Grafing ist Vorreiter:Rüstzeug für die digitale Zukunft

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Im Landkreis Ebersberg entsteht die bayernweit erste Berufsfachschule für "Digitale Transformation"

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Ein in Bayern bisher einzigartiger Ausbildungsgang wird im neuen Berufsschulzentrum in Grafing-Bahnhof im Landkreis Ebersberg angesiedelt. In der Berufsfachschule für "Digitale Transformation" werden sowohl Fachkenntnisse aus der Informatik als auch aus der Automatisierungstechnik vermittelt. Vor allem Start-ups und kleine Unternehmen, die selbst nicht ausbilden können, könnten hier künftig ihre Mitarbeiter rekrutieren, erläutert Werner Lucha, der im Kultusministerium bereits an dem Projekt arbeitet.

Bisher sprach man bei diesem Fachbereich von "Industrie 4.0". Doch dieser Begriff, sagt Lucha, könnte in der sich schnell entwickelnden digitalen Welt morgen schon wieder altmodisch wirken. Daher ist nun von "digitaler Transformation" die Rede. In der dreijährigen Ausbildung erwerben die jungen Leute über die IT hinaus Fachkenntnisse in Mechatronik, am Ende dürfen sie sich informationstechnische Assistenten nennen. Die Absolventen dürften in Betrieben gefragt sein - sie kennen sich fächerübergreifend aus. Systemtechnik und Netzwerke gehören zu ihren Fachgebieten wie Betriebssysteme, Datenbanken und Prozesssysteme. In Praktika sollen die Erkenntnisse vertieft und eingeübt werden. Man wolle "schließlich keine praxisfremden Absolventen" ausbilden, erklärt der Fachmann vom Ministerium, der dort Referatsleiter für den gewerblich-technischen Bildungsbereich ist.

Das Besondere an der Ausbildung ist laut Lucha, dass sie doppelt qualifiziert: Am Ende haben die Absolventen nicht nur einen attraktiven Beruf, sie erlangen auch die Fachhochschulreife, können sich danach also sofort weiterqualifizieren, wenn sie das wollen. Starten will man am Berufsschulzentrum zunächst mit einer Klasse, erläutert Lucha, je nach Interesse könnten es aber künftig auch zwei Eingangsklassen sein. Im nächsten Schritt wäre dann auch noch die Etablierung einer Technikerschule in Grafing geplant. Die Planungen für den Raum- und Lehrerbedarf werden diesen Bereich auf jeden Fall beinhalten.

Inzwischen stehen auch die anderen Ausbildungsrichtungen für die Berufsschule fest, die - falls alles nach Plan läuft - bereits 2023 oder 2024 den Betrieb aufnimmt. Im Wesentlichen handelt es sich um die Bereiche, die bisher bereits im Gespräch waren: Einzelhandel, Lagerlogistik, Groß- und Einzelhandel, Fachinformatik, Zahntechnik und Kfz-Mechatronik. Ob tatsächlich, wie von vielen im Landkreis erhofft, auch eine Berufsfachschule für Kinderpflege angesiedelt wird, ist hingegen noch nicht abschließend geklärt, wie eine Sprecherin des Ministeriums erläutert. Hier seien noch Absprachen mit der Berufsschule in Riem notwendig, um Überschneidungen im Angebot zu vermeiden.

Für Unterstützung beim Aufbau der Schule hat das Kultusministerium nach Angaben Luchas bereits mehrere Fachleute rekrutiert: Gerhard Heindl, Leiter des beruflichen Schulzentrums in Wasserburg, sowie Florian Dietz, der derzeit in der Berufsschule Bad Aibling als stellvertretender Schulleiter fungiert, sowie ein pensionierter Kollege aus Baden-Württemberg werden vor allem bei der Festlegung des Raumbedarfs und der Neubauplanung beratend tätig sein. Was neue Schulen betrifft, kennt sich vor allem Heindl bestens aus: Er war bereits beim Neubau der Berufsschulen in Rosenheim und Bad Aibling mit dem Thema befasst, momentan läuft in Wasserburg ebenfalls der Neubau der Berufsschule.

Heindl selbst ist nicht in allen Fachbereichen, die nun in Grafing etabliert werden sollen, Experte. "Aber ich denke, dass wir drei zusammen das Spektrum abdecken werden", sagt er. Im Spätherbst gab es bereits eine erste Besprechung im Kultusministerium, nun warten die Fachleute auf eine Rückmeldung vom Landkreis Ebersberg.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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