Echinger Gemeinderat:Umstrittene Jubiläums-Geschenke

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Der Echinger Gemeinderat diskutiert, weil die Krieger- und Soldatenvereine überplanmäßig unterstützt werden

Dass das Ende des Ersten Weltkriegs genau 100 Jahre zurück liegt, begeht die Gemeinde Eching mit einer üppigen Zuwendung für ihre örtlichen Krieger- und Soldatenvereine. Die drei Vereine in Dietersheim, Günzenhausen und Eching wurden in dieser Reihenfolge in den Jahren 1918 bis 1920 begründet und feiern folglich nun nach und nach ihre 100. Geburtstage. Und allen hat das Rathaus dafür Zuschüsse bewilligt, die sich nicht unbedingt an die üblichen Regularien halten.

Dem Krieger- und Soldatenverein Eching, der 2020 mit der Jubiläumsfeier an der Reihe ist, hat der Hauptausschuss kürzlich nach intensiver Debatte und einem Abstimmungsmarathon 2700 Euro für die Restaurierung der Vereinsfahne zugesprochen, 50 Prozent der erwarteten Kosten. Der Krieger- und Soldatenverein Günzenhausen, Jubiläumsfest 2019, hat nun mit einem identischem Antrag nachgezogen. Der Gemeinderat spendierte wieder die Hälfte der Kosten zur Fahnenerneuerung spendiert, hier 1800 Euro. Ungeachtet der eher marginalen Beträge gab es im Gemeinderat massive Vorbehalte gegen die Zuschüsse. Normalerweise fördert die Gemeinde Investitionen von Vereinen mit 40 Prozent. Ansonsten wird nur nach einem Verteilungsschlüssel die Jugendarbeit honoriert. Extrageschenke zu Jubiläen sind schon lange abgeschafft. Den Kriegervereinen 50 Prozent einer Investition zu überweisen, sei "völlig willkürlich und nicht gerecht gegenüber anderen Vereinen", monierte Leon Eckert (Grüne). Georg Bartl (CSU) kritisierte "ein Förderprogramm für Vereinsfahnen" und das sei "unverhältnismäßig". Mit derartigen Aktionen würden "Steuergelder mit Füßen getreten", wetterte er, die Förderrichtlinien der Gemeinde würden "ad absurdum geführt". Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) begründete die Unterstützung mit "Respekt und Wertschätzung der Vereine". Bertram Böhm (Echinger Mitte) fand es "beschämend", angesichts der Leistungen der Vereine über derartig geringfügige Beträge zu streiten, "wir reden hier über die Kaffeekasse".

Eckert wandte auch historische Bedenken ein. "Kriegerdenkmäler sind Zeichen düsterer Zeiten in Deutschland", sagte er anschließend auf Nachfrage, nachdem Thaler die Debatte darüber unterbunden hatte. Unbedingt angebracht wäre daher "die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die neben dem Totengedenken stattfindet". So forderte er eine Erläuterungstafel an den Kriegerdenkmälern zur historischen Einordnung. "Eine Ausblendung des historischen Kontextes verharmlost die Verbrechen und das Leid, das in dieser Zeit stattgefunden hat", findet er.

Thaler hatte diese Debatte nicht zugelassen. Die Kriegerdenkmäler werden zwar von den Vereinen gepflegt, ihr Unterhalt obliegt aber der Gemeinde. In Dietersheim war die Gedenkstätte und ihr Umfeld zum Jubiläum neu gestaltet worden. Auch in Eching hat der Kriegerverein einen "sehr schlechten Zustand" des Denkmals angemahnt. Die Gemeinde will dies über den laufenden Haushalt vor den Jubiläumsfeiern in Ordnung bringen. Die Wertschätzung der Gemeinde für die Vereine, mit denen der Bürgermeister die Zuwendungen begründete, hat übrigens nicht verhindert, dass beim Festakt des 100. Jubiläums des Krieger- und Soldatenvereins Anfang September kein einziger offizieller Vertreter der Gemeinde anwesend war

© SZ vom 30.10.2018 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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