Erding:Verzögerung bei Nordumfahrung ist "ärgerlich und inakzeptabel"

Lesezeit: 2 min

Das "Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen" bei einer Protestkundgebung im Jahr 2021. Am Donnerstag wollen Mitglieder vor der Stadthalle mit einer Plakataktion auf ihre Argumente aufmerksam machen. (Foto: Renate Schmidt)

Erdings Oberbürgermeister Max Gotz kritisiert die Dauer des Planfeststellungsverfahrens für die ED 99, eine etwa 9,5 Kilometer lange Ost-West-Verbindung zwischen der Bundesstraße 388 und der Flughafentangente-Ost.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Ich bin massiv verärgert über die Verzögerung bei der ED 99", sagte jüngst Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) bei einem Pressetermin. Die Pläne für eine Nordumfahrung der Kreisstadt sind mittlerweile 24 Jahre alt. Der damalige Landrat Xaver Bauer (CSU) hatte 1999 die Idee, der Landkreis könnte die Nordumfahrung als Kreisstraße selbst planen und bauen lassen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) brachte den Planungsprozess in Gang - 2014 startete das Planfeststellungsverfahren. Und das währt bis heute. Es wurde immer wieder "nachgebessert", 2021 legte das Staatliche Bauamt Freising die erste Tektur des Plans vor. Derzeit wartet die Regierung von Oberbayern noch auf Stellungnahmen zu den zahlreichen Einwendungen gegen die Nordumfahrung.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

"Die Entwicklung, die wir in der Stadt und dem ganzen Landkreis haben, bedeutet, ob wir es wollen oder nicht, dass wir an der Nordumfahrung festhalten müssen. Es ist einfach ärgerlich und inakzeptabel, dass eine solche Straße im neunten Jahr des Planfeststellungsverfahrens ist", sagte Gotz. Und das obwohl in Erding mittlerweile die Konversion des Fliegerhorstes bevor stehe. Das heiße für alle, die aus dem Osten des Landkreises zum Flughafen oder zu einer der großen Verkehrsmagistralen wollen, dass Erding ohne Umfahrung immer mehr zum Nadelöhr werde.

"Es kann nicht sein, dass wir die Situation haben, dass uns die Flächen des Fliegerhorstes gehören, aber die Verkehrsinfrastruktur wiederum hinterher hängt." Das erinnert OB Gotz an den Flughafen München, den man eröffnet habe, aber ohne die nötige Infrastruktur. "Es ist ärgerlich, dass keinerlei Zusagen eingehalten werden und es ist mir unverständlich, warum man das zwanzigfache an Einwendungen bei der dritten Startbahn innerhalb von vier Wochen abwägen und zu einer Entscheidung kommen konnte und bei der ED 99 neun Jahre für rund 1700 Einwendungen braucht", so der Oberbürgermeister.

Die Projektbeschreibung der geplanten Nordumfahrung nennt ein vordringliches Ziel: Mit der etwa 9,5 Kilometer langen Ost-West-Verbindung zwischen der Bundesstraße 388 und der Flughafentangente-Ost "soll eine leistungsfähige straßenseitige Verkehrsanbindung des östlichen Landkreises Erding an den Flughafen München geschaffen werden". Auf der Internetseite des Staatlichen Bauamts stehen für den Bau Kosten in Höhe von 63,5 Millionen Euro - Stand 2019. Beim jüngsten Spatenstich zur B-388-Ortsumgehung von Taufkirchen wurden als Kosten für 5,5 Kilometer bereits 52,5 Millionen Euro genannt.

Ein Foto von 2012: der Protest gegen die Nordumfahrung, hier mit Blick auf Blick auf Langengeisling, begann schon weit vor dem Planfeststellungsverfahren. (Foto: Renate Schmidt)

Wegen neuer Aspekte, weil sich frühere Prognosen nicht bestätigt hätten und die Kosten völlig aus dem Ruder laufen, forderte jüngst das "Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen" erneut eine vollständige Aufgabe der Nordumfahrung. Diese löse nicht die Verkehrsprobleme der Stadt und der Region. Auch könne es nicht im Sinne der Region sein, weiterhin an einer dritten Startbahn festzuhalten und hierfür solch eine Straßenplanung zu forcieren, die dann auch noch in nicht unerheblichem Umfang durch Erding selbst bezahlt werden soll. Die Umfahrung würde zusätzlichen Lärm für weite Teile der Stadt Erding bedeuten und das Naherholungsgebiet im Norden der Stadt - inklusive Kronthaler Weiher - stark beeinträchtigen.

Die Funktion als Zubringer zum Flughafen sieht OB Gotz jedoch nur noch als Nebenaspekt: Die Nordumfahrung brauche man vor allem wegen des neuen Fliegerhorst-Stadtteils, der viel Verkehr in die Stadt bringen werde. Der Durchgangsverkehr soll deswegen um die Stadt herumgeführt werden. Wenig Verständnis hat Gotz für aktuelle Einwendungen von "VCD und wie sie alle heißen", ohne Kenntnis der Gesamtlösung der Verkehrsinfrastruktur des Landkreises. In der Stadt bündle sich einiges. So fahre ohne Nordumfahrung alles aus dem Osten über die Anton-Bruckner-Straße durch die Stadt. "Wir können nichts mehr aufnehmen." "Selbst wenn wir auf den Konversionsflächen nahezu autofreie Quartiere planen, dann sind sie auch nur deshalb autofrei, weil wir Quartiersgaragen anbieten, in denen die Autos gesammelt werden."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Stadtentwicklung
:Die Stadt der Zukunft ist autofrei

Wohnen ohne eigenes Auto? Das geht, sagt der Berliner Zukunftsforscher Stefan Carsten bei einem Vortrag im Museum Erding. Der künftige Stadtteil auf dem Fliegerhorstgelände will mit gutem Beispiel voran gehen.

Von Regina Bluhme

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: