Stadtentwicklung:Es bleibt spannend

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Der Haupteingang am Fliegerhorst Erding. Bis Ende 2024 soll die Bundeswehr dort abgezogen sein. Auf dem Areal ist ein neuer Stadtteil in Planung. (Foto: Renate Schmidt)

Mit der Konversion des Erdinger Fliegerhorsts kann die Stadt zeigen, wie eine innovative Städteplanung aussieht. 2022 treibt Erding die Planungen für das riesige Areal weiter voran. Allerdings sieht OB Max Gotz die Stadt weiter unter Druck, weil das Gelände noch immer nicht in ihrem Besitz ist.

Von Regina Bluhme, Erding

Mit der Konversion des Erdinger Fliegerhorsts kann die Stadt zeigen, wie eine innovative Städteplanung aussieht - ein komplett neuer Stadtteil für bis zu 6500 Menschen, für Gewerbe und für den neuen Erdinger Bahnhof soll auf dem Gelände nach dem Abzug der Bundeswehr, also nach 2024, Stück für Stück entstehen. Was dort an innovativer und zukunftsorientierter Gestaltung möglich wäre, wird gerade in einer Vortragsreihe "Rundflug Fliegerhorst" ausgelotet. Allerdings ist die Stadt noch immer nicht im Besitz der Fläche, dafür hat sich heuer eine Delegation der Internationalen Bauausstellung (IBA) vor Ort umgesehen.

Gleich zu Beginn des Jahres tat sich einiges auf dem Gelände. "Es war wieder der absolute Wahnsinn". Mit diesen Wort beschreibt Sabrina Tarantik von der Flüchtlingshilfe Erding die zweite Spendenaktion für die Ukraine, die im März stattgefunden hat. Circa 350 Tonnen Sachspenden waren eingegangen. Die Ware wurde am Fliegerhorst gesammelt. Sattelschlepper um Sattelschlepper brachten vom Bundeswehrgelände die Spenden in die Ukraine.

Bis Ende Juli war das Lager der Flüchtlingshilfe Erding im Fliegerhorst Erding untergebracht. (Foto: Renate Schmidt)
Im Mai marschierte eine Delegation beim IBA-Walk vom Fliegerhorstgelände zum Schrannenplatz, vorne Lucas Schneider Zimmer von der Metropolregion München. (Foto: Renate Schmidt)

Im Mai begab sich eine Delegation der Internationalen Bauausstellung Metropolregion (IBA) München auf Besichtigungstour. Die IBA will in den kommenden zehn Jahren beispielgebende Entwicklungsprojekte von Kommunen in der Region München begleiten und diese dann auch international präsentieren. Eine 50-köpfige Delegation unternahm eine Rundfahrt über den Fliegerhorst und marschierte anschließend durch die Landshuter Straße in die Altstadt. Die Besucher und Besucherinnen waren durchaus beeindruckt. Die IBA wolle Beispiele von Kommunen international zeigen, Beispiele, "die weltweit strahlen", hieß es. Das Erdinger Projekt "Fliegerhorst" - die größte zusammenhängende Konversionsfläche in Bayern - werde "eine große Rolle spielen".

Dabei befindet sich das Areal noch gar nicht im Besitz der Großen Kreisstadt. Man sei "im ständigen Dialog mit der Stadt Erding", schrieb die zuständige Bundesanstalt für Immobilienangelegenheit (Bima) auf Nachfrage der SZ im Oktober. "Der gegenwärtige Stand der Gespräche entspricht der Komplexität der Liegenschaft und der Vielzahl der zu klärenden Fragen", hieß es in dem Presseschreiben recht unverbindlich weiter. Insoweit lasse sich "gegenwärtig auch nicht verlässlich prognostizieren, zu welchem Zeitpunkt ein Grundstückskaufvertrag abgeschlossen werden kann".

Auf dem Fliegerhorstgelände sind hohe PFAS-Werte festgestellt worden. Wie eine Sanierung aussehen soll, ist noch offen. (Foto: Renate Schmidt)
Das Stabsgebäude gehört zur Gruppe der Bauten, die wohl nach Abzug der Bundeswehr erhalben bleiben sollen. (Foto: Stephan Görlich)

Erding hat Erstzugriffsrecht und Oberbürgermeister Max Gotz würde sehr gerne so rasch wie möglich zugreifen. Die Stadt engagiere sich bereits enorm, stehe daher auch sehr unter Druck, zu einem Abschluss zu kommen, erklärte er im Oktober im Stadtentwicklungsausschuss. Er habe jedoch den Eindruck, "dass wir diejenigen sind, die an allen Projektstellen treiben".

Einer der zentralen Punkte bei der späteren Nutzung des Fliegerhorstgeländes wird der neue Bahnhof Erding sein - ein Knotenpunkt für S- und Regionalbahnverkehr, an dem einmal die Verbindungen zwischen München, dem Flughafen und Salzburg zusammenlaufen. Wie der unterirdische Bahnhof mit darüberliegendem Busbahnhof einmal aussehen könnte, das zeigte im Oktober eine vertiefte Machbarkeitsstudie im Stadtentwicklungsausschuss. Seit November zeichnet die sehenswerte Ausstellung "Endstation Erding" im Museum Erding die Entwicklung der Eisenbahn anschaulich nach, inklusive eines begehbaren 3-D-Modells des künftigen Tunnelbahnhofs.

Eine bange Frage bleibt auch im neuen Jahr: Wie schnell geht es mit dem Erdinger Ringschluss voran? Im November hatte die Deutsche Bahn zum Spatenstich für den nächsten Abschnitt, die Strecke vom Flughafen zum künftigen Kopfbahnhof Schwaigerloh in der Gemeinde Oberding, geladen. Wenn alles glatt läuft, werden dort Ende 2025 die ersten S-1- und S-8-Züge und auch der Flughafenexpress aus Regensburg einfahren. Bis es Richtung Erding weitergeht in einem echten Ring, wird es aber noch Jahre dauern.

Die Zukunft der Innenstadt ist autofrei, heißt es im Vortrag im Museum Erding

Stichwort Bürgerdialog: Die Vortragsreihe "Rundflug Fliegerhorst" im Museum Erding ist für die Erdinger und Erdingerinnen gedacht. An sechs Abenden werden in Kooperation mit der Bayerischen Architektenkammer ganz unterschiedliche, aber höchst spannende Themen des Städtebaus behandelt. Im Anschluss können die Zuhörer und Zuhörerinnen Fragen stellen, Kritik üben oder Vorschläge machen -was sie auch tun. Los ging es am 26. Oktober mit dem lokalen Thema "Vom Fliegerhorst zum Zukunftsquartier - Erdings Chancen und Aufgaben". Dabei wurde wieder einmal deutlich, welche Mammutaufgabe da in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf die Stadt zukommt.

Im November drehte sich alles um "Wohnen ohne eigenes Auto - Ansätze für eine zukunftsfähige Mobilität", im Dezember hieß das Thema "Bauen als Kreislauf - Aus Alt wird Neu". Im Januar geht es dann weiter mit: "Günstiges Wohnen geht - Das Modell Wien". Es bleibt spannend.

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