Forstinning:Randale am Grab

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Das Grab mit dem Snowboard statt eines Steins wird besonders oft beschädigt. (Foto: Christian Endt)

Diebstähle und Beschädigungen am Waldfriedhof beschäftigen die Polizei

Von Anselm Schindler, Forstinning

Die Polizei tappt bislang im Dunkeln: "Erklären können wir uns das gar nicht", sagt Helmut Hintereder, Leiter der Polizeiinspektion Poing. Und auch Karin Reischl kann sich nicht vorstellen, "warum jemand so was macht". Mit verständnislosem Blick steht sie vor dem Grab ihres Sohnes am Forstinninger Waldfriedhof. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten Dekorations-Gegenstände von diesem Grab gestohlen. Zwei mal schon wurde versucht, das Snowboard, das anstelle eines Grabsteins in einen Betonsockel eingelassen ist aus der Verankerung zu reißen, berichtet Karin Reischl.

Ihr Mann schreitet um das Grab herum: "Da habe ich neue Schrauben rein gemacht", sagt Hans Reischl und deutet an die Stelle, an der das Board in den Betonsockel eingelassen ist. Einen Anhaltspunkt, wer - und vor Allem warum - das Grab seines Sohnes beschädigt wurde hat auch er nicht. "Ich hoffe da auf Hinweise aus der Bevölkerung", sagt Hans Reischl.

In den vergangenen Jahren sei es am Forstinninger Waldfriedhof schon öfter zu Sachbeschädigungen und Diebstählen gekommen, erinnert sich Karin Reischl: Die Dachrinne des Friedhofsgebäudes sei gestohlen worden - wohl wegen des Kupfers. Und am Toilettenhäuschen wurden rechtsradikale Schmierereien hinterlassen. "Vor einiger Zeit wurde auch einer der Grabsteine mit Farbe beschmiert", erinnert sich Reischl. Sie habe der Gemeinde vorgeschlagen, am Friedhof eine Kamera installieren zu lassen, auch um den Tätern auf die Spur zu kommen, die das Grab ihres Sohnes beschädigt haben.

Doch die Gemeinde lehnte den Vorschlag ab, "die haben gesagt, dass das zu viel Geld kostet". Auch mit der Sachbearbeiterin, die in der Gemeinde für die Verwaltung des Friedhofes zuständig ist hatten die Reischls schon Kontakt. "Der waren nicht einmal die Fälle mit den Sachbeschädigungen bekannt." Das Grab ist liebevoll geschmückt. Ein Stein liegt auf der Erde, in bunten Buchstaben ist der Name Kilian draufgepinselt. Kerzen flackern und auch eine kleine Freiheitsstatue steht zwischen der Bepflanzung.

Ins Auge fällt das kreativ gestaltete Snowboard, das den Grabstein ersetzt. "Könnte natürlich sein, dass das jemandem einfach nicht gefällt", sagt Polizeichef Hintereder. "Aber das sind nur Spekulationen." Auf dem Snowboard steht auch das Todesdatum des jungen Mannes, der 23. April 2011. Mit 17 Jahren kletterte er bei Feldkirchen auf den Anhänger eines Güterzuges und bekam einen Stromschlag von der Oberleitung - er war sofort tot.

Einige Wochen vor Weihnachten stellten Hans und Karin Reischl einen geschnitzten Tannenbaum auf das Grab ihres Sohnes. Auch der Baum wurde gestohlen. Genau wie eine große Laterne und andere Gegenstände. Sie hofften, dass sich die Fälle klären lassen, sagt Karin Reischl. Auch, wenn die Wahrscheinlichkeit nicht allzu groß sei.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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