Stadtmarketing:Erding in Hochglanz

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Eine Szene aus dem Imagefilm zeigt Oberbürgermeister Max Gotz beim Einkauf auf dem Wochenmarkt am Stand von Georg Stemmer. (Foto: Screenshot Renate Schmidt)

Die Große Kreisstadt hat ab sofort einen eigenen Imagefilm. Die Premiere wird selbstbewusst auf großer Kinoleinwand gefeiert, und der Kurzfilm erhält viel Applaus. Nur, was will der OB mit dem Gemüseeinkauf im Neuen Rathaus?

Von Regina Bluhme, Erding

Es dürfte einer der kürzesten Filme gewesen sein, der jemals im Cineplex Erding gezeigt wurde. Ganze drei Minuten 32 Sekunden flimmerte am Freitagabend in Saal 2 ein nagelneuer Streifen über die Leinwand. In der Hauptrolle: Erding. Die Große Kreisstadt feierte die Premiere ihres ersten eigenen Imagefilms. Modern und traditionsbewusst zugleich soll Erding darin rüberkommen, vom Stand-Up-Paddling am Kronthaler Weiher zum Festzug mit der Jungbauernschaft Altenerding. Mitten drin: der Einkauf des Oberbürgermeisters auf dem Wochenmarkt, bei dem ihm eine Fenchelknolle fast die Show stiehlt.

Bevor es losgeht, tritt OB Max Gotz in Saal 2 kurz ans Mikrofon und stellt klar: "Die Idee für den Film ist nicht von mir." Das ist natürlich als Lob gemeint für Julia Flötzinger-Wilson, die junge Leiterin des Stadtmarketings. Sie hat die Produktionsleitung übernommen, Stefanie Perzl ist für Text und Ton zuständig und gefilmt hat der selbstständige Videograf und Fotograf Darius Kappes. Alle drei sind in Erding aufgewachsen.

Der Film startet mit einem Flug über die Altstadt, im Sekundentakt geht es weiter

Der Film startet mit einem Flug über die Dächer der Erdinger Altstadt. Im hellen Sonnenlicht geht es durch leuchtend bunte Häuserreihen. Schnitt. Zwei junge Frauen treffen sich in der Altstadt, Schnitt, sie bestaunen die Fotowand am Museum Erding, Schnitt, sie trinken einen Kaffee am Kleinen Platz. Im Sekundentakt geht es weiter. Eine junge Familie auf Einkaufstour, eine weitere Familie auf Ausflug im Erdinger Stadtpark mit Spielplatz, Pfau und Hoppelhäschen. Ein verliebtes Paar in der Therme. Zwei Standup-Paddler im Kronthaler Weiher samt Strand-Impression im Abendlicht. Das Erdinger Weißbräu in mehreren Einstellungen inklusive Inhaber Werner Brombach. Zwei junge Männer an riesigen Turbinen. Ein Radfahrer auf dem Weg ins Büro, Triathlon, Fußballspiel, Herbstfest, E-Tanken vor den Stadtwerken, Lachen in der Stadthalle, Abtanzen im Club, Seniorensport in der Turnhalle.

Dazwischen OB Max Gotz bei in einer Besprechung vor dem Modell des Fliegerhorstgeländes, im Janker beim Festumzug und schließlich beim Einkauf auf dem Wochenmarkt. Dort ersteht der OB unter anderem eine wirklich mächtige Fenchelknolle, was im Kinosaal dann doch für ein kleines Raunen sorgt. Vor allem, als Gotz die Knolle und noch mehr Gemüse in einer umweltfreundlichen Tasche verstaut und mit dieser in der nächsten Szene das Neue Rathaus betritt. Was mit den Markteinkäufen dort geschieht, bleibt leider unbeantwortet.

OB Gotz betritt mit der Fenchelknolle und noch mehr Gemüse in der Tasche das Neue Rathaus. Was mit den Grünzeug dort geschieht, beantwortet der Imagefilm nicht. (Foto: Screenshot Renate Schmidt)

Oberbürgermeister Max Gotz gefällt der Film ausgezeichnet, er treffe "perfekt den Ton", sagt er. Im Übrigen, das will er schon noch klarstellen, sei die Szene mit der Knolle nicht gestellt, denn er esse wirklich sehr gerne Fenchel. Das wäre dann zumindest geklärt.

Das Publikum klatscht begeistert. Der Saal 2, der nicht gerade klein ist, ist fast voll besetzt. Zur Premiere sind neben Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und der Zweiten Bürgermeisterin Petra Bauernfeind (FW) auch viele Stadträte und Stadträtinnen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung erschienen sowie Vertreter des Landkreises, der Erdinger Behörden, Vereine, Firmen und Betriebe sowie die Jungbauernschaft Altenerding in Tracht. Der Erdinger Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) ist auch unter den Zuschauern. Darius Kappes arbeitet seit 2021 als Creative Director für den MdB.

Der Film ist sowohl für alle Einwohner als auch für Touristen und Investoren gedacht

Der Film wolle eine Stadt zeigen, die "vielfältig, traditionell, innovativ und modern ist", erklärt Julia Flötzinger-Wilson. Er richte sich an alle Einwohner, Alteingesessene wie Neubürger, an Touristen, aber auch Investoren. Künftig will Erding mit dem Imagefilm auch auf Veranstaltungen und Messen punkten. Einen fünfstelligen Betrag ist das der Stadt schon wert, "im unteren fünfstelligen Bereich", wie bei Julia Flötzinger-Wilson zu erfahren ist.

Erding ist dabei nicht nur schön, "Erding hält zamm", sagt Sprecherin Stefanie Perzl, die im Film sehr sympathisch zwischen Hochdeutsch und bairischem Einschlag wechselt. Beim Thema Zusammenhalten hätte man womöglich neben einer Fußballmannschaft auch Ehrenamtliche wie die Feuerwehr oder die Nachbarschaftshilfe zeigen können, die Erding ebenfalls zusammenhalten.

"Warum wir unser Erding so lieben", mit diesem Satz steigt der Film ein, und er zieht sich durch den ganzen Streifen. Das Filmemacher-Trio zeigt Erding von seiner schönsten Seite, als schmucke Post- und Visitenkarte zugleich, mit der Erding wirklich wunderbar für sich Werbung machen kann.

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