Erding:Findelkind aus Erding in Klinik gebracht

Lesezeit: 2 min

  • Der kleine Simon lag in einem Wäschekorb und schlief, als eine Frau aus Erding ihn entdeckte.
  • Dem Buben geht es gut: Er wurde rechtzeitig gefunden. Die Polizei sucht nun nach Zeugen.

Von Florian Tempel, Erding

Martina Schubert, Inhaberin des Hotels "Die Glaskuppel" in der Otto-Hahn-Straße, war am Dienstag um 6 Uhr nach dem Aufstehen nach draußen gegangen, um wie gewöhnlich eine Zigarette zu rauchen. Einige Meter neben dem Eingang, vor dem Ausstellungsraum eines Autohauses, das sich im gleichen Gebäude befindet, steht ein Gartenbank aus Holz, daneben ein großer Aschenbecher. Aus der Morgenzigarette wurde nichts. Schubert sah einen Wäschekorb auf der Raucherbank. "Ich habe gleich rein geschaut, sofort das Baby gesehen und ich mich als erstes umgeschaut, ob jemand das Baby nur kurz abgestellt hat." Doch da war niemand.

Schubert hat einen neugeborenen Säugling gefunden, der wenigen Stunden zuvor vor ihrem Hotel abgelegt worden war. Das Kind lag schlafend in dem mit zwei Spannbettlaken ausgelegten hellgrauen Wäschekorb. Neben ihm eine Babyflasche, ein Schnuller und ein handgeschriebener Zettel mit der kurzen Notiz: "Simon, geb. 6. 6. 2016, 8.50 Uhr in München 37 SSW", letzteres bedeutet 37. Schwangerschaftswoche. Nachdem sofort die Polizei und ein Notarzt alarmiert worden waren, dauerte es kaum zehn Minuten, bis der Bub ins Klinikum Erding gebracht wurde. Dem kleinen Simon geht es gut, er ist gesund und wohlauf.

Als Martina Schubert den Zettel gelesen hatte, packte sie den Korb mit dem Säugling. Mit wackligen Knien - "ich habe gezittert wie Espenlaub" - brachte sie ihn in ihr Zimmer im Hotel zu ihrem Lebensgefährten. Während sie sogleich bei der Polizeiinspektion Erding anrief, kümmerte sich ihr Lebensgefährte um das Kind.

Wie das Baby versorgt wurde

Dessen erster Gedanke war, "hoffentlich lebt es noch". Das Kind atmete. Und als er den linken Arm des Buben hochhob, wachte der Kleine auf, bewegte seine Fingerchen und fing an zu quengeln: "Da hab ich ihn in eine Decke von uns gewickelt und in meine Arme genommen."

Eine Streife der Erdinger Polizei war nach kaum zwei Minuten im Hotel, noch mal zwei Minuten später war auch der Notarzt eingetroffen. Martina Schuberts Lebensgefährte brachte den Säugling in den Sanka, wo sich der Arzt mit ersten Tests vergewisserte, dass keine Notmaßnahmen notwendig waren. Danach ging es gleich weiter ins nahe Klinikum.

Dort gibt es, wie in vielen anderen Krankenhäusern, seit einigen Jahren die Möglichkeit einer "anonymen Geburt". Frauen können im Klinikum vertraulich ein Kind zur Welt bringen, das danach zur Adoption freigegeben wird. Die Personendaten der Mutter bleiben unter Verschluss, erst vom 16. Lebensjahr an kann das Kind Auskunft über seine Identität verlangen. Die Anonymität soll der Mutter Zeit geben, ihr Leben selbst zu sortieren.

"Jetzt wünschen wir ihm einfach nur viel Glück"

Um den Zeitpunkt einzugrenzen, wann der Korb mit Baby Simon abgestellt worden war, weckte Martina Schubert zwei Hotelgäste, von denen sie wusste, dass sie Nachtschicht hatten. Einer der beiden war um 3.20 Uhr draußen vor dem Hotel gewesen, um eine Zigarette zu rauchen. Da war noch kein Korb auf der Bank gestanden.

Nach der Befragung durch die Polizei gingen Martina Schubert und ihr Partner ins Klinikum: "Wir haben den Kleinen noch mal gesehen, eine Schwester hat ihn gefüttert, es war alles okay - jetzt wünschen wir ihm einfach nur viel Glück."

Die Kripo Erding hat die Ermittlungen zum Verbleib von Simons Mutter übernommen. Die Polizei setzt auf Beobachtungen und Hinweise aus der Bevölkerung. Konkret wird gefragt: "Wer kennt eine Frau, die hochschwanger war, erst seit kurzem nicht mehr, ohne dass ein Kind gesehen wurde? Wer kann Hinweise zur Herkunft des grauen Wäschekorbs, des grünen Spannbetttuchs oder des gelben Spannbettlakens geben?

Wer hat in der Nacht von Montag auf Dienstag verdächtige Personen gesehen, die sich im Bereich der Otto-Hahn-Straße aufhielten? Wurden eventuell Fahrzeuge bemerkt, die dort aufgefallen sind?" Die Kripo ist unter Telefon 08122/9680 zu erreichen.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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