Gemeinde erhebt Einspruch:Ruhe bitte!

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Vaterstetten will mehr Lärmschutz an der Autobahn

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In der Großgemeinde soll es leiser werden. Zumindest in jenen Ortsteilen, die in der Nähe einer der beiden Autobahnen A 94 und A 99 liegen. Ohne Gegenstimmen beschloss nun der Gemeinderat auf Antrag der SPD, dass Vaterstetten Einspruch gegen den neuen Bundesverkehrswegeplan einlegen wird. Darin ist ein Ausbau der beiden durch die Gemeinde führenden Autobahnen vorgesehen, dem will Vaterstetten aber nur zustimmen, wenn gleichzeitig der Schallschutz massiv verstärkt wird.

Ein großer Standortvorteil für Vaterstetten ist, dass die Gemeinde äußerst verkehrsgünstig gelegen ist. Davon profitieren sowohl Pendler wie Gewerbetreibende, allerdings hat die Nähe zu zwei meist stark befahrenen Autobahnen auch einige Nachteile. Bereits heute, so schreibt es die SPD in ihrem Antrag, seien weite Teile der Gemeinde "erheblichen Lärmbelastungen ausgesetzt." Diese treffen besonders die nördlichen Ortschaften, so liegen etwa Neufarn und die Parsdorfer Wohngebiete nur wenige 100 Meter von der A 94 entfernt, in Weißenfeld sind sogar beide Autobahnen gut zu sehen - und zu hören. Auch im westlichen Teil des Hauptortes Vaterstetten gibt es Wohngebiete, die knapp 300 Meter neben der Autobahn liegen und wo diese gut zu hören ist - und es werden bald mehr sein. Denn im geplanten Wohngebiet Vaterstetten Nord und Nordwest werden einmal bis zu 1500 Menschen keinen halben Kilometer Luftlinie entfernt von der A 99 leben.

Ein Ausbau, wie er nun geplant ist, würde "die Situation noch deutlich verschärfen", so die SPD. Im Bundesverkehrswegeplan für die Jahre bis 2020 ist vorgesehen, dass die A 94 zwischen Markt Schwaben und München auf sechs Spuren ausgebaut wird. Die A 99 soll in den kommenden Jahren sogar acht Fahrspuren bekommen. Eine Größe für welche "die bisherigen Schallschutzmaßnahmen unzureichend" seien, so die SPD, weshalb sich der Gemeinderat dringend für Verbesserungen einsetzen müsse. "Das sind wir den Bürgern schuldig", meinte SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier im Gremium.

Eine Ansicht, die von allen anderen Fraktionen und der Verwaltung geteilt wurde. Die Autobahndirektion habe die Gemeinde bereits offiziell über die Ausbaupläne informiert, sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) und dabei auch besseren Lärmschutz versprochen. Geplant seien zwölf Meter hohe Schallschutzwände entlang der Autobahnen, so Reitsberger, dennoch empfahl er dem Gemeinderat dem SPD-Antrag "bitte einstimmig" zu folgen: "Doppelt hält besser." Bauamtsleiterin Brigitte Littke hatte bereits einen Text für den Einspruch formuliert. Demnach setzt sich die Gemeinde dafür ein, dass an den Autobahnen sogenannter "aktiver Schallschutz" installiert werden soll. Darunter versteht man etwa die bereits versprochenen Lärmschutzwände, aber auch Wälle oder Einhausungen. Ausdrücklich abgelehnt werde dagegen passiver Schallschutz, also etwa der Einbau von lärmmindernden Fenstern und Fassaden in den angrenzenden Wohngebieten. Eine Ergänzung, die Mittermeier sehr gut gefiel - genau wie dem Rest des Gemeinderates, der der Empfehlung Reitsbergers einstimmig folgte.

Damit haben schon zwei Gemeinden Einspruch gegen die Ausbaupläne der Autobahnen eingelegt. Bereits Anfang April haben die Poinger ebenfalls besseren Lärmschutz angemahnt.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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