Demo gegen Rechtsextremismus:"Für Toleranz und gegen Menschenfeindlichkeit"

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Etwa 2000 Menschen nahmen an der Kundgebung auf dem Volksfestplatz teil. (Foto: Stephan Görlich)

2000 Menschen folgen dem Aufruf des Bündnisses "Bunt statt Braun" und kommen am Sonntagnachmittag auf den Volksfestplatz Erding. Sechs Rednerinnen und Redner rufen dazu auf, die Demokratie gegen rechtsextreme Tendenzen zu verteidigen.

Von Philipp Schmitt, Erding

Ein deutliches Signal für die Demokratie und gegen Extremismus haben am Sonntag auf dem gut gefüllten Volksfestplatz etwa 2000 Menschen gesetzt. Die Veranstaltung wurde von der SPD-Kreisrätin Ulla Dieckmann geleitet und war vom Bündnis "Bunt statt Braun" im Verbund mit der Stadt Erding, Behörden, Polizei und Vereinen auf die Beine gestellt worden. Auf dem Volksfestplatz war eine bunte Mischung an Zuschauern mit vielen Schildern und Plakaten zusammengekommen. Die Versammlung verlief friedlich und ohne besondere Vorkommnisse aus polizeilicher Sicht.

Viele Lokalpolitiker und Bürgermeister waren da, auch die stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf und der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (beide CSU). Der Circus Diabolo, dessen beleuchtetes Zelt auf dem Platz stand, verschob extra seine Nachmittagsvorstellung für die Großkundgebung. Die Bühne für die Demo war hingegen keine Manege, sondern ein zur improvisierten Bühne umfunktionierter oranger Lastwagen-Anhänger: "Es bietet sich ein fantastisches Bild. Es ist toll, dass sie in so beachtlicher Zahl gekommen sind, um alle Gesicht für Freiheit und Demokratie zu zeigen", sagte OB Max Gotz (CSU), einer der sechs Redner.

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Der Erdinger Oberbürgermeister fügte an, dass ein Zeichen gegen angebliche Alternativen gesetzt werden müsse. Weil es nur noch wenige Zeitzeugen gebe, die über die NS-Gräueltaten berichten können, sei es eine besondere Verantwortung, sich gegen rechtsextreme Gedanken aufzulehnen. Die bundesweiten Demonstrationen seien ein wichtiges Zeichen zum Schutz von Menschenwürde und Demokratie: "Wir stehen zu unserer Demokratie, müssen diese aber schützen und wachsam bleiben." Beschimpfungen müssten aufhören, sagte Gotz.

OB Max Gotz (CSU) sagte, "es ist toll, dass sie in so beachtlicher Zahl gekommen sind, um alle Gesicht für Freiheit und Demokratie zu zeigen". (Foto: Stephan Görlich)
Konrad Thees (Grüne) forderte "Mut zum Handeln" und ein Verbot rechtsextremer Parteien zu prüfen. (Foto: Stephan Görlich)

Als zweiter Redner stand Konrad Thees von den Grünen am Pult. Er forderte "Mut zum Handeln", ein Verbot rechtsextremer Parteien zu prüfen und den Schutz des vor 75 Jahren entstandenen Grundgesetzes, das in Gefahr sei: "Dafür stehen wir hier. Wir kämpfen für Toleranz und gegen Menschenfeindlichkeit. Jetzt ist der Moment dafür. Das Grundgesetz verbindet uns, gemeinsam sind wir stark", sagte der Schüler.

Petra Bauernfeind (FW) war die nächste Rednerin: "Wir müssen die Demokratie verteidigen", sagte die Zweite Erdinger Bürgermeisterin. Sie freue sich, dass sich so viele junge Leute für das Thema interessieren - darunter ihr als Moderator fungierender 18-jähriger Sohn Georg. Die jungen Leute hätten keine Angst vor Menschen aus anderen Kulturen, die sie aus der Schule und von Vereinen kennen. Die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe, die wie Ulla Dieckmann und Karin Kreuzarek eine der Sprecherinnen des Bündnisses "Bunt statt Braun" ist - appellierte für Engagement in demokratischen Parteien, Vereinen, um die Gesellschaft stark, solidarisch und wehrhaft zu machen.

Petra Bauernfeind (FW) appellierte für Engagement in demokratischen Parteien, Vereinen, um die Gesellschaft stark, solidarisch und wehrhaft zu machen. (Foto: Stephan Görlich)
Die Plakate waren bunt und vielfältig, mit positiven und deutlichen Botschaften. (Foto: Stephan Görlich)

"Wir müssen Vielfalt wertschätzen", fügte Stadtpfarrer Martin Garmaier an. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Erding forderte "Menschenrechte zu achten, und zu verbinden, statt auszugrenzen". Es müsse verhindert werden, dass wieder Politiker rechtsextremer Gesinnung im Bund oder einem Bundesland an die Macht gewählt werden können.

Als fünfte Rednerin schilderte die Vorsitzende des Sozialverbands VDK-Erding, Zeynep Gencer, dass sie zwar türkische Wurzeln habe, Deutschland jedoch ihr Vaterland sei. Ihr Vater habe wie viele sogenannte Gastarbeiter, das nach dem Krieg in Trümmern liegende Deutschland mit aufgebaut und zum Wirtschaftswunder beigetragen: "Wir befinden uns in schwierigen Zeiten, aber die Lösung kann nicht Rassismus sein." Wehrhafte Bürger müssten "das einzigartige Grundgesetz und die freiheitlich-demokratische Grundordnung schützen."

Die Stimmung bei der Demo war friedlich, ernst und selbstbewusst. (Foto: Stephan Görlich)
Dieses Plakat spielte auf die Demo gegen das Heizungsgesetz im Juni 2023 an, die Erding ein wenig schmeichelhaftes Image gegeben hat. (Foto: Stephan Görlich)

Als sechster Redner war der Student und stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Benedikt Klingbeil an der Reihe: "Man muss sich an die Spielregeln in unserer Gesellschaft halten. Wir setzen uns für Toleranz ein. Wir müssen aber auch bereit sein, zu diskutieren und zu überzeugen." Er sei "stolz darauf, dass Erding ein Zeichen dafür setzt" - wie zuvor hunderttausende Leute der früher schweigenden Mehrheit bei den bundesweiten Demonstrationen etwa in München und Berlin. Die zweite Wörther Bürgermeisterin Ulla Dieckmann: "Wir wollten ein Zeichen gegen den Rechtsruck setzen. Danke, dass ihr gekommen seid." Es wurde noch die Europahymne "Ode an die Freude" von Beethoven gesungen bevor die Großkundgebung nach einer Stunde beendet war.

"Wir müssen was tun und die Demokratie verteidigen", sagte der Ehrenringträger des Landkreises und früherer Moosinninger Bürgermeister Rudi Ways (SPD). Besucherin Dagmar Ficht fand, "dass wir zusammenhalten müssen". Elisabeth Altmann aus Hörlkofen fügte an, dass sich die "Stärke des Volkes am Wohl der Schwachen misst, so steht es im Grundgesetz". "Ihr seid nicht schuld an dem was war, aber dafür, dass es nicht wieder passiert", zitierte Moderator Georg Bauernfeind den Shoa-Überlebenden Max Mannheimer.

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