Tempo 30 soll den Verkehr sicherer machen:"Echte hochwertige Radwege fehlen"

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Konrad Thees (l., Sprecher Kreisverband Erding der Grünen) und Thomas von Sarnowski (Parteivorsitzender der Grünen Bayern) am Infostand Radentscheid Bayern am Kleinen Platz in Erding. (Foto: Stephan Görlich)

Bayern soll den Radverkehr stärker ausbauen und fördern. Das ist das Ziel des Volksbegehrens "Radentscheid Bayern". Obwohl die Kreisstadt Erding Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK in Bayern) ist, gibt es nach Meinung der Erdinger Grünen auch hier noch viel zu tun.

Von Thomas Daller, Erding

Bayern soll den Radverkehr stärker ausbauen und fördern. Das ist das Ziel eines Volksbegehrens, das von fünf Parteien sowie Verbänden und Initiativen wie Bund Naturschutz, ADFC oder VCD unterstützt wird. Auch im Landkreis und in Erding sei noch viel Luft nach oben, sagen die Grünen, obwohl die Kreisstadt seit Anfang des Jahres offiziell in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK in Bayern) aufgenommen worden ist. So seien beispielsweise die Radwege in der Kreisstadt viel zu schmal und dadurch unsicher. Tempo 30 sei deshalb in der Stadt erforderlich. Und landkreisweit haben sie genug vom Lamentieren der Politiker über den schleppenden Grunderwerb für neue Radwege: Wenn man eine Umgehungsstraße bauen wolle, funktioniere der Grunderwerb auch, es fehle nur am Mut und dem Willen, es umzusetzen.

Thomas von Sarnowski ist seit 2021 einer der beiden Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen. Der 34-Jährige stammt aus Ebersberg und hat sich von dort aus aufs Radl geschwungen, um mit den Erdinger Grünen eine Runde durch deren Stadtgebiet zu drehen. Schon die Anreise sei unterschiedlich gewesen: "Von Ebersberg bis Forstinning gab es einen guten Radweg, dann hat es aufgehört", sagte Sarnowski.

Unübersichtliche Radwegeführung

In Erding gab es weitere Problemstellen: An manchen Strecken fehlen Querungsmöglichkeiten, an anderen die Beleuchtung. Manche verlaufen auf Schotterwegen, andere sind schlecht einsichtig. Die Radwegeführung am Kreisverkehr Ecke Münchner und Dachauer, der von vielen Schülern genutzt werde, sei inkonsequent und unübersichtlich. Vor allem aber gebe es in Erding viele linksseitige Radwege, die sehr schmal seien, die Mängel bei Querungen hätten und sich nur auf Radwegekarten gut machen würden. Es gebe keine "echten hochwertigen Radwege, die sicher und komfortabel sind", lautete Sarnowskis Bilanz. Um diese bestehenden Radwege sicherer zu machen, sei Tempo 30 in der Stadt erforderlich

Konrad, Thees, Schüler und Sprecher der Grünen, Ortsverband Erding. (Foto: Renate Schmidt)

Konrad Thees, Sprecher der Erdinger Grünen, sagte, er bestreite nicht, dass man in Erding in den vergangenen Jahren einiges für Radfahrer getan habe. Aber auch der Beitritt zur AGFK sei nicht ausreichend, wenn man Maßnahmen nur ankündige und nicht umsetze. Erforderlich sei ein durchgängiger Radverkehr durch die ganze Stadt. Wenn das nicht realisiert werde, "werden sich ansonsten die Bürger bei der nächsten Kommunalwahl daran erinnern, wer das nicht umgesetzt hat", sagte Thees.

Thees und Sarnowski warben am Infostand zusammen mit dem ADFC Erding für das Volksbegehren "Radentscheid". Dabei nimmt man die Staatsregierung in die Pflicht und misst sie an deren Zielen. 2017 hat die Staatsregierung beschlossen, den bayernweiten Radverkehrsanteil bis 2025 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Seither ist der Radverkehr aber nur von zehn auf elf Prozent gestiegen. Kein Wunder, so die Initiatoren des Begehrens: Radwege, Abstellanlagen fehlen oder sind häufig so dürftig und unsicher, dass sie nicht zum Radfahren einladen.

Holprige Feldwege oder die Landstraße

Auf dem Land fehle ein Radwegenetz und man habe oft nur die Wahl zwischen holprigen Feldwegen oder Radeln auf der Landstraße, wo man mit sehr hohen Geschwindigkeiten und wenig Abstand von schweren Kraftfahrzeugen überholt werde. Radmitnahme in Bus und Bahn sei meist nicht möglich, teuer und nicht garantiert. Das wolle man ändern, mit einem Radgesetz, das die Staatsregierung und die Kommunen verpflichte, nicht nur von umweltfreundlicher Mobilität zu reden, sondern diese auch rasch zu ermöglichen.

Sarnowski sagte, man müsse beispielsweise bei jeder Sanierung einer Staatsstraße künftig einen Radweg dazu bauen. Auch die Landkreise müssten stärker in die Pflicht genommen werden. Klagen über Probleme beim Grunderwerb lasse er nicht gelten: Bei Ortsumfahrungen bekomme man den Grund auch, es fehle nur am politischen Willen und dem Mut, das ebenfalls umzusetzen.

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