Gesundheitspolitik:Klinikum Erding bleibt klein

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Düstere Wolken über dem Klinikum: Angesichts des zu erwartenden Defizits 2024 ein passendes Bild. (Foto: Stephan Görlich)

Aus Kinderheilkunde und Schwerpunktversorger wird vorerst nichts.

Von Florian Tempel, Erding

Die Führung des Klinikums Erding macht einen Rückzieher. Die ambitionierten Pläne, in Erding eine eigene Kinderheilkunde-Abteilung einzurichten und mit weiteren nicht alltäglichen medizinischen Angeboten zum regional bedeutsamen Schwerpunktversorger aufsteigen zu können, sind auf Eis gelegt. Es war eine erwartbare, aber unangenehme Entscheidung, die Klinikdirektor Dirk Last Anfang der Woche öffentlich gemacht hat.

Dass es ihm und den anderen Verantwortlichen nicht leicht gefallen ist, zeigt sich auch in der holprigen Art, wie diese Kehrtwende kommuniziert wurde. Denn noch in der vergangenen Woche hatten die Verantwortlichen des Klinikums Erding in Reaktion auf die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beteuert, dass eine eigene Kinderheilkunde und eine Aufwertung des Klinikums nach wie vor das erklärte Ziel sei. Angesichts der aktuell schwierigen Finanzlage ist das jedoch nicht realistisch, wie Klinikdirektor Last nun eingeräumt hat.

Die große Euphorie, aus dem Klinikum Erding mehr als ein normales Kreiskrankenhaus zu machen, liegt schon eine ganze Weile zurück. Etwa zehn Tag vor den Kommunalwahlen im März 2020 teilte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) voller Zuversicht mit, dass man sich in dieser Angelegenheit auf einem guten Weg sehe. Man habe einen Termin im Gesundheitsministerium, um dort einen Antrag auf Höherstufung in die Versorgungsstufe Schwerpunktversorgung vorzustellen. "Unser wichtigstes Ziel dabei ist es, eine kinderheilkundliche Abteilung an unserem Klinikum einzurichten", sagte er damals.

Aktuell ist das Klinikum Erding als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung

Doch dann kam das Coronavirus mit voller Wucht und damit ganz andere Sorgen und Herausforderungen. Die Implikationen der Pandemie habe das Klinikum Erding finanziell schwer gebeutelt. An die Millionendefizite, die der Landkreis schon seit 2012 jedes Jahr mit Steuergeld ausgleichen musste, hatte man sich ja schon längst gewöhnt. Doch die 15 Millionen Euro Verlust, die in diesem Jahr erwartet werden, und das voraussichtliche Minus von 16 Millionen Euro im kommenden Jahr, das der Landkreis ausgleichen muss, sind von einer neuen Dimension.

Auf Nachfrage teilt Klinikdirektor Last nun mit, dass man zwar offiziell "nichts zurückgenommen" habe. Gleichwohl räumt er, wenn auch widerstrebend ein, dass es erstmal nichts wird mit der Kinderabteilung und einem Aufstieg in der Kliniken-Hierarchie. Aktuell ist das Klinikum Erding als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in Stufe eins von drei Versorgungsstufen gelistet. Das bayerische Gesundheitsministerium habe klar gemacht, dass es keine konkrete Aussicht auf eine Höherstufung zum regional bedeutenderen Schwerpunktversorger gebe, schreibt Last. Außerdem erkenne man in Erding selbst, dass die "finanziellen Herausforderungen, die die Umsetzung eines solchen Anliegens darstellen würde" nicht zu bewältigen seien. Eine Kinderheilkunde am Klinikum Erding ohne die Unterstützung des Gesundheitsministeriums zu etablieren, sei nur eine theoretische Möglichkeit: "Fördermittel gäbe es dann keine und dadurch ist das Vorhaben wirtschaftlich nicht abbildbar."

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