Bundeswehr:Aus Erding in den Syrien-Einsatz

Lesezeit: 2 min

Die Soldaten sollen in der Türkei-Basis Kampfjets reparieren

Ein Soldat vom Erdinger Fliegerhorst ist für den Bundeswehreinsatz im Kampf gegen die Terroristen des sogenannten Islamischen Staats abkommandiert worden. Dies sagte der stellvertretende Standortkommandeur Oberst Stefan Schmidt-Schickhardt am Montag. Weitere Soldaten aus Erding könnten in den von der Bundesregierung am vergangenen Freitag beschlossenen Syrien-Einsatz folgen. Wahrscheinlich sei zudem auch der Bedarf an sogenannten "mobilen Instandsetzungstruppen" aus Erding, die für wenige Tage zur Basis des Einsatzes in die Türkei reisen sollen, um dort Kampfjets des Typs Tornado zu reparieren. Die Jets dieses Typs werden am Fliegerhorst gewartet. Und sie sind maßgeblicher Teil der Syrien-Mission. Diese Woche sollen der Nachrichtenagentur dpa zufolge sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge in die Krisenregionen starten. Die mobilen Truppen könnten nur zwei oder drei, aber auch bis zu zwölf Soldaten aus Erding umfassen, sagt Schmidt-Schickhardt.

In Erding werden zwar seit September 2014 keine Flugzeuge mehr gefertigt, allerdings werden laufend Einzelteile gewartet, etwa Tragflügel. Derzeit sind laut dpa 44 Prozent der Tornado-Flugzeuge der Bundeswehr einsatzbereit. In Erding ist der Einsatz auch bei denen zu spüren, die nicht zur Einsatzbasis in die Türkei reisen: "Der Termindruck ist höher als sonst", sagt Schmidt-Schickhardt. Jedoch sei dies auch "nichts Neues", sondern etwa bei jeder dringenden Übung auch der Fall: "Wir sind nur in zweiter Linie gefordert."

Direkt nach Syrien wird wohl kein einziger Soldat vom Fliegerhorst geschickt. Die Situation erinnert eher an den Kosovo-Einsatz 1999, als Soldaten aus Erding die Basis in Piacenza in Norditalien unterstützten - ähnlich der Basis, die nun in der Türkei ist. Wie seinerzeit nach Italien, könnte es auch diesmal sein, dass Soldaten aus Erding sehr kurzfristig in die Türkei fliegen müssten, um bei Materialproblemen zu helfen.

Dass überhaupt deutsche Soldaten nach Syrien fliegen, hält der Erdinger Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (SPD) für einen Fehler. Seine Stimme war eine von 145 gegen den Einsatz. "Solidarität kann auch ganz anders ausschauen. Politische Maßnahmen hätten mir besser gefallen", sagt Schurer. Er sei nicht grundsätzlich gegen Militäreinsätze. In dem vorgelegten Tempo seien Maßnahmen jedoch unmöglich vorzubereiten. Die zum Teil negativen Folgen des Eingreifens etwa in Afghanistan hätten gezeigt, dass es dieser Vorbereitungen dringend bedarf. Schurer schlägt vor, zunächst in für Terrorzellen bekannten Problembezirken Perspektiven für Jugendliche zu schaffen und so die Radikalisierung junger Europäer zu vermeiden. Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz sieht den Einsatz skeptisch. Er enthielt sich bei der Abstimmung.

Dass auch Erding durch den Standort Fliegerhorst an der Mission beteiligt ist, hat Schurer nicht überrascht. "Der Konflikt ist ja nicht abstrakt. Da gehört jeder dazu, auch Erding."

© SZ vom 08.12.2015 / FSE - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: