Gemeinderat Au beugt sich:Mit knirschenden Zähnen

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Auf Druck des Landratsamts stimmt der Auer Marktgemeinderat dem Bau zweier Einfamilienhäuser in Sillertshausen zu, die er im April noch wegen der vermeintlich fehlenden Erschließung abgelehnt hat

Von Peter Becker, Au

Zähneknirschend hat der Auer Marktgemeinderat Bauvorhaben im Ortsteil Sillertshausen zugestimmt. Andernfalls hätte das Landratsamt das Einvernehmen der Kommune ersetzt. Das Prozedere, einen Bebauungsplan für das entsprechende Dorf-Mischgebiet aufzustellen, spart sich die Marktgemeinde. Das wäre mit einer Veränderungssperre einhergegangen. Gegen diese hätte der Rechtsanwalt eines der Bauwerber wohl erfolgreich Einspruch einlegen können.

Konkret handelt es sich um zwei Einfamilienhäuser, die in Sillertshausen zwischen einer Zimmerei und einem Hopfenbetrieb entstehen sollen. Der Bauausschuss des Marktgemeinderats hatte diese Vorhaben im April wegen der wohl mangelnden oder gar fehlenden Erschließung der Parzellen abgelehnt. Im Schreiben des Landratsamts heißt es aber, dass diese Angelegenheiten sehr wohl geregelt seien. Notarielle Urkunden bescheinigen beiden Parzellen Geh-, Fahrt- und Leitungsrechte. Anschlussmöglichkeiten an die Wasserversorgung und Entwässerungskanäle seien vorhanden. Was die benachbarten Betriebe angehe, müssten diese sich an die vorgeschrieben Immissionswerte für ein Dorf-Mischgebiet halten.

Bürgermeister Karl Ecker (FWG) sieht die Ursache für den ganzen Hader in Fehlern der Vergangenheit, die vor Antritt seiner Amtszeit gemacht wurden. Damals habe man einfach so Flächen ausgewiesen, in der Absicht, dort entstünde vielleicht ein Gewerbegebiet. Die Gemeinde habe es seinerzeit versäumt, die Flächen rund um Hopfenhof und Zimmerei zu erwerben. Generell sehen einige Markträte Ärger heraufziehen. Sie fürchten, die neuen Nachbarn könnten irgendwann gegen die heimischen Betriebe klagen, weil sie sich gegen den Lärm wehren wollten. Klaus Stuhlreiter (GOL) wollte wissen, ob die Neubürger mit dem Landleben vertraut seien. Denn in einem Dorf sei Lärm unvermeidlich. Er verwies darauf, dass nach der Ernte beim Hopfenbauern die Trockenmaschine oft 14 Stunden und länger laufe. Und die mache einen gehörigen Krach.

Ecker entgegnete, dass es immer Ärger geben könne. Er erinnerte daran, dass jemand in einem Ortsteil auf eine Frau mit der Mistgabel losgegangen sei, nur weil diese die Straße gekehrt habe. Heiner Barth (FWG) erinnerte daran, dass ein Landwirt seine Kühe nicht mehr auf die Weide schicken dürfe, weil dies dem Nachbarn nicht passte. Gerhard Stock (FWG) meinte, die Marktgemeinde habe zwar die Planungshoheit, aber das Landratsamt sei die Genehmigungsbehörde. "Da haben wir keinen Spielraum", stellte er fest. Drastischer drückte es Barth aus. Lehne die Marktgemeinde die Baupläne ab, "stellt sich das Landratsamt hin und macht Bäh!"

Mit 14:5 Stimmen billigte der Marktgemeinderat die Bauvorhaben in Sillertshausen. Wobei Ecker immer noch auf Einsicht der Bauwerber hofft und diese sich auf die Aufstellung eines Bebauungsplans einlassen. Denn eines müssen sich diese zu Herzen nehmen: Um die endgültige Erschließung ihrer Grundstücke müssen sie sich selbst kümmern, sei es um die Müllabfuhr oder das Schneeräumen im Winter. Besonders heikel ist die Entwässerung. "Denn ist der Kanal undicht, dann steht gleich der Staatsanwalt vor der Tür", warnte Ecker.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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