Erding:Ringschluss soll billiger werden

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Bislang wurden die Kosten auf 900 Millionen Euro geschätzt, jetzt ist im Bundesprogramm nur noch von 300 Millionen Euro die Rede. Das Bundesverkehrsministerium spricht von einem "Übertragungsfehler"

Florian Tempel

- Die Kosten des Erdinger Ringschlusses haben sich schlagartig auf ein Drittel reduziert. Im aktuellen "Bundesprogramm 2012 - 2016 für die Vorhaben des öffentlichen Personennahverkehrs nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG)" sind für den Erdinger Ringschluss Gesamtkosten von gut 300 Millionen Euro angegeben. Eine Riesenüberraschung. Denn im GVFG-Programm 2011 -2015 stand noch, dass der Erdinger Ringschluss knapp 900 Millionen Euro kosten würde.

Das Bundesverkehrsministerium hat nun auf Nachfrage der SZ nachgeforscht, wie es zu dieser wundersame Verbilligung kommen konnte - und eine lapidare Antwort gefunden: Die alte Zahl von 900 Millionen Euro sei aufgrund "eines Übertragungsfehlers" falsch gewesen. Richtig sei, dass der Erdinger Ringschluss laut der Anmeldung durch das bayerische Wirtschaftsministerium 300 Millionen Euro kosten solle und demnach Anspruch auf 157 Millionen Euro GVFG-Zuschüsse hätte.

Durch die Verdrehung der im GVFG-Programm genannten Kostensumme sei "kein Schaden entstanden", heißt es aus der Pressestelle des Bundesverkehrsministeriums, denn "diese Zahlen haben zunächst keine Außenwirkung". Das Projekt Erdinger Ringschluss, werde "bislang nur nachrichtlich im Bundesprogramm geführt". Der Bund signalisiere damit lediglich "seine grundsätzliche Bereitschaft", für den Erdinger Ringschluss Zuschüsse zu gewähren. Ob nun als Kosten 900 oder 300 Millionen Euro angeführt würden, sei eigentlich egal. "Da könnte also auch einfach ein X stehen", schreibt die Pressestelle des Bundesverkehrsministeriums. Denn "konkret wird es erst, wenn das Projekt durchgeplant wird und die Kosten im Finanzierungsantrag für eine endgültige Programmaufnahme genannt werden". Erst wenn es soweit sei, "prüfen wir solche Zahlen auch auf Herz und Nieren".

Die offensichtlich ebenfalls nur vorläufig beim Bund angegebenen Gesamtkosten von 300 Millionen Euro für die Realisierung des Erdinger Ringschlusses scheinen allerdings zu tief gegriffen. Das bayerische Wirtschaftsministerium hat auf Anfrage des Freisinger Landtagsabgeordneten Christian Magerl (Grüne) im Februar dieses Jahres andere Kostenschätzungen bekannt gegeben. Demnach werden die Kosten allein für das Stück zwischen dem Flughafen und der Stadt Erding auf 300 Millionen Euro geschätzt.

Dazu kommen noch 85 Millionen Euro für den westlichen Teil des Ringschlusses, die Neufahrner Kurve. In einer Präsentation des Ringschluss-Projekts für den Erdinger Stadtrat im Juli 2010 wurde die Kosten vom bayerischen Wirtschaftsministerium für die Neufahrener Kurve inklusive notwendiger Baumaßnahmen im "Flughafenbereichs West" allerdings auf 125 Millionen Euro geschätzt. Da die beiden als Baustufe 1 und 2 bezeichneten Abschnitte "Neufahrner Kurve" und "Lückenschluss Erding-Flughafen" zusammen beim GVFG-Programm angemeldet sind, müssten die "Gesamtkosten" somit eigentlich bei mehr als 400 Millionen Euro liegen.

Aus dem aktuellen GVFG-Programm geht auch hervor, dass der Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen Erding und Markt Schwaben nicht verwirklicht wird. Das ergibt sich daraus, dass der vormals geplante viergleisige Ausbau zwischen Markt Schwaben und Berg am Laim komplett gestrichen worden ist. Das Wirtschaftsministerium hatte im Februar bekannt gegeben, dass der S-Bahnausbau zwischen Erding und Markt Schwaben in Abhängigkeit des viergleisigen Ausbaus zwischen Markt Schwaben und Berg am Laim stehe. Für den später geplanten 15/30-Minutentakt der S-Bahnline S 2 soll es aber ausreichen, wenn in Sankt Koloman ein zweites Gleis gebaut wird.

© SZ vom 09.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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