Warteraum Asyl:Abwarten und umbauen

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Am Fliegerhorst kommen nur wenige Flüchtlinge an - Langeweile herrscht aber nicht

Von Florian tempel, Erding

Seit die Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland dicht ist und kaum noch Flüchtlinge über die Balkan-Route nach Mitteleuropa gelassen werden, ist es im Warteraum Asyl am Erdinger Fliegerhorst ziemlich ruhig geworden. Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge ist gering. An vielen Tagen in den vergangenen zwei Wochen kam überhaupt niemand. Das Maximum lag zuletzt bei etwa 200 Flüchtlingen, die von der bayerisch-österreichischen Grenze nach Erding gebracht wurden. Dennoch langweilen sich die Mitarbeiter im Flüchtlingscamp keineswegs.

Ein Punkt, für den günstigerweise gerade Zeit bleibt, ist die Einarbeitung in das künftige "Integrierte Identitätsmanagement mit Ankunftsnachweis", für das neue Datenverarbeitungsprogramme entwickelt worden sind. Bei der Erstregistrierung werden fortan die wesentlichen Personaldaten der neu ankommenden Flüchtlinge wie Name, Alter und Herkunftsland, sowie die Fingerabdrücke und ein Foto in einem sogenannten Kerndatensystem gespeichert. Bislang gab es keine gemeinsam verfügbare Datendank, auf die Bundes- und Landesbehörden, Kommunen und auch die Polizei zugreifen konnten. Mit dem neuen System sollen Mehrfachregistrierungen ausgeschaltet und die klare Identifikation jedes Flüchtlings für alle Behörden vereinfacht werden.

Neben der Umstellung auf die neue Registrierungssoftware gehen aber auch die handfesten Bauarbeiten im Flüchtlingscamp weiter. Mehrere der elf Volksfestzelte, die zur Unterbringung und Versorgung der Menschen aufgebaut wurden, sind bereits durch stabilere und sturmsichere Leichtbauhallen ersetzt. Der Umbau geht nach und nach voran und wird sich voraussichtlich noch bis in den Herbst hinziehen.

Ob der Warteraum Erding zu einem sogenannten Ankunftszentrum umfunktioniert wird, in dem nach der Registrierung auch in wenigen Tagen Asylanträge bearbeitet werden sollen, ist nach wie vor noch nicht entschieden. Für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind Ankunftszentren in jedem Bundesland der "Schlüssel zum Erfolg". Die bayerische Staatsregierung hat aber noch nicht entschieden, ob Erding ein Standort für ein bayerisches Ankunftszentrum sein wird.

Auch beim Roten Kreuz, das sich im Flüchtlingscamp am Fliegerhorst um die medizinische Erstversorgung und den Aufenthalt der Flüchtlinge kümmert, stehen Änderungen an. Bislang ist im Camp das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zuständig. Stefan Sturm vom DRK, der in Erding dieses Arbeit leitet, sagte, dass man über kurz oder lang die Trägerschaft an den Landesverband delegieren werde. Wann das Bayerische Rote Kreuz (BRK) übernehmen werde, sei jedoch noch nicht klar. Die Arbeit in Erding werde bislang von der DRK-Abteilung organisiert, die eigentlich für Auslandseinsätze zuständig ist, sagte Sturm. Eine typische Aufgabe für diese Abteilung wäre es jedoch eigentlich, nun zum Beispiel bei der Versorgung der in Griechenland gestrandeten Flüchtlinge zu helfen. Ehrenamtliche und Rettungssanitäter des BRK-Kreisverbands Erding arbeiten schon seit Monaten im Flüchtlingscamp am Fliegerhorst mit.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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