Landkreis Erding:Dorfener Klinik erhält Schwerpunkt für geriatrische Versorgung

Lesezeit: 3 min

Düstere Wolken über dem Klinikum: Angesichts des zu erwartenden Defizits 2024 ein passendes Bild. (Foto: Stephan Görlich)

Landrat Martin Bayerstorfer sieht kaum noch Chancen für eine Aufstufung des Klinikums Erding. Der Standort soll deshalb vordringlich stabilisiert werden. Die stationäre Schmerztherapie soll in die Kreisstadt wandern.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sieht kaum noch Chancen für eine Aufstufung des Klinikums Erding in die Versorgungsstufe 2 nach der Vorstellung der ersten Eckpunkte der Krankenhausreform durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Nach den jährlichen Verhandlungen mit den Krankenkassen über die Erstattung von Aufwendungen sei er zudem "etwas ernüchtert". Statt auf Ausbau soll künftig auf eine Stabilisierung des Standortes Erding gesetzt werden. Die Klinik in Dorfen soll einen Schwerpunkt Altersmedizin erhalten und im Gegenzug die stationäre Schmerztherapie nach Erding abgeben.

Dass es einer Krankenhausreform brauche, das sehe auch die CSU, es komme aber auf das "Wie" an, sagte CSU-Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz während der Pressekonferenz der Kreis-CSU. Mit der vorgestellten Reform sei die flächendeckende Versorgung mit Spitzen-, aber auch die Notfallmedizin auf dem Land in Gefahr. Zudem drohe eine gewisse Kannibalisierung, wenn Ärzte und Pflegepersonal sich dorthin orientieren, wo man erwarte, dass der Standort bestimmt erhalten bleibt. "Das ist ein fatales Signal, das jetzt schon gesendet wird." Über viele Kliniken schwebe ein Damoklesschwert.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Das sieht auch Landrat Bayerstorfer. "Bei dem, was bisher an Reform vorgestellt wurde, müssen wir schauen, dass wir überhaupt die bisherige Einstufung halten können, beziehungsweise die Notfallstufe 2 erreichen." Stufe 2 hänge von verschiedenen Faktoren ab, die Erding aber erfülle. Man geht davon aus, dass das Klinikum Erding Anfang September in Stufe 2 komme. "Ich sehe es aber ganz ehrlich in der nächsten Zeit realistisch. Die Höherstufung ist deswegen in weite Ferne gerückt, weil wir dazu die pädiatrische Versorgung benötigen, die aber mit erheblichen Investitionen verbunden wäre", sagte Bayerstorfer. Es würde nur mit einem Neubau gehen, der aber derzeit nicht finanzierbar sei.

Ohne stationäre Behandlung nach der Notaufnahme zahlt die Kasse nicht

Ein Problem sei, dass die Kassen nur das bezahlten, was ihnen der Leistungskatalog vorgebe. Zum Beispiel habe man in der Notaufnahme bei mehr als 60 Prozent im Anschluss keine stationäre Aufnahme. Ohne diese zahle die Krankenkasse aber nicht. Die würden sagen: Für diese Fälle seien die Notdienste zuständig, nicht die Notaufnahme. Tatsache sei, dass man bei der Notaufnahme nur sehr geringe Entschädigungswerte von den Kassen bekomme. Um die Notaufnahme trotzdem zu verbessern, habe man sich vor ein paar Wochen die Notaufnahme in Fürstenfeldbruck angesehen, wie es dort ablaufe, wer dort die reinkommenden Patienten sichte, wer sie einstufe, wo man einen Schockraum benötige.

Am Standort Dorfen will der Landkreis festhalten. "Ich sehe auch keine Verbesserung, wenn wir den in Dorfen nicht mehr haben. Wir haben festgelegt, dass wir Dorfen nicht nur halten wollen, sondern ausbauen." Das habe man über die Jahre immer so gehalten. Allerdings natürlich mit einem gegenüber Erding eingeschränkten Angebot. Bisher habe man in Dorfen einen Schwerpunkt mit der Inneren Medizin und der stationären Schmerztherapie. Zurzeit stelle sich laut Bayerstorfer aber die Frage, ob es nicht effektiver sei, wenn man in Erding neben ambulant, wie bisher, auch die stationäre Schmerztherapie habe.

Dafür soll in Dorfen die Altersmedizin, die Akutgeriatrie, massiv ausgebaut werden. Mit ein entscheidender Grund dafür sei, dass das Klinikum Haag in Oberbayern mit dem Schwerpunkt geriatrische Versorgung geschlossen worden sei. Im Umkreis von Haag gebe es für Patienten derzeit kein Angebot. Auch die Kassen würden einen Schwerpunkt Altersmedizin unterstützen, sagte Bayerstorfer. "Dafür ist Dorfen ideal geeignet, aber wir brauchen noch mehr Betten, noch mehr Räume." Neue Räume dort zu schaffen, sei aber unrealistisch, da es dafür keine Förderung gebe und der Landkreis diese zu 100 Prozent finanzieren müsste. Ein Vorteil für Dorfen sei auch, dass in der Stadt ein Notarztstandort sei. Derzeit sei die Geriatrie in Dorfen im Umbau.

Bei der Altersmedizin gibt es noch vernünftige Entschädigungssätze von den Kassen

Als eine Konkurrenz zur Klinik in Wartenberg sieht Landrat Bayerstorfer den Ausbau nicht: "Der Bedarf nimmt dermaßen zu und die Krankenkassen fragen, wann wir endlich die Plätze schaffen. Wir sind zwar mit einer der jüngsten Landkreise, aber bei uns wird die Bevölkerung auch älter und der Bedarf zunehmen." In dem Bereich gebe es auch noch vernünftige Entschädigungssätze von den Kassen, sagte Bayerstorfer.

Was das Defizit des Klinikum Erding betreffe, hat Bayerstorfer auch von anderen Landräten "Horrormeldungen" erhalten. In Erding sei die Abrechnung für 2022 mit 13,5 Millionen Euro Minus ein bisschen besser ausgefallen als mit 15,9 Millionen befürchtet wurde. "Immer noch ein wahnsinnig hohes Defizit. Für 2023 gehen wir davon aus, dass es bei den erwarteten 16,9 Millionen Euro bleibt."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sozialausgaben steigen
:Sparhaushalt der Rekorde

Der Kreistag beschließt den Gesamthaushalt 2023 mit einem Volumen von 275 Millionen Euro. Allein für den Bereich Soziales sind 107 Millionen Euro eingeplant. Die Grüne stimmen gegen den Haushalt, weil sie Investitionen in Klima- und Umweltschutz vermissen.

Von Thomas Daller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: