Keine Entspannung in Sicht:Neuer Höchststand von Geflüchteten

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Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine kamen Mitte März im Landkreis an und wurden im Landratsamt empfangen. (Foto: Renate Schmidt)

Das Landratsamt sucht dringend Wohnungen und erschlossene Grundstücke für Container. Die Belegung von Turnhallen soll so lange wie möglich vermieden werden.

Von Thomas Daller, Erding

Das Landratsamt bereitet sich auf die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen, insbesondere aus der Ukraine vor. Die Gesamtzahl der aufgenommenen Flüchtlinge aller Nationalitäten liege aktuell bei 2244, jede Woche kämen durchschnittlich 30 weitere hinzu, sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bei der Jahrespressekonferenz. Der bisherige Höchststand im Jahr 2015 seien etwa zwei Drittel davon gewesen. "Das wird bei der Bevölkerung gar nicht so wahrgenommen. Das ist ein absoluter Höchststand", sagte Bayerstorfer. Das mache die Unterbringung sehr schwierig. "Wir haben fast keine Unterkünfte mehr."

In den vergangenen Monaten kamen insbesondere Geflüchtete aus der Ukraine im Landkreis Erding an. Zu Beginn des Krieges befanden sich in den dezentralen Asylunterkünften 56 ukrainische Flüchtlinge, zum Jahresende 2022 sind es mittlerweile 522. Davon sind 215 weiblich, 106 männlich und 201 Kinder. Die Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge erfolgte auf verschiedene Arten. Zu Beginn des Krieges wurden sie teilweise unmittelbar aufgenommen, wenn sie sich im Landkreis vorstellten. Später erfolgte dann die Aufnahme im Rahmen von Bussen oder als reguläre Zuweisung.

Insbesondere die Busse mit bis zu 50 Personen stellten den zuständigen Fachbereich im Landratsamt vor erhebliche Herausforderungen, da eine große Anzahl an Personen innerhalb eines Tages erfasst, mit einem Geldbetrag versorgt und auf die Unterkünfte verteilt werden musste, wie Bayerstorfer sagte. Zwischen März und Juni dieses Jahres kamen insgesamt 13 Busse mit 462 ukrainischen Geflüchteten an, die von der Regierung von Oberbayern geschickt wurden. Die allermeisten Flüchtlinge waren Familien. Von Mitte Oktober bis Ende des Jahres gab es zwei weitere Busse mit insgesamt 63 ukrainischen Flüchtlingen. Zusätzlich zu den Bussen und den regulären Zuweisungen wurden seit Mai in den dezentralen Asylunterkünften insgesamt 97 anerkannte ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, die seit Kriegsbeginn im Landkreis Erding privat unterkamen, dort aber nur einen begrenzten Zeitraum bleiben konnten.

Nach Aussage der Regierung von Oberbayern sei weiterhin keine Entspannung der Situation in Sicht. Bayerstorfer sagte, er wolle die Unterbringung in Turnhallen oder Traglufthallen weiter vermeiden. "Ich weiß aber nicht, wie lange wir das durchhalten können." Von den 20 oberbayerischen Landkreisen gebe es nur noch drei, die keine Turnhallen belegen würden, darunter sei Erding. Eine Ausnahme gebe es: die Turnhalle in Eichenried werde als Unterkunft genutzt. Diese Halle werden aber nicht mehr für den Schulbetrieb benötigt. Die Turnhalle am Gymnasium Dorfen gelte als Reserve. Bis auf drei Gemeinden im Landkreis seien die Kapazitäten an Wohnungen ausgeschöpft, so der Landrat. "Wir nehmen eigentlich alles, was wir kriegen", betonte er. Hauptsache ein Dach über dem Kopf, und die Stromversorgung und die Heizung funktioniere. Weitere Dinge wie Wlan könne man immer noch nachrüsten. Aber die Vorschriften besagen, dass man nur abgeschlossene Wohneinheiten anmieten könne, keine zwei Zimmer zum Beispiel in einer Wohnung oder Haus, auch wenn nach wie vor mehr als 500 Ukrainer privat untergebracht sind. Alles andere mache die Regierung von Oberbayern nicht mit.

Nachdem das Kontingent an Wohnungen nahezu ausgeschöpft sei, bestellt der Landkreis jetzt Container. Um sie aufzustellen, benötige man weitere Flächen. Wer welche zur Verfügung stellen könne, solle sich beim Landratsamt melden, bei Lisa Kölbl unter der Telefonnummer 08122/581026. "Baurechtlich geht fast alles", sagte Bayerstorfer. Das Grundstück sollte aber erschlossen sein. Und eventuell eine Bushaltestelle sollt in der Nähe sein, um mehr Mobilität den Flüchtlingen zu ermöglichen.

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