Erdinger Krankenhaus:Perspektiven für ein Leben mit Krebs

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Der Haupteingang zum Klinikum des Landkreises Erding. Im Gebäude links nebenan befindet sich die Onkologie Erding an der Bajuwarenstraße 3. (Foto: Stephan Görlich)

Am Klinikum des Landkreises Erding gibt es ein neues Beratungsangebot: Eine Außensprechstunde der Bayerischen Krebsgesellschaft unterstützt Patienten und ihre Angehörigen. Zu Psychologin Dora Sztrancsik kommen Menschen in absoluten Ausnahmesituationen.

Von Regina Bluhme, Erding

Der Büroraum im ersten Stock der Onkologie am "Klinikum Landkreis Erding" ist fast zu klein für die Pressekonferenz. Die zahlreichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen müssen ein wenig zusammenrücken. Das Bild passt: Denn nicht zuletzt ums Zusammenrücken, ums Miteinander und ums Vernetzen geht es bei der neuen Außensprechstunde für Krebspatienten und deren Angehörige, die die Bayerische Krebsgesellschaft jetzt offiziell vorgestellt hat. Die kostenfreie Beratungsstelle am Klinikum in Erding leitet seit 1. Januar Psychologin Dora Sztrancsik.

"Unser Ziel ist es, Menschen mit Krebs zuzuhören, zu begleiten, zu helfen", erklärte Markus Besseler, Geschäftsführer der Bayerischen Krebsgesellschaft (BKG). Mit der Außenstelle in Erding müssten Erkrankte und Angehörige keine weiten Wege auf sich nehmen. 26 Außenstellen unterhält die psychosoziale Krebsberatung des eingetragenen Vereins mittlerweile in Bayern. Das kostenfreie Angebot werde zum Teil von der gesetzlichen Krankenversicherung und zum Teil aus Spenden und Zuschüssen finanziert, informierte Besseler.

In den wenigen Wochen seit Eröffnung der Außensprechstunde habe sie bereits 50 neue Klienten erfasst, informierte Dora Sztrancsik im Pressegespräch. Sie werde mit Menschen in einer Ausnahmesituation konfrontiert. Mit Menschen, die soeben die Diagnose Krebs erhalten haben, mit Angehörigen voller Sorge oder mit Menschen, die wieder den Weg zurück in den Alltag, den Beruf suchen. Die Beratung gehe immer individuell auf die Bedürfnisse der Ratsuchenden ein. Manchen helfe es, einen Raum zu haben, in dem sie offen über ihre Sorgen und Ängste sprechen können. Andere benötigten vor allem Information und Orientierung.

Stefanie Jilg, die mit Richard Konrad die Praxis Onkologie Erding leitet, betonte: "Unser Ziel ist es, die Patienten vor Ort mit dem bestmöglichen medizinischen Know-how zu versorgen." Dabei verwies die Erdinger Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie darauf, dass die neue Außensprechstunde in Kombination mit Selbsthilfegruppen auch Onkologen und Onkologinnen spürbar entlaste. Als Master of Medical Education unterstütze sie das Konzept des informierten und mündigen Patienten. So könnten sich dann die Betroffenen untereinander vernetzen.

Dora Sztrancsik, Psychologin und Beraterin der neuen Außensprechstunde Erding der Bayerischen Krebsgesellschaft. (Foto: Stephan Görlich)
Birgit Plattner, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Leiterin des Brustzentrums am Klinikum des Landkreises Erding. (Foto: Stephan Görlich)

Dieter Last, Direktor des Klinikums, betonte die Bedeutung einer hochwertigen medizinischen Versorgung vor Ort. Am Klinikum Erding übernehme weiterhin Ärztin Barbara Scholtissek die psychoonkologische Betreuung der stationären Patienten und Patientinnen. Katharina Freudenthal, Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, praktiziert weiterhin in den Räumlichkeiten der onkologischen Praxis.

Der Bedarf ist groß. Laut der Bayerischen Krebsgesellschaft werden in Oberbayern jährlich rund 18 800 neue Krebserkrankungen gemeldet. Davon entfielen laut dem Krebsregister Bayern im Jahr 2019 rund 520 Neuerkrankungen auf Erding. Am Klinikum Erding werden pro Jahr etwa 100 Fälle von Brustkrebs registriert, so Birgit Plattner, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Leiterin des Brustzentrums am Klinikum Erding. Eine umfassende Versorgung erfordere eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Onkologen am Klinikum sowie der Praxis Onkologie Erding und von Experten im regionalen Netzwerk. Namentlich verwies die Gynäkologin auf das Mamma-Café Erding, eine Selbsthilfegruppe für Frauen mit Brustkrebs. Mit Johanna Strumpler, Funktionsoberärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum, war sich Birgit Plattner einig: Die Außenstelle der BKG übernehme eine wichtige Brückenfunktion zwischen ambulanter und stationärer Behandlung.

Stefanie Jilg, Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie von der Praxis Onkologie Erding. (Foto: Stephan Görlich)
Elfriede Lenzen von der Selbsthilfegruppe Mamma-Café Erding. (Foto: Stephan Görlich)

Wie wichtig ein Beratungsangebot vor Ort ist, schilderte Elfriede Lenzen, Gründungsmitglied der Selbsthilfegruppe Mamma-Café. Zuvor mussten Erdinger Patientinnen nach Landshut oder München fahren, viele scheuten die lange Fahrzeit. "Für uns ist es ein Glück, dass wir die Beratung jetzt hier haben." Die Selbsthilfegruppe unter der Schirmherrschaft der BKG werde von der Stadt Erding und dem BRK unterstützt, informierte Lenzen. Zweimal im Monat treffen sich Frauen im Haus der Begegnung. Im Mittelpunkt stehe der Austausch, "wir brauchen nicht lange zu erklären, alle wissen Bescheid". Es werde gelacht und auch mal geweint "und bei uns dürfen die Betroffenen auch mal jammern".

Außensprechstunde Erding der psychosozialen Krebsberatungsstelle München der Bayerischen Krebsgesellschaft, Bajuwarenstraße 3, Erding, Beratungszeiten: Montag bis Donnerstag, zehn bis 14 Uhr. Termine nach Vereinbarung unter 089/54884028 oder per E-Mail an: erding@bayerische-krebsgesellschaft.de.

Mamma-Café Erding, Selbsthilfegruppe für Frauen mit Brustkrebs, jeden zweiten Donnerstag im Monat um 16 Uhr, Haus der Begegnung, Am Rätschenbach 12, Erding, Kontakt: mammacafe18@gmail.com.

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