Eine Klasse für Fünft- und eine für Sechstklässler:Erfolgsmodell steht auf der Kippe

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Wieder kommen an der Jo-Mihaly-Schule in Neufahrn aufgrund der Schülerzahlen nur zwei gebundene Ganztagsklassen zustande. Rektorin Hager überlegt, im folgenden Schuljahr nur noch offene Betreuung anzubieten

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Gebundene Ganztagsklassen sind an der Jo-Mihaly-Mittelschule vielleicht bald Geschichte. Im neuen Schuljahr gibt es wieder nur zwei Klassen - eine für Fünft- und eine für Sechstklässler. "Es ist von der Klassenbildung her nicht anders ausgegangen", sagt Rektorin Marietta Hager. Sind es zum Beispiel in einer Jahrgangsstufe zu viele Kinder für nur eine Ganztagsklasse, aber zu wenige für eine Aufteilung auf zwei Ganztagsklassen, kommen nicht alle Interessenten zum Zug. Auch dürfen Ganztags- und herkömmliche Klassen nicht völlig unterschiedliche Größen haben. Die Schulleiterin musste fast 20 Eltern absagen, die auf einen Platz für ihr Kind gehofft hatten. Jetzt überlegt sie, im Schuljahr 2020/21 von gebundenen auf offene Ganztagsklassen umzusteigen.

Es ist eine Entwicklung, über die Schulreferent Josef Eschlwech "nicht glücklich" ist. Er selbst leitet die Grundschule am Fürholzer Weg und ist ein entschiedener Verfechter gebundener Ganztagsklassen mit einer "rhythmisierten" Verteilung von Pflichtunterricht, Studierzeiten und Entspannungsphasen über den gesamten Unterrichtstag. "Ich stehe hinter dem Prinzip", sagt Eschlwech. Gerade in der heutigen gesellschaftlichen Situation sei so ein Modell "dringend notwendig". In seiner Schule wird es mittlerweile in allen vier Jahrgangsstufen umgesetzt. Insgesamt gibt es diesmal sogar fünf entsprechende Klassen. In der benachbarten Grundschule am Jahnweg sind es vier.

Trotzdem sind nicht alle Grundschüler, die für eine Ganztagsklasse angemeldet waren, auch zum Zug gekommen. In der Grundschule am Fürholzer Weg hätte man durchaus noch eine Klasse mehr bilden können, erklärt Eschlwech. Dann hätte man jedoch die Vorgabe ähnlicher Klassenstärken nicht einhalten können. Die abgelehnten Kinder wurden herkömmlichen Klassen zugeteilt, kommen laut Eschlwech aber im Hort und in der Mittagsbetreuung unter.

Dass gebundene Ganztagsklassen in der Jo-Mihaly-Schule wohl keine Zukunft haben, bedauert Eschlwech auch deshalb, weil im Herbst 2020 erstmals Ganztagskinder aus den Grundschulen dorthin wechseln werden und dann nach jetzigem Stand auf den gewohnten rhythmisierten Unterricht verzichten müssen. In offenen Ganztagsklassen findet der Unterricht nur am Vormittag statt. Danach gibt es Mittagsessen und eine Hausaufgaben- und Nachmittagsbetreuung mit verschiedenen Angeboten. "Die Lehrkräfte sind da außen vor", erklärt Eschlwech, verantwortlich für die Betreuung der Kinder sei dann letztlich die Gemeinde.

Mittelschulrektorin Marietta Hager geht aber davon aus, dass von einem solchen Angebot mehr Kinder profitieren können. Denn das Programm nach Unterrichtsende sei jahrgangsübergreifend. Dann könnte man auch solche Kinder aufnehmen, die jetzt leer ausgehen, weil es in ihrer Jahrgangsstufe eben keine Ganztagsklasse gibt. Die "Not der Eltern" sei dann oft schwer auszuhalten, sagt Hager: Absagen zu müssen sei "fürchterlich". Schließlich treffe es oft Familien, die ihr Kind aus wichtigen Gründen für eine Ganztagsklasse angemeldet hätten.

Die Zahl der Ganztagsklassen ist in der Jo-Mihaly-Schule - anders als an den Grundschulen - zuletzt immer stärker zurückgegangen. Während es früher bis zu acht gewesen sind, waren es bereits im vergangenen Schuljahr nur noch zwei.

© SZ vom 05.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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