Strukturausschuss des Stadtrats:Sonderbares Sondergebiet

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So sah die Planung für den Gebäudekomplex im Sondergebiet Bundes- noch Landesbehörden aus. (Foto: Biersack Brunner Ingenieure PmbB)

Erst sollten dort nur Bundespolizisten wohnen dürfen, dann auch andere Behördenmitarbeiter, schließlich mehr oder weniger jeder.

Von Florian Tempel, Erding

Es gibt tolle Visualisierungen des Ingenieurbüros Biersack Brunner Ingenieure, wie das Ganze aussehen sollte. Ein moderner Gebäudekomplex mit luftigen Außentreppen, einem begrünten Dach mit einem Basketballplatz und einem gläsernen Aufzug. Da ließe es sich wohnen, in 200 schicken Kleinappartements.

Die weiterhin unbebaute Fläche im Westen Erdings, noch hinter der Weißbierbrauerei, ist ein sonderbares Sondergebiet. Der Dorfener Immobilienunternehmer Georg Scharl hat hier schon vor vielen Jahren ein Boarding-House geplant. 2013 wurden von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) Wohnmöglichkeiten für Beamte der Bundespolizei gesucht, die am Flughafen arbeiten. Der Erdinger Stadtrat stellte einen Bebauungsplan für eine "Fortbildungsstätte der Bundespolizei" auf und Scharl entwickelte den Gebäudekomplex mit vielen kleinen Einzelwohnungen, Büros und Schulungsräumen. 2015 wurde das Vorhaben jedoch gestoppt, weil es nicht den europäischen Vergaberichtlinien entsprach.

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2018 ging es wieder weiter. Der Erdinger Stadtrat änderte den Bebauungsplan in ein "Sondergebiet Bundes- und Landesbehörden". Das heißt: Im Gegensatz zum ersten Anlauf können in dem Gebäude später nicht nur Beamte der Bundespolizei, sondern Beamte und Angestellte aller möglicher Behörden wohnen können. Allerdings zeigen die Behörden kaum oder kein Interesse an dem Wohnkomplex.

Noch einmal zwei Jahre später öffnete der Stadtrat auf Antrag des Investors den potenziellen Mieterkreis für mehr oder weniger jedermann. Es sollten nicht nur Mitarbeiter von Bundes- und Landesbehörden, sondern auch Studierende, alleinstehende Rentner oder kommunale Bedienstete dort wohnen können. Dafür fand sich nur eine knappe Mehrheit von 20 zu 15 Stimmen im Stadtrat.

Nun hat der Strukturausschuss des Stadtrats diesen Beschluss zurückgenommen. Eines bleibt bestehen, auch wenn es wenig Aussicht auf Realisierung hat: Man dürfte auf dem Acker Kurzzeitwohnungen für Bundes- und Landesbehörden errichten, etwas anders aber nicht.

Hinweis der Redaktion: Die ursprüngliche Fassung dieses Artikels ist korrigiert worden, da es zwischenzeitlich neue Erkenntnisse zu dem Projekt gibt. Zum aktuellen Stand der Entwicklung berichtet der neuere Artikel "Ein Vermietungs- und Verkaufsschlager" .

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