Erding:König mit Chaos-Faktor

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Ein neues Karussell lässt auf dem Herbstfest Fliehkraft-Träume wahr werden. Die Besitzer haben dafür viel Geld investiert

Christoph Schleicher

- Elvis lebt? Nein, hier geht es nicht um den King of Rock n' Roll, sondern um den selbsternannten König unter den Fahrgeschäften auf dem Erdinger Herbstfest. The King ist eine Deutschland-Neuheit der Schausteller-Familie Zinnecker aus Landshut, die auf dem Herbstfest Fliehkraft-Träume wahr werden lässt. 5 G, das fünffache des eigenen Körpergewichts, wirken auf den Festbesucher bei einer Fahrt. Wie eine Schiffschaukel, die sich über Kopf dreht, funktioniert The King - jedoch mit besonderem Chaos-Faktor.

Erst seit wenigen Monaten in Betrieb: Das neue Fahrgeschäft ´The King` der Familie Zinnecker aus Landshut (Foto: Bauersachs)

1,2 Millionen Euro musste Familie Zinnecker für das Fahrgeschäft berappen, wie sie auf Nachfrage verrät. Transportkosten nicht mit einberechnet. Hergestellt wurde es exklusiv nach den Vorstellungen der Zinneckers von der italienischen Firma Technical Park. Wer für fünf Euro Probe fährt, darf sich darauf freuen, auf dreifache Art und Weise 360-Grad-Drehungen zu vollführen. Erstens bewegt sich die riesige Achse auf über 25 Meter über Kopf, zweitens dreht sich das Rad, an dem die Gondeln befestigt sind, und drittens überschlagen sich diese um ihre eigene Achse. Diese Überschläge wirken am spektakulärsten, wenn die Schaukel auf ihrem höchsten Punkt steht. "Für einen kurzen Moment entsteht ein Gefühl wie im freien Fall. Man sieht nur die Straße, die sich vor einem auftut," sagt Manuel Zinnecker, Sohn des Schausteller-Paars Andreas und Claudia Zinnecker.

Das ist genau der Kick, den die Zinneckers nach Deutschland bringen wollten. Die Fahrt soll dennoch möglichst angenehm und ohne Übelkeit und Rückenschmerzen verlaufen. Im Gegensatz zu anderen Rückgratbrechern und Schüttelmaschinen, in denen man wie ein Wodka-Martini gerüttelt wird, geht es bei The King eher um Fliehkräfte und Fallhöhe. In den frei drehenden Gondeln werden die Besucher zwar ab und an mit hoher Kraft in die Sitze gepresst, jedoch weit seltener als etwa beim Break Dance. Obwohl The King weniger hektisch ist, verlieren die wagemutigen Besucher des Öfteren die Orientierung. Es ist schon ein Gefühl von Chaos, nicht zu wissen, um wie viel eigene Achsen man sich noch drehen kann und in welche Himmelsrichtung die Füße sich gerade recken. "The King ist aber keine Kotzmaschine", betont Manuel Zinnecker.

Eine solche Betitelung käme ohnehin einer Majestätsbeleidigung gleich. Allein die Lackierung mit Perleffekt kostete die Zinneckers 30 000 Euro Aufpreis. "Ein neues Jahrhundert" wollen die Zinneckers mit The King angehen. Statt bunten Bildern und Clownsgesichtern ist das Fahrgeschäft mit edlen Chrom-Tribals verziert. Beleuchtet wird das Ganze durch energieeffiziente LED-Technik. Eine einzige der winzigen Lämpchen kostet 18 Euro, wie Zinnecker sagt. Für diese Investition hat die Familie bei der Schaustellerbesprechung gebührend Lob eingeheimst. "Es ist wichtig, dass junge Unternehmer sich heute noch etwas zu investieren trauen", das sagte Dieter Rilke, Sprecher der Erdinger Schausteller. Auch die Sicherheit ist auf dem neuesten Stand. Der Tüv-Süd zeichnete The King mit der Note eins plus aus. "Dass die Bügel einwandfrei funktionieren, müssen wir jeden Morgen überprüfen, sonst startet die computergesteuerte Anlage nicht", versichert Manuel Zinnecker. Gut zu wissen.

© SZ vom 07.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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