"Ein total lieber Mensch":Voller Einsatz für "Hansi"

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Der Asylantrag von Yakhya Diop, 20, ist abgelehnt worden, doch die Fußballer des TSV Eching kämpfen um ihren Stürmer

Normalerweise stellen die Fußballer des TSV Eching ihren Kampfgeist auf dem Rasen unter Beweis. Jetzt aber haben sie ein zusätzliches Aufgabenfeld. Denn die Zebras, wie die Echinger wegen ihrer gestreifen Trikots auch heißen, kämpfen für Yakhya Diop, einen 20-jährigen Senegalesen. Er ist Asylbewerber und begnadeter Stürmer, doch das, versichert Trainer und Teamkollegen unisono, sei nicht der Hauptgrund dafür, dass sie sich gegen die drohende Abschiebung von Diop stark machen. "Hansi", so nennen ihn hier alle, weil sein richtiger Name so schwer auszusprechen ist, "ist einfach ein total lieber Mensch, der uns ein Freund geworden ist." Solche Worte, wie sie Teamkollege und zweiter Kapitän der ersten Fußballmannschaft, Marko Juric, benutzt, hört man sonst eher selten unter den Fußballern.

Bei Hansi aber werden sie alle weich. Eineinhalb Jahre ist es her, seit er am Spielfeldrand in Eching stand. Auf seine Frage, ob er mitspielen könnte, sagte man ja, und weil er dann regelmäßig kam, hat ihm Hans Wieser, Betreuer und Stadionsprecher, dann Fußballschuhe besorgt. Willi Frommel, Ehrenmitglied des TSV, schenkte Hansi ein Fahrrad, damit er aus der Unterkunft in Hallbergmoos nach Eching zum Training fahren konnte. Und dann wurde Willi Kalichmann auf Hansi aufmerksam, der Trainer der ersten Mannschaft: "Ich war überrascht, was da für eine Rakete ist", erzählt er jetzt lachend. Denn Hansi ist nicht nur schnell, sondern auch technisch versiert, schließlich hat er im Senegal in der ersten Liga und der U19-Nationalmannschaft gespielt. Inzwischen ist Hansi nicht nur eine Stütze der Mannschaft, sondern auch sonst integriert. Zu seinem Geburtstag hat er seine Spielerkollegen in die Unterkunft nach Hall bergmoos eingeladen, für alle Beteiligten ein interessantes Treffen.

Auch eine Ausbildung und mehrere Jobs hätte man dem kontaktfreudigen und aufgeschlossenen jungen Mann schon verschaffen können, wenn er nicht unter das Berufsverbot fallen würde. Denn weil er aus dem Senegal stammt, das in Deutschland als sicherer Herkunftsstaat gilt, darf er im Landkreis Freising nicht arbeiten. Kurz vor Weihnachten dann kam die Ablehnung seines Asylantrags, gegen den Yakhya Diop und seine Helfer Widerspruch und Klage eingereicht haben. Den Anwalt zahlte eine der Helferinnen aus eigener Tasche. Vier Wochen hat Diop nun Zeit, zu beweisen, dass er sehr wohl im Senegal mit Repression zu rechnen hat. Denn sein Vater, ein politisch aktiver Lehrer, ist vor Jahren ermordet worden, mittlerweile sind auch Mutter und Schwester tot, ein Bruder lebt in der Elfenbeinküste. "Ich habe keine Familie mehr im Senegal, meine Familie ist jetzt hier", sagt Diop, der in den eineinhalb Jahren in Deutschland bereits gut Deutsch gelernt hat. Zu beweisen, dass er im Senegal mit Repression zu rechnen hat, ist freilich schwierig.

So hoffen er, seine Freunde und Fußballkollegen, dass es einen anderen Weg gibt. Über den Bayerischen Fußballverband zum Beispiel, der eventuell eine Arbeitserlaubnis als Spieler erwirken könnte oder über eine Petition im Landtag. Vier Seiten Unterschriften aus dem TSV Eching als Unterstützer gibt es schon. "Wir werden alles versuchen", sagt Trainer Kalichmann.

© SZ vom 14.02.2017 / av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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