Freising:"Es wird weh tun"

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Beim Klimaforum Freising geht es um nachhaltige Mobilität, klimaförderliches Baurecht und erneuerbare Energien

Von Thilo Schröder, Freising

"Miteinander statt gegeneinander für effizienten Klimaschutz", so hatte der Freisinger Landratskandidat der FDP, Tobias Weiskopf, für sein "Klimaforum Freising" geworben. Man müsse "mit Freising zusammen voran gehen" statt politisch zu taktieren. Beim Auftakt am Montagabend im Furtner mit Vertretern fast aller Parteien auf dem Podium wurde zunächst auch konstruktiv diskutiert. Gegen Ende taten sich aber doch parteipolitische Gräben auf.

Etwa dreißig Interessierte waren der Einladung gefolgt. Es diskutierten neben Weiskopf: Jürgen Mieskes, OB-Kandidat der Freisinger CSU, Philomena Böhme, Stadtratskandidatin der Freisinger Mitte, Alina Graf, Kreisverbandsvize der SPD, Martin Vaas, Allershauser Gemeinderat der Parteifreien Wähler und Zweiter Bürgermeister, und Peter Helfert, parteiloser Stadtratskandidat auf der Freisinger ÖDP-Liste. Nur die Grünen fehlten: OB-Kandidatin Susanne Günther hatte aus Protest abgesagt, sie hätte sich ein gemeinsames Format für ein solches Forum gewünscht. Als Moderator fungierte Eric Veulliet, Geologe und Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Veulliet mahnte, für effizienten Klimaschutz sei eine beträchtliche und beständige Emissionsreduktion nötig, außerdem eine hohe Anpassungsleistung und ein fundamentaler Transformationsprozess hin zu einer CO₂-freien Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund diskutierten die Politiker, was über Parteigrenzen hinweg vor Ort an klimafreundlichen Maßnahmen umsetzbar sei. Im ersten Block ging es um Baurecht und erneuerbare Energien. Graf stellte zur Disposition, Flachdächer mit Photovoltaikanlagen zu erzwingen. Vaas berichtete, wie man für ein Neubaugebiet in Allershausen im Bebauungsplan fossile Brennstoffe ausgeschlossen habe. "Da muss man dann auch mal den Arsch in der Hose haben und Regeln aufbrechen." Mieskes sprach sich für Photovoltaikanlagen auch in der Freisinger Innenstadt aus, allerdings mit Anreizen statt Zwängen. "Da hätten wir viel zu viel damit zu tun, Anreize zu schaffen, dann scheitert der eigentliche Gedanke der Umsetzung", warf Böhme ein. Außerdem stehe die Innenstadt unter Denkmalschutz, sagte FSM-Stadträtin Katrin Stockheim aus dem Publikum. Es gelte, abzuwägen. "Es kann sein, dass wir in unseren Denkschemen einiges aufbrechen müssen", kommentierte Veulliet, "Sie werden sich an Kanten reiben, es wird weh tun. Seien Sie mutig."

Im zweiten Block ging es um Mobilität. Es brauche ein Schnellbussystem und eine gute Infrastruktur für Elektroladesäulen, sagte Weiskopf. Das sei ja toll, aber es fehle ein Mobilitätsumdenken, sagte ein Einzelunternehmer aus dem Publikum. Statt Taktungen von Buslinien zu reduzieren, müssten diese ausgeweitet werden. Helfert plädierte für eine autofreie Innenstadt. Dafür müsse man aber erst die Voraussetzungen schaffen, sagte Weiskopf. Vaas warf ein, dass für eine klimafreundliche Infrastruktur, etwa mit mehr Radwegen, Grundstücke gekauft werden müssen, was für Kommunen teuer sei. Allgemein überwog auf dem Podium die Kritik an bisherigen Maßnahmen. Daran änderte auch Stockheims erneuter Einwurf nichts, wonach die Kreisstadt bereits viel in die Verkehrswende investiere. Über einen notwendigen Ausbau des Radwegnetzes waren sich die Anwesenden einig. Mit Bezug auf Weiskopf sagte Böhme, die im Bau befindlichen Umgehungsstraßen seien "schon mal ein großer Schritt", um Autos aus der Innenstadt zu bekommen. Ein Student im Publikum widersprach: Die teure Westtangente sei keine nachhaltige Investition. Der ÖPNV müsse zudem nicht nur ausgebaut, sondern auch günstiger werden.

Am Ende wurde es dann doch politisch. "Ich würde mir wünschen, dass wir diese parteipolitische Denke beenden", sagte Grünen-Kreisrat Toni Wollschläger aus dem Publikum. "Und dass der Tobias Weiskopf mit uns gegen die dritte Startbahn stimmt." Der antwortete, mit Verweis auf den unbesetzten Stuhl und in Anspielung auf die abwesende Susanne Günther: "Ich hätte mich gefreut, wenn da jemand auf dem Stuhl sitzen würde." Graf versuchte, zu beschwichtigen. Gerade unter jungen Leuten bestehe über Parteigrenzen hinweg ein Konsens, wenn es ums Klima gehe. "Wenn mehr Junge in den Freisinger Kreistag kommen, dann heben auch mehr Leute bei solchen Abstimmungen die Hand." Letztlich bezeichnete Veulliet die Diskussionsrunde in seinen Abschlussworten als "politisch angehauchte unpolitische Veranstaltung".

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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