Wörth:Ein Wirtshaus stirbt

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Das Gasthof Klösterl in Wörth ist schon seit Monaten geschlossen. Jetzt hat der Gemeinderat den Abriss beschlossen. (Foto: Renate Schmidt)

Im Ortskern von Wörth schließt die einzige Gastwirtschaft "Zum Klösterl". Gläser und Geschirr gehen an Schnäppchenjäger. Der Gemeinderat hat am Montag den Abriss beschlossen und steht jetzt vor der schwierigen Frage: Was soll aus dem Areal werden?

Von Regina Bluhme, Wörth

Wörth liegt recht malerisch im Tal der Sempt und hat alles, was eine Gemeinde so braucht: Schule, Kindergarten, Gewerbe, Vereine und mit St. Peter eine sehr schön renovierte Kirche. Nur eine bayerische Wirtschaft gibt es nicht mehr. Das Gasthaus "Zum Klösterl" inmitten der Ortschaft ist Geschichte. Am Montag hat der Gemeinderat einstimmig den Abriss beschlossen. Vor wenigen Tagen konnten Stammgäste und Schnäppchenjäger Geschirr, Gläser oder Stühle gegen eine Spende mitnehmen. Wie es auf dem Areal in Gemeindebesitz jetzt weitergeht, ist derzeit ungewiss.

Der Beschluss am Montag ist einstimmig gefallen: Das schwer sanierungsbedürftige, gemeindeeigene Wirtshaus "Zum Klösterl" wird abgerissen, wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2023. Wörths Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) kann noch nicht sagen, was dann mit dem Grundstück im Ortszentrum passieren wird. Dazu brauche es noch eine Beratung und einen Beschluss durch den Gemeinderat, so Gneißl.

Der letzte Wirt vom Gasthof Klösterl: Uli Hafner arbeitet jetzt ein paar hundert Meter weiter im Vereinsheim des SV Wörth. (Foto: Renate Schmidt)
Es war einmal: Der längst geschlossene Saal im Gasthof Klösterl. Die Statik machte nicht mehr mit. (Foto: Renate Schmidt)

Es gebe den Wunsch aus der Bevölkerung, dort wieder ein Gasthaus zu errichten, "das haben wir auf dem Radar", so Gneißl. Doch es gebe auch andere Optionen: ein Neubau mit Wohnungen und Läden, noch sei aber nichts beschlossen, betont er. Vorstellbar sei, dass in der Übergangszeit die Fläche als gekiester Parkplatz zur Verfügung gestellt werde.

Gegen eine Spende konnten Anfang November die Besucher und Besucherinnen das Inventar der Gastwirtschaft, die seit April 2022 geschlossen ist, mitnehmen. Das Geld kommt der Tafel Erding zugute. Zum Tag der offenen Tür kamen zahlreiche Neugierige, auch einige Stammgäste. 340 Euro sind zusammengekommen.

Rudolf Borgo, Vorgänger von Thomas Gneißl und über zwei Jahrzehnte Bürgermeister von Wörth, sagt, dass das Wirtshaus mit Sicherheit bereits seit 1860 in der Ortsmitte stehe. Erbaut ist es aus sogenanntem Stampfbeton. Dabei handelt es sich um unbewehrten, also nicht mit Bauteilen verstärkten Beton, der durch Druckstöße verdichtet wurde. Borgo weiß auch, dass das Klösterl einige Generationen im Besitz der Grafen Moy von Freising war.

Rudolf Borgo kann sich noch daran erinnern, wie im Nebenzimmer ein Arzt praktiziert hat

Als Kind sei er oft dort gewesen, erzählt Borgo, denn seine Tante habe die Küche geführt. Damals habe sie auch für die Schulkinder gekocht - echtes Wirtshausessen für die Wörther Schüler. In den 50er Jahren sei das Nebenzimmer des Gasthofs für kurze Zeit als Sprechzimmer genutzt worden. "Dr. Fiege hat dort behandelt, bevor er in seine eigene Praxis umgezogen ist", weiß Borgo. An den Saal im ersten Stock kann sich der ehemalige Bürgermeister auch gut erinnern. Allerdings sei der schon seit über 20 Jahren gesperrt - wegen der Statik.

Was vom Tage übrig bleibt: Restbestände vom Gasthof Klösterl. Ein Teil wurde für einen guten Zweck verkauft. (Foto: Renate Schmidt)
Das Foto zeigt den Gasthof Klösterl im Jahr 1951. (Foto: Repro: Renate Schmidt)

Uli Hafner war bis April dieses Jahres Wirt im Klösterl. Fast 20 Jahre lang, 2003 hat er angefangen. Er habe mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufgehört, sagt er. Seit Jahren schon war das Klösterl immer wieder in der Diskussion, da es arg sanierungsbedürftig war. Da kam das Angebot des SV Wörth und nun kocht Uli Hafner ein paar hundert Meter weiter im Vereinsheim. Er sei sehr zufrieden und will dort "mindestens die nächsten 20 Jahre bleiben".

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