Erding:Made in Wambach

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Einige Snowboarder bei den Olympischen Spielen in Sotschi fahren auf Brettern, die bei Taufkirchen hergestellt werden - Sepp Loipführer baut die High-Tech-Boards

Von Philipp Schmitt

Wenn diesen Mittwoch beim Snowboard-Parallelslalom in Sotschi die Fahrer die Pisten runterbrettern, dann drückt ein Mann aus Wambach den Fahrern besondern die Daumen: Snowboardkonstrukteur Sepp Loipführer könnte mit seinen im Landkreis produzierten High-Tech-Snowboards dazu beitragen, eine weitere olympische Medaille nach Bayern zu holen. Beim Snowboard-Parallelriesenslalom starten drei Rennfahrerinnen die Jagd nach Edelmetall auf Snowboards aus der Gemeinde Taufkirchen: Loipführer hat die roten Schneebretter in seiner Ski-Werkstatt in Wambach entwickelt und produziert. Er wird deshalb der Snowboard-Weltmeisterin Isabella Laböck aus Prien am Chiemsee, Junioren-Weltmeisterin Selina Jörg vom SC Sonthofen im Allgäu und der Slowenin Glorija Kotnik fest die Daumen drücken, wenn die drei Olympionikinnen vor mehr als 6000 Zuschauern im alpinen Austragungsort Rosa Chuto auf den Snowboards ins Rennen gehen werden: "Ich bin zuversichtlich, denn meine leichten Boards sind ein fach die Schnellsten", sagte der 56-Jährige.

In den vergangenen Monaten hat der Inhaber der bereits 1928 in Wambach von seinem Großvater Matthias gegründeten Ski-Manufaktur 70 Snowboards für die Rennelite hergestellt. Im Frühjahr 2013 hatten Bella Laböck und Selina Jörg die Wambacher Snowboards bei Gletscher-Fahrten Praxistests unterzogen und für gut befunden - nun wollen die Snowboarderinnen auf den High-Tech-Boards den Traum von Gold, Silber und Bronze im Kaukasus-Gebirge erfüllen.

Für Sepp Loipführer wäre das kein Novum, denn bereits 1998 - als das Snowboarden bei den Winterspielen im japanischen Nagano zum ersten Mal olympisch wurde - holte der Kanadier Ross Rebagliati aus Vancouver mit einem Wambacher Spezialboard die erste Riesenslalom-Goldmedaille im Snowboardsport - die allererste in der Geschichte der Olympischen Winterspiele. Auch bei den Snowboard-Frauen hatte sich Loipführer damals in Nagano einen Namen gemacht, denn mit dem in der Wambacher Ski-Manufaktur ausgetüftelten Material raste Heidi Renoth damals in Japan zur Silbermedaille. Trotz der enormen Konkurrenz in Sotschi hofft Loipführer, dass er durch die stundenlange Tüftlerei im Labor und der Werkstatt den drei Rennfahrerinnen Leböck, Selic und Kotnik diesen Mittwoch mit seinem Produkt einen entscheidenden Vorteil im Rennen um den olympischen Ruhm verschaffen kann. Dass Loipführer - der in Wambach neben der Ski-Manufaktur mit Ehefrau Uschi ein auf Wintersport spezialisiertes Sportgeschäft leitet - am Mittwoch noch einmal die Daumen für Weltklasse-Snowboardfahrerinnen drücken kann, hätte er vor noch einigen Jahren nicht gedacht. Denn eigentlich hatte er sich aus der Produktion von Racing-Snowboards nach Nagano zurück gezogen.

Das Comeback 2013 war für ihn dann überraschend: Ein früherer Ski-Weggefährte hatte im Auftrag der Hofer Skifirma F2 vor Olympia in Sotschi bei ihm angefragt, ob Loipführer sein enormes Know-How nicht doch noch einmal im Rennsport nutzen "und a Brettl bauen" wolle. Loipführer sagte spontan zu: "Ich habe noch einmal die Herausforderung angenommen und etwas Neues gewagt, ich habe fast wieder bei Null angefangen, denn der Snowboardrennsport hat sich in den vergangenen 15 Jahren enorm weiter entwickelt". Er tüftelte akribisch ungezählte Stunden in der Werkstatt, um aus heimischen Hölzern wie Esche und Pappel in Kombination mit der richtigen Materialmischung ein leichtes und dennoch schnelles Snowboard herzustellen - das nun in Sotschi zum Einsatz kommt.

© SZ vom 19.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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