Fahrenzhausen:Gesund länger leben

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Tierärzte und Landwirte sollen Monitoringprogramm für die Milchviehhaltung nutzen

Eine längeres Leben und gesündere Milchkühe ist das Ziel des Programms "Pro Gesund", das das Bayerische Landwirtschaftsministerium 2012 gemeinsam mit der Landestierärztekammer startete. 630 000 Euro steckte das Ministerium bislang in das umfangreiche Monitoringprogramm, das Stalldaten wie Milchleistung, Zellgehalt der Milch oder Kraftfutterverbrauch mit den Gesundheitsdaten einer Kuh verbindet. "Tierärzte und Landwirte nutzen gemeinsam das Datenmaterial für ein optimales Herdenmanagement und eine intensive Betreuung der Tiere", erläuterte Projektleiterin Eva Zeiler auf dem Milchviehbetrieb der Familie Betz in Fahrenzhausen, der an dem kostenlosen Programm für Landwirte teilnimmt.

Tatsächlich ist Handlungsbedarf dringend nötig, denn eine Kuh lebt durchschnittlich nur 2,7 Laktationen, das heißt, sie wird geschlachtet, nachdem sie knapp drei Kälber geworfen hat und ungefähr vier Jahre alt ist. Die häufigsten "Abgangsursachen" sind Euterkrankheiten, Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen sowie Klauenerkrankungen. Gesunde Kühe werden bis zu 20 Jahre alt. Nach Angaben des Ministeriums nehmen bisher landesweit 1750 Landwirte und 150 Tierärzte an dem Programm teil.

"Wir wollen weg von der Feuerwehrmedizin und gesundheitliche Probleme der Tiere frühzeitig erkennen, um den Medikamenteneinsatz zu reduzieren", erläutert Veterinärmedizinerin Zeiler. Mit dem Datenmaterial könnten Tierärzte und Landwirtschaftsberater gemeinsam mit dem Bauern die Probleme in den Ställen beheben und das Management verbessern. Aber auch die Krankheitsprophylaxe in den Ställen werde immer wichtiger, betonte Siegfried Moder, Präsident des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte. Es gehe darum, die Tierarztkosten zu senken und den Arzneimitteleinsatz zu reduzieren. Dafür liefere "Pro Gesund" die Datengrundlage, so Moder.

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner wies bei seinem Besuch in Fahrenzhausen nicht nur auf die Notwendigkeit einer verbesserten Tiergesundheit hin, er appellierte an alle Milchviehhalter, dieses freiwillige Programm zu nutzen, und an alle Bauern, ihre Stalltüren für interessierte Konsumenten zu öffne. Er rate allen Landwirten, ihre Produktionsabläufe transparent zu machen und Fragen zu beantworten, denn das Interesse der Öffentlichkeit an der landwirtschaftlichen Erzeugung nehme zu.

Schließlich nutzte der Minister den Besuch auf dem Betrieb in Fahrenzhausen auch zu einem politischen Rundumschlag, denn "so könne es mit den billigen Preisen für Lebensmitteln in Discountern nicht weiter gehen". Er führe ständig Gespräche mit den großen Lebensmittelhändlern, um die Talfahrt des Milchpreises zu stoppen. Denn die beste Tiergesundheit nütze nichts, wenn der Landwirt für seine Milch immer weniger bekomme.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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