Ausbildung:Azubi-Werbung auf vier Rädern

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Schüler und Schülerinnen der siebten Klasse der Mittelschule Altenerding probieren sich im Info-Truck an einem computergesteuerten Gerät aus. (Foto: Renate Schmidt)

Ein umgebauter Truck in Pink und Blau rollt auf den Pausenhof: Wie die Elektro- und Metallindustrie an den Schulen um Nachwuchs wirbt.

Von Regina Bluhme, Erding

Arbeitgeber müssen sich ganz schön was einfallen lassen, wenn sie Azubis für ihren Betrieb gewinnen wollen. Die Elektro- und Metallindustrie zum Beispiel fährt schon länger mit einem Info-Truck direkt an Schulen und versucht, in dem zweigeschossigen, umgebauten Longliner das Interesse der Jugendlichen mithilfe von Robotern und Experimentierstationen zu wecken. Am Donnerstag machte der "M+E Info Truck" an der Mittelschule Altenerding Station - der bundesweit erste Einsatz des modernisierten Trucks im neuen Design. Optisch auf jeden Fall ein Knaller.

Um kurz vor 10 Uhr stehen im Pausenhof der Mittelschule Altenerding Jugendliche beisammen, ratschen, lachen und werfen ab und zu einen neugierigen Blick auf den riesigen Lkw in knalligem Pink und Blau, der im Hof abgestellt wurde. "Steig ein in die Zukunftsindustrie", heißt es in Großbuchstaben. Neun Schüler und zwei Schülerinnen der siebten Klassen nehmen dieses Jahr am Infotag teil. Die siebte Klasse sei ein guter Zeitpunkt, denn sie müssen sich heuer entscheiden, in welchem Zweig sie die kommenden zwei Schuljahre weitermachen wollen. Zur Auswahl stehen der Bereich Technik, Wirtschaft und Kommunikation oder Ernährung und Soziales, erklärt Schulleiterin Karin Rausch.

Dass sich möglichst viele für Technik entscheiden, das wäre den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden (bayme vbm) sehr Recht. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt ist in Erding persönlich im Einsatz. Über 30 Prozent der Mittelschul-Absolventen würden in der Metallindustrie tätig sein, informiert er bei der Begrüßung vor dem Truck. Insgesamt 878 300 Beschäftigte habe der Bereich allein in Bayern. Dieses Jahr zähle die Sparte 15 500 Azubis, Plätze hätte es für 20 000 gegeben. Also: "Wir brauchen euch", sagt er mit Blick in die Schülergruppe.

Dann dürfen die elf Altenerdinger Jugendlichen an die Geräte im umgebauten Lastwagen. Es gibt mehrere Stationen, eine Gruppe programmiert zum Beispiel eine CNC-Fräsmaschine, die dann einen Smiley in ein Stück Alu-Metall schneidet, andere setzen mittels Tablet einen Greifarm in Bewegung oder basteln einen Schaltplan. "Ihr seht, monotone oder schwere körperliche Arbeit erledigen bei uns die Maschinen", betont Brossardt.

Nicht zu übersehen: Der "M+E Info Truck" im neuen Design auf dem Hof der Mittelschule Altenerding. (Foto: Renate Schmidt)
Mitarbeiter Andreas Oswald erklärt den Jugendlichen, wie der Greifarm am Computer in Bewegung gesetzt wird. (Foto: Renate Schmidt)

Er würde sich wünschen, dass sich mehr Mädchen für eine Ausbildung im Elektro- oder Metallbereich interessierten. Es gebe gleiches Gehalt für Mann und Frau und familienfreundliche Arbeitszeiten, wirbt der Hauptgeschäftsführer. An der Mittelschule Altenerding besuchen den Zweig "Technik" laut Karin Rausch inzwischen zu 30 Prozent Schülerinnen. "Die machen sich dort toll." Individuelle Berufsorientierung werde an der Schule großgeschrieben, "wir können es uns nicht erlauben, die Stärken und Talente nicht herauszukitzeln". Der "M+E Info Truck" sei ein guter Baustein.

Mit dem rundum erneuerten Design soll der umgebaute Infobus laut Brossardt "moderner und zeitgemäßer" rüberkommen. 100 000 Euro investiert der Verband heuer in das Projekt. Seit dem Start im Jahr 2016 wurden allein in Bayern etwa sieben Millionen Euro in die Info-Kampagne gesteckt.

Die Schüler sollten alle Möglichkeiten nutzen, sich zu informieren

Nach dem praktischen Teil steht am Donnerstag eine Gesprächsrunde im ausgebauten ersten Stock des Trucks auf dem Programm. Bertram Brossardt weiß, wie man das Eis bricht: "Ihr könnt mich alles fragen, auch Fußball oder so". Prompt geht es schnell um "Messi oder Ronaldo?". Ein Schüler will wissen: "Woher kommen Ihre Eltern?" Er sei im Badischen aufgewachsen, lebe seit 44 Jahren in Bayern, aktuell im Landkreis Erding, so Brossardt.

Die Schüler wollen wissen, wie viel man in der Branche verdient, wie die Arbeitszeiten sind, worauf man bei der Berufswahl achten solle. "Wichtig ist, dass ihr zufrieden in eurem Beruf seid", betont Brossardt. Darum sollten die Schüler alle Möglichkeiten nutzen, sich umfassend zu informieren. Die Elektro- und Metallbranche könne er jedenfalls nur empfehlen, schon allein wegen der "grandiosen Vielfalt". Vom Windrad über Autos oder Satelliten: "Ohne unsere Produkte würde nichts laufen."

Karin Rausch erzählt, dass nach der jüngsten "M+E Info Truck" Tour im vergangenen Jahr zwei Jugendliche in den Technikbereich gewechselt sind.

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