Regionaler Arbeitsmarkt:Fast ein Viertel der Arbeitnehmer sind Ausländer

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Der Anteil von Ausländern bei den sozialversicherungspflichtigen Jobs im Kreis Erding beträgt fast ein Viertel. Bei den Auszubildenden liegt die Quote aktuell bei etwa 16 Prozent. (Foto: Renate Schmidt)

Die Unternehmen im Landkreis Erding sind bereits seit Jahren auf Zuwanderung angewiesen.

Von Florian Tempel, Erding

Ohne Zuwanderung geht es nicht, hat Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele in einem Interview der Süddeutschen Zeitung erklärt. Ohne Migranten sei der Fachkräftemangel nicht zu bewältigen. "Wir haben keinen Mangel an Arbeit, sondern an Arbeitskräften", sagte Scheele. Und er hat einer immer wieder aufgestellten Behauptung von Rechtsextremen und Xenophoben aller Art eine Absage erteilt: "Es gibt keinen Wettbewerb zwischen Einheimischen und Zugewanderten. Kein Deutscher verliert seinen Job, weil jemand aus dem Ausland kommt. Deutschland braucht sie alle."

Im Landkreis Erding lässt sich exemplarisch nachvollziehen, dass ohne Migration schon lange nichts mehr laufen würde. Die Statistiken zu Arbeitsmarkt und Beschäftigung sind eindeutig. Zum Stichtag 3o. Juni 2021 arbeiteten im Landkreis 45.223 sozialversicherungspflichte Beschäftigte. Das waren 13.641 mehr als zehn Jahre zuvor. Doch weniger als die Hälfte der neuen Jobs wurden mit Arbeitnehmern mit einem deutschen Pass besetzt, während 54,3 Prozent der Beschäftigten in den neu geschaffenen Arbeitsverhältnissen eine ausländische Staatsangehörigkeit haben. Auch in absoluten Zahlen wird deutlich, wie sehr der Arbeitsmarkt im Landkreis Erding auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen ist. 2011 hatten 2857 Ausländerinnen und Ausländer hier einen regulären, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Zehn Jahre später waren es 10.262, das sind mehr als dreieinhalb mal so viele. Oder so: Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer betrug im Jahr 2011 nur neun Prozent, im Jahr 2020 lag er schon bei 23,3 Prozent.

Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer ist damit sogar wesentlich höher als der Ausländeranteil der Bevölkerung im Landkreis, der zuletzt 12,7 Prozent betrug. Wie das sein kann? Eine einfache Erklärung: Es ziehen keine Rentner aus dem Ausland zu, man kommt her, um zu arbeiten.

Die Agentur für Arbeit führt über alles sehr genau Buch. Man kann auch nachschauen, aus welchen Ländern im einzelnen die ausländischen Arbeitnehmer stammen. Mit zuletzt 1361 Arbeitnehmern sind Rumänen unter den ausländischen Beschäftigten im Landkreis am stärksten vertreten. Fast gleichauf wurden 1177 Ungarn mit festen Jobs gezählt. Auf Platz drei liegen die Arbeitnehmer mit einem kroatischen Pass (940) vor Polen (736) und Türken (663). 84 Prozent der ausländischen Arbeitnehmer im Landkreis sind Europäer, 61,7 Prozent sind EU-Bürger. Man kann in der Statistik auch nach eher seltenen Herkunftsländern suchen und findet auch diese: Nur sechs Schweizer arbeiten hier, acht Kanadier und neun Australier. Auch die Zahl der Ukrainerinnen und Ukrainer ist mit 63 noch vergleichsweise niedrig.

Mehr als jeder vierte Auszubildende ohne deutschen Pass hat eine Fluchtgeschichte

Bis Geflüchtete Arbeit haben, dauert es seine Zeit. Auch das lässt sich gut an den Daten der Arbeitsagentur von 2015 bis 2021 ablesen. In der Kategorie Asylherkunftsländer werden Beschäftigte aus den acht Ländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien erfasst. 2015 hatten im Landkreis nur 155 Menschen mit einer dieser Staatsangehörigkeiten einen sozialversicherungspflichtigen Job, 2021 waren es mit 608 schon fast viermal so viele.

Minijobs werden, auch das verrät die Statistik, im Landkreis Erding mehrheitlich von Deutschen ausgeübt. Von den 2021 insgesamt 6544 geringfügig Beschäftigten waren nur 729 Ausländer.

Bei den Auszubildenden ist ihr Anteil in den vergangenen fünf Jahren - weiter reicht die Statistik in diesem Fall nicht zurück - bei etwa 15 Prozent relativ stabil. Was sich ändert, sind die Herkunftsländer. Ein Viertel der Auszubildenden ohne deutschen Pass kommt aus den bereits erwähnten Asylherkunftsländern. Die tatsächliche Zahl der Azubis mit Fluchtgeschichte ist jedoch höher, da sie nicht nur aus den acht oben genannten Staaten stammen, sondern aus noch vielen anderen.

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