Lüftungsanlagen in Klassenzimmern und Gruppenräumen sorgen für den Austausch verbrauchter Raumluft und sollen helfen, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die große Kreisstadt Erding verzichtet jedoch auf die Anschaffung. Sie hatte eine Machbarkeitsstudie für den Einbau von dezentralen Lüftungsanlagen an vier Schulen in Auftrag gegeben. Das Ergebnis wurde nun im Planungs- und Bauausschuss vorgestellt. Bei drei Gegenstimmen waren sich die Stadträte einig: Wir brauchen sie nicht.
In den Klassenzimmern der sechs städtischen Grund- und der beiden Mittelschulen stehen seit Frühjahr 2021 bereits mobile Luftfilter. Jetzt sollte geprüft werden, ob mit dem Einbau von Lüftungsanlagen nachgerüstet werden soll. Zwei Ingenieurbüros hatten dazu je zwei Schulen untersucht. Es ging um die Grundschulen am Grünen Markt, in Klettham und Langengeisling sowie die Mittelschule Altenerding. Thomas Lorenz von der Stadtverwaltung erläuterte die Studie. Grundsätzlich habe das Bundesumweltamt für eine hygienisch unbedenkliche Innenraumluft einen Leitwert ermittelt, den es einzuhalten gelte. Dabei würden Schulräume in verschiedene Kategorien eingeteilt.
Alle Unterrichtsräume seien ausreichend be- und entlüftbar
Kategorie eins bedeute: Räume mit guter Lüftungsmöglichkeit. Dort sei regelmäßiges Stoß- und Querlüften möglich und damit der Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte nicht notwendig. "Diese Voraussetzung erfüllen alle unsere Schulen!", steht mit Ausrufezeichen in der Sitzungsvorlage. "Alle Unterrichtsräume sind in ausreichendem Maße be- und entlüftbar", ergänzte Thomas Lorenz. Dann kam er auch schon auf die geschätzten Kosten zu sprechen. Insgesamt fielen für die Nachrüstung der vier Schulen 3,4 bis 3,5 Millionen Euro an.
OB Max Gotz (CSU) hatte gleich zu Beginn betont, es gebe keine empirischen Beweise für den Nutzen der Geräte. Die Studie zeige zudem, dass die Anschaffung nicht erforderlich sei. Erding sollte jetzt abwarten, wie sich die Bundespolitik weiter verhalte, so Gotz. Er sei dagegen, "in vorauseilendem Gehorsam" und "ohne wissenschaftlichen Nachweis" die Geräte anzuschaffen. Die Ausstattung der Erdinger Schulen werde ohnehin "von allen als glänzend und hervorragend bezeichnet".
Manche Geräte stünden abgeschaltet in der Ecke
Ludwig Kirmair (CSU) verwies darauf, dass Erding noch weitere Schulen und dazu Kitas habe. Er kam so auf Gesamtkosten von zehn Millionen Euro. Im Gremium überwogen von Anfang an die skeptischen Stimmen. Laut, ineffizient seien die Geräte, manche stünden abgeschaltet in der Ecke herum, habe man gehört.
Einzig Herbert Maier (Grüne) hielt dagegen. Mit einer Lüftungsanlage würden "drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen": Sie reduziere die Virenlast, liefere einen massiven Beitrag zur Lufthygiene und transportiere Luftschadstoffe ab. Er machte eine andere Rechnung auf: Durch das Lüften im Winter werde die Heizlast deutlich erhöht.
Auf Vorschlag von Gotz votierte der Ausschuss bei drei Gegenstimmen von Herbert Maier, Stefan Lorenz (Grüne) und Stephan Treffler (ÖDP) schließlich dafür, die Anschaffung nicht weiter zu verfolgen. Bei einem Neubau könne man allerdings nochmals darüber diskutieren.