Fussgängerzone - Pro:Noch viel zu kurz gegriffen

Es wäre angebracht, die Zufahrt zur gesamten Erdinger Altstadt möglichst umfassend zu beschränken

Von Florian Tempel

Es ist nichts anderes als eine Fehlentwicklung der Moderne, dass jeder, der ein Auto besitzt, damit mitten hinein in eine historisch gewachsene Stadt fahren darf. Die Begeisterung früherer Generationen, dass man wirklich nirgends mehr zu Fuß gehen muss, sondern von seinem Automobil bequem überall hingebracht wird, mutet heutzutage doch geradezu lächerlich an. Wer wird denn als Autofahrer noch darauf bestehen, dass ihm auch die schönsten Innestädte geöffnet sein müssen? Welcher Italientourist beklagt sich, dass er nicht durchs historische Siena rumpeln darf? Die Frage, ob die Lange Zeile eine Fußgänger- oder zumindest eine weitgehend autofreie Zone werden sollte, ist noch viel zu kurz gegriffen: Es wäre angebracht, die Zufahrt zur gesamten Erdinger Altstadt möglichst umfassend zu beschränken. Auch der Schöne Turm gehört für motorisierten Verkehr gesperrt.

Man muss die Betonung gar nicht auf Fußgänger legen. Es geht darum, dem bislang uneingeschränkten Autoverkehr Einhalt zu gebietet. Die Stadtbusse sollen natürlich weiter durch die Lange Zeile fahren und auch alle Fahrradfahrer. Auch die Anlieger werden die ausdrückliche Erlaubnis erhalten, weiterhin mit ihren Autos zu ihren Wohnungen fahren zu können. Und den Geschäftsleuten in der Langen Zeile wird das alles nichts ausmachen. Ganz im Gegenteil. Ihr Umsatz wird nicht einbrechen, sondern sie werden noch mehr verkaufen. Weil die Leute nach wie vor nach Erding kommen werden, um durch die wunderbar autofreie Altstadt zu bummeln.

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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