Europawahl im Landkreis:Grüne jubeln, SPD stürzt ab

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Viel Arbeit hatten die Wahlhelfer wie hier im Wahllokal Museum in Erding, denn die Wahlbeteiligung war mit 63,28 Prozent außerordentlich hoch. (Foto: Renate Schmidt)

CSU bleibt bei der Europawahl stärkste Kraft im Landkreis. Wahlbeteiligung liegt mit 63,28 Prozent deutlich über bisherigen Werten. Stieglmeier: Klimawandel prägte Wahlverhalten mit

Von Thomas Daller, Landkreis

Die CSU mit ihrem Spitzenkandidaten Manfred Weber bleibt bei den Europawahlen im Landkreis Erding mit 41,49 Prozent stärkste Partei. Damit verliert sie nur etwa einen Prozentpunkt gegenüber den Europawahlen 2014. Viel größere Verluste musste hingegen die SPD mit 6,52 Prozent hinnehmen, deren Wählerstimmen sich in vielen Gemeinden geradezu halbierten. Die Grünen hingegen konnten in vielen Gemeinden ihr Ergebnis von 2014 fast verdoppeln und sind nun mit 17,69 Prozent zweitstärkste Kraft. Die euroskeptische AfD erzielte mit 9,19 ein nahezu identisches Ergebnis wie 2014; FDP, Freie Wähler und ÖDP erzielten leichte Zuwächse. Die Wahlbeteiligung war mit 63,28 Prozent deutlich höher als bei den Europawahlen 2009 und 2014, wo sie jeweils bei etwa 43 Prozent gelegen hatte.

Umfragen zufolge haben Bayerns Bürger nach folgenden Einzelthemen entscheiden: Mehr als 80 Prozent wollen eine eigenständigere EU-Außen- und Sicherheitspolitik, 75 Prozent größere Unabhängigkeit von den USA, 63 Prozent wollen mit ihrer Wahl ein Gegengewicht gegen Europagegner bilden und 41 Prozent wollen ihre Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen in Deutschland zum Ausdruck bringen.

Unabhängig von diesen Motiven zeigt sich jedoch wieder ein bekanntes Muster im Landkreis: Die CSU hat ihre Hochburgen in den Holzlandgemeinden, in Fraunberg und in St. Wolfgang, die SPD in der Stadt Erding, in Wörth und Ottenhofen, die Grünen sind in Dorfen und Wörth am stärksten. Freie Wähler haben die meisten Wähler in den Gemeinden Berglern, Langenpreising und Lengdorf, schneiden aber in den beiden Städten am schlechtesten ab. Die AfD hat Bastionen in Buch am Buchrain, Isen und Moosinning. In Buch am Buchrain und Moosinning ist auch die FDP am Stärksten. Die Linke schneidet in der Stadt Erding und in Eitting regelmäßig am besten ab. Für den CSU-Kreisvorsitzenden Martin Bayerstorfer ist es ein gutes Ergebnis, er legt dabei die Messlatte bei den Landtagswahlen 2018 in Bayern an. Jede Wahl sei ein Stimmungsbarometer und er freue sich, dass die CSU bei den Europawahlen ein deutlich besseres Ergebnis erzielt habe. Dass die CSU nicht so stark betroffen von Wählerwanderungen war wie andere Parteien, schreibt er dem Zusammenhalt in der Partei und in der Wählerschaft zu.

Der SPD-Kreisvorsitzende Martin Kern kann sich ob des dramatischen Absturzes in der Wählergunst nur noch in Zweckoptimismus retten: Er finde es gut, dass die Europabefürworter "deutlich in der Überzahl" seien und er freue sich, dass die Grünen so gut abgeschnitten hätten. Allerdings seien seiner Ansicht nach viele SPD-Wähler zu den Grünen abgewandert. Mit einer der Gründe, dass man 2014 besser abgeschnitten habe, sei der Spitzenkandidat Martin Schulz gewesen. "Aber es gibt nichts zu beschönigen", sagte Kern: "Wir sind von der großen Koalition vorbelastet, und das wird sich auch nicht ändern, solange sie noch steht. Wir werden noch die eine oder andere Klatsche kriegen." Markus Grill, SPD-Geschäftsführer für die Landkreise Erding und Freising, sagte, dass in beiden Landkreisen das Abschneiden ähnlich sei: "Es ist Not gegen Elend".

Helga Stieglmeier, Vorstandsprecherin des Kreisverband der Grünen, bezeichnete das Abschneiden ihrer Partei als "fantastisch"; sowohl im Landkreis als auch bundesweit. Sie geht davon aus, dass der Klimawandel stärker im Bewusstsein der Wähler angekommen sei. Das sehe man auch an der Bewegung "Fridays for Future", von denen die meisten zwar noch nicht wählen dürften, aber ein Indiz für die Verankerung dieses Themas sei. "Das Wirtschaftswachstum nützt uns nichts, wenn unsere Lebensbedingungen zerbrechen." Viel Zustimmung sei vor allem von jüngeren Wählern gekommen, sie habe ein Zwischenergebnis bei den Erstwählern in Bayern gesehen, bei denen die Grünen mit 35 Prozent stärkste Kraft gewesen seien. "Die CSU war dabei relativ abgeschlagen." Außerdem freue sie sich, dass die AfD nicht zugelegt habe: "Die haben ihr Potenzial bereits ausgeschöpft."

© SZ vom 27.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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