Erdinger Bäder:Defizit wächst rasant

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Das Hallenbad Erding wird von den Stadtwerken betrieben. (Foto: Renate Schmidt)

Die Stadtwerke Erding präsentieren im Stadtrat den Geschäftsbericht für 2021. Pro Badegast muss erneut eine höhere Summe zugeschossen werden. Das ist jedoch aus Sicht von Geschäftsführer Christoph Ruthner "unausweichlich".

Von Regina Bluhme, Erding

Unter ihrem Dach versorgen die Stadtwerke Erding die Kundschaft mit Strom, Gas und Wasser. Die GmbH betreibt in Erding zudem die beiden Bäder und die Eishalle. Bislang sei man durch Corona- und Energiekrise gut durchgekommen, lautet das Fazit von Geschäftsführer Christoph Ruthner, als er am Dienstag den Geschäftsbericht 2021 im Stadtrat präsentierte. Schrammen gibt es aber schon. Das Defizit für Frei- und Hallenbad zum Beispiel hat sich innerhalb von vier Jahren nahezu verdreifacht.

21,60 Euro müssen die Stadtwerke laut Geschäftsbericht 2021 pro Badegast zuschießen, 2018 waren es noch 7,90 Euro. Bei der Eishalle sieht es noch schlechter aus. Dort müssen die Stadtwerke für jeden Besucher 32,40 Euro drauflegen (2020: 24,10). 2018 lag der Betrag noch bei "nur" 8,70 Euro.

Die Erdinger Eishalle, offiziell: Stadtwerke Erding Arena, im Jahr 2021 beim öffentlichen Lauf. (Foto: Renate Schmidt)

Aber was will man machen - angesichts Corona-Krise und Energiekrise und steigender Kosten bei Gas, beim Personal und beim Material. Das Defizit werde sich weiter erhöhen, "unausweichlich", sagte Christoph Ruthner. Der Versuch jüngst, mit etwas weniger temperiertem Wasser Energie im Hallenbad einzusparen, wurde nach einem Besuchereinbruch schnell wieder zurückgefahren. Das wiederum sorgte über Bayern hinaus für Schlagzeilen. Vier Fernseh-Sender hätten sich bei ihm gemeldet, so Ruthner. Drehs habe er alle abgelehnt. Nicht noch mehr Wellen schlagen.

Im Freibad sind die Besucherzahlen gestiegen, im Hallenbad deutlich gesunken

Zumindest im Freibad sind die Besucherzahlen im Vergleich zu 2020 gestiegen: Im Jahr 2021 auf 60 146 (Vorjahr: 45 571). Im Hallenbad gingen die Zahlen deutlich nach unten, von 51 879 auf 26 688. Auch in der Eissporthalle kamen weniger Besucher: 2021 waren es 26 050, im Jahr zuvor 28 237. Für das Jahr 2021 verzeichnen die Stadtwerke insgesamt einen Überschuss von rund 2,8 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2020 waren es rund 4,1 Millionen. Die Investitionen beliefen sich 2021 auf rund 13,9 Millionen (2020: rund 8,7 Millionen).

Das Überlandwerk Erding (ÜE) betreibt die Stromversorgung im Bereich Erding und in weiteren Gemeinden. "In der größten energiewirtschaftlichen Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs sind wir bisher ganz gut durchgekommen", lautet hier das Fazit von Christoph Ruthner. Der Jahresüberschuss beläuft sich 2021 auf rund 3,1 Millionen, 2020 waren es rund 4,2 Millionen. Bemerkbar macht sich 2021 der Zuwachs von Kunden, die von ihrem Anbieter wieder zu den Stadtwerken zurück wechseln wollen. Das hat auch Schattenseiten für die GmbH, denn ein zurückgekehrter "verlorene Sohn", so OB Max Gotz, verursache auch Kosten zwischen 1500 bis 1600 Euro im Jahr.

"PV läuft wie geschnitten Brot", sagt der Stadtwerke-Chef

Positiv verläuft das Engagement der ÜE im Vertrieb von Photovoltaik, in den die Stadtwerke 2021 stärker eingestiegen sind. "PV läuft wie geschnitten Brot", so Ruthner. Stand Ende 2021 wurden zudem insgesamt 53 öffentliche E-Ladepunkte betrieben.

Die Erdgasversorgung Erding GmbH verzeichnet für 2021 einen Rückgang beim Jahresüberschuss von rund 1,6 Millionen (2020: rund 2,5 Millionen). Auch bei der Wasserversorgung Erding GmbH verringerte sich der Überschuss. 2020 waren es 379 648 Euro, 2021 dann 79 941 Euro. Eines der Probleme sei, dass es bei drei Großkunden zu einer "Minderversorgung" beim Wasser gekommen ist, so Ruthner. Einer davon, der Fliegerhorst, werde seinen Bedarf auch nicht mehr hochfahren, denn der Stützpunkt wird 2024 aufgelöst. Das wirtschaftliche Ergebnis 2021 zeige, dass die geltenden Wasserpreise nicht mehr kostendeckend sein werden. Der Stadtrat stimmte einer Erhöhung zu. Von 1. Januar 2023 an wird der Grundpreis um 50 Prozent erhöht. Die Verbrauchskosten pro Kubikmeter Trinkwasser steigen um zehn Prozent, was einen Anstieg von netto 1,39 Euro pro Kubikmeter auf 1,53 Euro bedeutet.

Die Gemeindewerke Taufkirchen/Vils haben erstmals den Status Grundversorger erhalten

Die Gemeindewerke Taufkirchen/Vils wiederum liegen laut Prokurist Andreas Huber sogar knapp über dem Plan: Der Jahresüberschuss ist mit 34 290 Euro niedriger als im Vorjahr mit 120.230 Euro, aber immer noch höher als für 2021 einkalkuliert. Die Kundenzahl wachse in gesundem Maße, so Huber. 2021 haben die Gemeindewerke (gegründet 2010) erstmals den Status Grundversorger erhalten.

Insgesamt, so OB Max Gotz, hätten die Stadtwerke Erding bislang die Corona- und Energiekrise gut gemeistert. Auch in schwierigen Zeiten würden "die Mitarbeiter ordentlich bezahlt und die Kunden ordentlich versorgt mit einem gut aufgestellten Service". Die Stadträte erteilten den Aufsichtsräten der Stadtwerke und deren Unternehmen sowie den Gemeindewerken Taufkirchen einstimmig die Entlastung.

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