Einzelhandel:Noch mehr Lebensmittel

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Erding brauche das nicht, sagt Hans Egger. (Foto: Peter Bauersachs)

Die Stadtpolitik muss sich mit dem Wunsch von Investoren auseinandersetzen, im Gewerbegebiet Erding West großflächigen Einzelhandel zu etablieren. Es regt sich Widerstand

Von Antonia Steiger, Erding

Es sind nur noch wenige Flächen im Gewerbegebiet Erding West zu vermarkten. Doch es zeichnet sich ab, dass die Investoren um diese Flächen ganz besonders intensiv mit der Stadtpolitik ringen werden. Die RH Immobilienmanagement hat neuerlich einen Antrag gestellt mit dem Ziel, im Westen im großen Stil Märkte für Lebensmittel, Kleidung und andere so genannten innenstadtrelevanten Waren anzusiedeln. Es geht also um Sortimente, die nach dem Willen der Stadt vor allem in der Innenstadt verkauft werden sollen. Am Donnerstag hat der Planungsausschuss jedoch beschlossen, den Bebauungsplan zu ändern. Wie er am Ende aussieht, ist aber noch völlig unklar. Doch schon gegen diesen Schritt regte sich heftiger Widerstand.

Hintergrund dieser Entwicklung ist das vergebliche Bemühen darum, einen Möbelmarkt in den Erdinger Westen zu locken. Von Anbeginn war dies das Ziel, es ist nur keinem der Investoren gelungen. Im Bebauungsplan 168/V, der nun zur Debatte steht und der die Fläche umfasst, die sich nördlich von McDonalds, Burgerking, Dänischem Bettenlager, ATU und Agip-Tankstelle anschließt, sind aber immer noch 20 000 Quadratmeter für den Möbelverkauf vorgesehen. In der Vorlage der Verwaltung für die Ausschusssitzung ist nun erstmals von einem "Sondergebiet großflächiger Einzelhandel" die Rede.

Konkret wünschen sich die Investoren unter anderem 4500 Quadratmeter Lebensmittel, 2500 Quadratmeter Textilien, 1500 Quadratmeter Schuhe und 800 Quadratmeter Babyfachmarkt. Das versetzte unter anderem Hans Egger (Erding jetzt) in Alarmzustand. Er widersetzte sich dem Ansinnen, erneut über Verkaufsflächen zu diskutieren. Es sei jedem klar, "dass wir keinen weiteren Ausbau in den Bereichen Lebensmittel und Textil in Erding West brauchen", sagte er. OB Max Gotz (CSU) gelang es nicht, ihn und drei weitere Stadträte davon zu überzeugen, dass es erst darum gehe, eine Diskussion über die Verkaufsflächen neu anzustoßen. Er erhoffe sich neue Erkenntnisse dazu, "was überhaupt noch genehmigungsfähig ist". Auch für das darbende Gewerbegebiet Erding Süd in Aufhausen soll es neue Anhaltspunkte geben. Gotz stellte des weiteren klar, dass die Regierung von Oberbayern mitreden werde. "Das wird ein interessanter Prozess. Wie holen uns externe Meinungen."

Klar ist, dass eine landesplanerische Beurteilung durch die Regierung von Oberbayern erfolgen wird - was Günther Kuhn (Grüne) und Egger aber nicht beruhigt. Schon 2009 habe die Regierung von Oberbayern bemängelt, sagte Kuhn, dass die damals vorhandenen 7585 Quadratmeter Verkaufsfläche für Lebensmittel die zulässige Verkaufsfläche erheblich überschritten hätten. "Und jetzt sollen noch einmal 4500 dazu kommen." Kuhn mutmaßte darüber hinaus, die Investoren sähen in den Erdinger Stadträten nicht mehr als "nützliche Idioten". Auch er stimmte wie Stefan Treffler (ÖDP), Johanna Heindl (UWE) und Egger gegen den Antrag auf eine Bebauungsplanänderung. Eine Verpflichtung, über den Bebauungsplan zu diskutieren, sahen dagegen Burkhard Köppen (CSU) und Petra Bauernfeind (UWE) Es könne nicht so bleiben, wie es ist, sagte Gotz. RH Immobilienmanagement hatte schon einmal versucht, einen riesigen Markt in Erding anzusiedeln: Auf 6500 Quadratmeter hätte sich die Warenhauskette Globus im Westen auf der selben Fläche mit einem Selbstbedienungs-Warenhaus ausbreiten wollen, was aber am Widerstand der Stadtpolitik, des Gewerbes und der Bürger gescheitert ist. Globus gab den Plan 2011 wieder auf.

Auch für die Fläche westlich vom Lidl im Gewerbegebiet Erding West lag dem Ausschuss ein Antrag auf Änderung des Bebauungsplans vor. Dort ist aber nicht von einem neuen "Sondergebiet großflächiger Einzelhandel" die Rede. Die Investoren wünschen sich unter anderem Schuhe, Sport und Lebensmittel. Auch über diese Verkaufsflächen wird diskutiert werden.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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