Erding:Störche fühlen sich im Landkreis wohl

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Sie sind Gewinner des Klimawandels: Für immer mehr Störche besteht keine Notwendigkeit mehr, im Winter in den Süden zu ziehen. Sie überwintern auch im Landkreis Erding, wie hier in der Nähe von Eitting. (Foto: Andreas Hartl/oh)

In Dorfen, Langengeisling, Eitting, Erding und Sonnendorf kehren Störche jährlich zu ihren Horsten zurück. Laut LBV Angaben tummeln sich an die 20 Tiere im Landkreis.

Von Elisa Pfleger, Erding

In Siggenhofen, nahe der südlichen Landkreisgrenze, steht ein neues Zuhause: Elf Meter über dem Boden, mit Blick in die direkte Natur, hat es sich ein Storch in seinem Horst gemütlich gemacht.

Benedikt Sommer und Richard Straub aus der Kreisgruppe Ebersberg vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) haben den neuen Horst vor Kurzem angebracht, um eine Storchenfamilie umzusiedeln. Die Störche hätten zuvor direkt über dem Friedhof auf einem Mast der SEW-Werke genistet und zum Ärger der Angehörigen die Gräber verschmutzt, erzählt Straub.

Der Naturschützer aus Markt Schwaben ist nicht nur auf Störche spezialisiert. Auch mit Gebäudebrütern und Fledermäusen kennt er sich hervorragend aus. Vor knapp 30 Jahren begann er zuerst eigenständig Nistkästen zu bauen, bevor er sich mit Gleichgesinnten für die Natur einsetzte.

Gelungen ist Sommer und Straub das Umzugsprojekt mit einem Kniff: Die beiden Vogelexperten brachten den neuen Horst zwei Meter höher als das alte Nest an. Störche bevorzugen höher gelegene Nistplätze, da sie so ihre Umgebung besser im Blick behalten. Und so, berichtet Straub, finde der Storch den alten Mast inzwischen uninteressant. Die Anschaffung des neuen Holzpfeilers und seinen Aufbau übernahmen die SEW-Werke.

Aktuell ist der Storch noch allein, aber Straub ist guter Dinge, dass sich das ändert. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Männchen früher aus dem Überwinterungsgebiet zurückkehrten, um den Hausputz zu erledigen. Ganz sicher können sich die Tierschützer allerdings nicht sein, dass es sich um dasselbe Tier wie im vorigen Jahr handelt. Der Storch trägt nämlich keine Markierung, die dies eindeutig belegt.

Ob er nun der altbekannte Storch des letzten Jahres ist oder nicht - wohl fühlt er sich in Siggenhofen allemal. Und da ist er nicht der Einzige: Das bayerische Weißstorch-Schutzprogramm, das 2017 auslief, war außerordentlich erfolgreich. Inzwischen gelten Störche nicht mehr als gefährdet und etwa 630 Storchpärchen genießen ihr Leben im Freistaat. Auch in Dorfen, Langengeisling, Eitting, Erding und Sonnendorf kehren Störche jährlich zu ihren Horsten zurück. Laut LBV Angaben tummeln sich an die 20 Tiere im Landkreis.

Neben dem Anlegen von Biotopen und Nahrungshabitaten, sieht Straub auch den Beitrag von Privatpersonen als entscheidenden Faktor für diesen Erfolg. Viele hätten sich bemüht, in geeigneten Gebieten die Ansiedlung der Störche zu unterstützen. Auch nähmen die Menschen häufiger Rücksicht auf die Störche. Denn es ist wichtig, die Zugvögel nicht zu stören, damit ausreichend Zeit und Energie für die kräftezehrende Nahrungssuche bleibt. Die Tiere beobachtet man also am besten aus einiger Entfernung - Straub empfiehlt hierfür ein Fernglas - und Hunde sollte man in ihrer Nähe anleinen.

Noch eine weitere Sache kommt den Störchen zugute: Andreas Hartl, Naturfotograf aus Dorfen und ebenfalls LBV Mitglied, bezeichnet sie als Gewinner des Klimawandels. Während früher der Großteil der Tiere in Afrika überwinterte, reichten nun häufig Vogelzüge nach Südeuropa aus. Durch die kürzeren Strecken seien die Störche geringeren Strapazen ausgesetzt. Manche verlassen während der Wintermonate nicht einmal den Landkreis. Ganze zehn überwinternde Störche konnten Erdinger Vogelschützer des LBV dieses Jahr im Eittinger Moos zählen.

Dennoch sind die Vögel weiterhin Gefahren ausgesetzt. Häufig sterben Jungtiere am Einsatz von Pestiziden, die sie über die Nahrung aufnehmen. Dem Siggenhofener Storch geht es aber erst mal gut. Es bleibt abzuwarten, ob bald einige Jungstörche den Süden des Landkreises unsicher machen.

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