Flughafen München:Bezahlbare Wohnungen für Mitarbeiter

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Arbeitsplätze gibt es am Flughafen, Wohnungen sind Mangelware in der Region. Jetzt will die FMG ihren Mitarbeitern helfen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die FMG will in den nächsten Jahren 600 Appartements vermieten, ohne damit Gewinn machen zu wollen. Ebenfalls geplant: Geschosswohnungen im Umland

Von Regina Bluhme, Erding

Werkswohnungen waren gestern, heute heißt das Mitarbeiterappartement oder Boardinghaus. Und hier hat sich die Flughafen München Gesellschaft (FMG) einiges vorgenommen. 600 erschwingliche Wohneinheiten sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren für die Beschäftigten entstehen. Von Juli an werden im Münchner Stadtteil Bogenhausen 46 Appartements vermietet, in Hallbergmoos stehen dem Plänen zufolge von Frühjahr 2019 an 135 Wohneinheiten bereit. Pro möbliertem Appartement soll die Warmmiete um die 500 Euro betragen. Gewinn wolle die FMG nicht machen, betont Rudolf Strehle, der Umlandbeauftragte der FMG. Angepeilt werde eine "schwarze Null".

Seit etwa zwei Jahren gibt es in dem Immobilienbereich der FMG eine eigene Abteilung, die sich ausschließlich mit Wohnraum für Mitarbeiter beschäftigt. Erstes Ergebnis ist nun der Gebäudekomplex mit 46 möblierten Einzimmer-Appartements im Münchner Stadtteil Bogenhausen. Das Objekt sei von einem Investor neugebaut worden und werde von der FMG "langfristig vollständig angemietet", informiert Rudolf Strehle im Gespräch mit der SZ. Im Juli können die ersten Mitarbeiter dort einziehen. Das zweite Objekt steht in Hallbergmoos im Landkreis Freising. Dort wird in einem Gewerbegebiet ein leerstehendes Gebäude umgebaut. 135 Wohneinheiten, Ein- und Zweibettzimmer, sollen im Frühjahr 2019 bezugsfertig sein. Da in einem Gewerbegebiet dauerhaftes Wohnen nicht erlaubt sei, werden hier nur Zimmer für jeweils maximal ein halbes Jahr angeboten, so Strehle. Das passe dann für die Mitarbeiter, die beispielsweise aufgrund zeitlich begrenzter Projekten am Flughafen tätig seien. Auch Berufsanfänger, die von außerhalb neu in die Region kämen, könnten hier erst einmal eine Bleibe finden.

"Es hat sich herumgesprochen, dass die FMG auf der Suche nach Wohnraum ist", berichtet der Umlandbeauftragte. So kämen mittlerweile einige Investoren von sich aus auf die GmbH zu. Interessenten müssten bei diesen Projekten "mit einer vielleicht ein bisschen niedrigeren, aber dafür absolut sicheren Rendite" rechnen. Ziel sei eben eine erschwingliche Miete. Angepeilt werde für ein möbliertes Appartement eine monatliche Warmmiete von 500 Euro. Die FMG wolle keinen Gewinn erzielen, "aber mindestens eine schwarze Null soll erreicht werden".

Die Wohnungen sind ausschließlich für FMG-Mitarbeiter gedacht. In einem zweiten Schritt, so Strehle, könnten dann je nach Auslastung auch die Beschäftigten der Tochtergesellschaften zum Beispiel im Bereich Einzelhandel oder Gastronomie berücksichtigt werden. Die Kriterien für die Vergabe wurden laut Strehle in einer Vertriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat festgelegt. Ein Kriterium sei unter anderem beispielsweise das Einkommen.

Weitere Projekte sind laut Strehle derzeit noch nicht spruchreif. Die FMG sei mit mehreren Umlandgemeinden im Gespräch, vor allem dort, wo die FMG eigene Grundstücke besitze. "Wir sind auf einem guten Weg", versichert der Umlandbeauftragte der FMG. Mancherorts müsse erst noch Baurecht geschaffen werden, und mitunter gilt es auch Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn es werde kein Reihenhaus geplant, sondern Geschosswohnungsbau. "Wir sind in einem engen Dialog", verrät Strehle. Gegen den Willen einer Gemeinde wolle und könne die FMG nicht bauen.

Die FMG suche auch in "größerer Umgebung", zum Beispiel in der Großen Kreisstadt Erding. Hier verläuft praktischerweise die Buslinie 512 zum Flughafen - vom S-Bahnhof Erding übers Stadtgebiet und die Gemeinde Oberding. Die Linie, die von 4 Uhr morgens bis 24 Uhr getaktet ist und von der FMG, Erding und Oberding bezuschusst wird, hat in Erding eine interessante Haltestelle: vor einem Grundstück neben dem Erdinger Weißbräu, wo der Dorfener Investor Georg Scharl 2015 einen Gebäudekomplex mit 200 Wohnungen geplant hatte. Die Sache zerschlug sich wegen europäischer Vergaberichtlinien. Aktuell wird wieder geplant: Nun will Scharl für Beschäftigte von Bundes- und Landesbehörden bauen. Strehle bestätigt, dass die FMG an dem Objekt interessiert sei. Sollten dort Plätze frei bleiben - "wir sind für Gespräche offen". Strehle sieht aber nicht nur den Flughafen in der Pflicht, erschwinglichen Mitarbeiterwohnraum zu schaffen. "Es sollten noch viele andere Arbeitgeber wieder oder neu einsteigen."

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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