", erinnerte Ermann.

Bei der Kommunalwahl 1990 trat Ermann an der Spitze der auch für Nichtparteimitglieder offenen Grün-Alternativen-Liste (GAL) an. "Ich habe die Nummer eins und die Bürgermeisterkandidatin machen müssen", sagte sie im Rückblick. Letzteres sei für viele Dorfener Traditionalisten eine "mehrfache Zumutung" gewesen: "Eine Frau, zugezogen, von den Grünen und evangelisch - und dazu mit einem oberfränkischen Sozi verheiratet." Die örtliche CSU verfasste ein Flugblatt mit mehreren Thesen "warum die Grünen nicht wählbar sind". Doch 7,2 Prozent der Dorfenerinnen und Dorfenern fanden die Grünen super und Ermann wurde zusammen mit Andreas Landshammer in den Stadtrat gewählt.

Eine Forderung von Hanna Ermann, die sie in ihren 18 Jahren im Stadtrat unermüdlich wiederholte, war der Ausbau Dorfen zu einer fahrradfreundlichen Stadt. Vor einer Woche hat der Stadtrat nun endlich einen entsprechenden Grundsatzbeschluss gefasst.

2008 kandidierte Ermann nicht mehr für den Stadtrat und widmete sich wieder stärker der Basisarbeit im "vernachlässigten Ortsverband". Sie organisierte regelmäßige Treffen und sorgte für "ordentliche Strukturen". Seit 2011 kündigte sie alle zwei Jahre an, sich zurückziehen zu wollen, und machte dann doch wieder im Ortsvorstand weiter: "Aber jetzt ist die Zeit und Stunde da, dass ich wirklich aufhöre."

Die Dorfener Co-Vorsitzenden Ursula Frank-Mayer und Michael Rott würdigten Ermann als "das grünen Gesicht Dorfens und natürlich auch das ökologische Gewissen". Ermann sei "klug, belesen und gut informiert, aber nie besserwisserisch". Der ehemalige Landtagsabgeordnete Christian Magerl erinnerte an frühere Zeiten und hob Ermanns Einsatz gegen die Atomkraft hervor. Der Ausstieg aus der Kernenergie "ist auch dein Erfolg". Den neuen Vorstand der Dorfener Grünen bilden Cordula Schwalb, Winfried Eckardt, Ursula Frank-Mayer, Michael Rott, Susanne Holzner und Wolfgang Jordan.

© SZ vom 14.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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