Eching:Zehn Jahre Waaghäuslfest

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Die "Bäuerliche Gerätesammlung auf dem Gfild" zeigt am "Tag des öffentlichen Denkmals" eine Sonderschau

Von Klaus Bachhuber, Eching

Viele historische öffentliche Gebäude hat ein Bauerndorf wie Eching nicht aufzuweisen, da ist schon das Häuschen der ehemaligen Fuhrwerkswaage eine Preziose. Vor zehn Jahren wurde das Waaghäusl in Privatinitiative renoviert und die erfolgreiche Arbeit mit einem Fest gefeiert. Das ging dann in Serie und fand heuer vor wenigen Tagen zum zehnten Mal statt. Zum "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag, 8. September, zeigt die "Bäuerliche Gerätesammlung auf dem Gfild" dazu von 14 bis 17 Uhr eine Sonderschau "10 Jahre Waaghäuslfest".

Die Waage gibt es wohl seit der Wende zum 20. Jahrhundert. Im Jahresbericht der Ortsgemeinde der Landwirte von 1899 findet sich der Vermerk über den Kassenstand: "Es verbleibt Aktivrest von 1462,07 Mark, welcher zur Anschaffung einer Wage verwendet wird." Maurermeister Thomas Thalmeier erstellte einen Bauplan, die Waage wurde bei Müller & Sohn in München bestellt.

Ende des Jahres ist Johann Mauermeir, der Verwalter der Ortsgemeinde, zum Bürgermeister gewählt worden. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit holte er im Juni 1900 selbst den Kalk für den Bau des Waaghäusls und quittierte dafür drei Mark aus der Ortskasse der Landgemeinde. Die Baumaterialien kosteten 325 Mark, für Maurer- und Handlangerarbeiten berechnete Jakob Ziegltrum 130,80 Mark. Die Waage holte der Bürgermeister persönlich in München ab: "Für abhollen der Wage fünf Mark und den Mondör für Aufstelung zwei Mark". Ende des Monats war das Häusl fertig.

Auf der in den Boden eingelassenen Fuhrwerkswaage vor dem Häuschen wurden ganze Wagenladungen voll Kartoffeln, Heu, Getreide und Kohlen gewogen. Später nutzte die Polizei die Einrichtung, wenn bei Kontrollen auf der Autobahn offensichtlich überladene Lastwagen in die Waagstraße zur Ermittlung des Gesamtgewichts dirigiert wurden.

Im Waaghäusl drin befand sich eine Viehwaage für Schweine, Ochsen und Kälber, auf der das Schlachtvieh von Metzgern aus Eching, Lohhof und Schleißheim gewogen wurde. Einen eigenen Waagmeister gab es anhand auffindbarer Unterlagen wohl erst ab dem Jahr 1910, als Michael Widhopf den benachbarten Reicharthof übernahm und damit offenbar den Dienst an der Waage. Sein Sohn Michael führte nach dem Tod des Vaters 1948 dieses Amt weiter, nach dessen Tod 1985 seine Witwe Kreszenz.

1969 leitete der Gemeinderat das Ende der Einrichtung ein und beschloss, "die Waage in Eching zum letzten Mal in eichfähigem Zustand erstellen zu lassen" und sie bei der nächsten Eichfrist 1971 stillzulegen. Doch stattdessen wurden 1970 neue Wiegegebühren festgelegt und eine neue Benutzungssatzung erlassen. Wahrscheinlich war der neue Grund für den Bedarf die Einführung der "losen Düngerkette" beim nahen Lagerhaus der Raiffeisenkasse in der Heidestraße, wo der Kunstdünger nicht mehr in abgepackten Säcken verkauft wurde, sondern als Schüttgut. Und da musste an der Gemeindewaage die Menge ermittelt werden.

Noch 1990 verzeichnete der Waagbetrieb 1700 Mark Gewinn, dennoch wurde die Fahrzeugwaage endgültig aufgelassen. Danach wurde das Häuschen noch zum Unterstellen landwirtschaftlicher Maschinen der Gemeindeverwaltung genutzt und stand ansonsten leer. Landwirte um Hans Fischer und Ludwig Frey haben knapp 20 Jahre später das alte Schmuckstück restauriert.

Das "Waaghäuslfest" wurde danach in jedem Jahr gefeiert. Es stand jeweils unter einem besonderen Motto, zu dem Gemeindearchiv und "Heimatmuseum" das Ausstellungsmaterial beisteuerten. Das einzige Mal seither ist es 2017 ausgefallen, als es Unklarheiten um die organisatorische Verantwortung gab, seither ist der Burschenverein formaler Ausrichter des "Waaghäuslfests". Einen Rückblick auf die zehn Jahre hat nun Gemeindearchivar Günter Lammel auf vier Bildwänden zusammengestellt.

Dazu ist am "Tag des offenen Denkmals" ein weiteres Mal die Ausstellung "Erinnerungen an die Schulzeit" zu sehen. Neben Fotos von allen Schulgebäuden der Gemeinde sind darin alte Klassenfotos aus der Echinger und Dietersheimer Schule enthalten, dazu neuere Aufnahmen von Klassentreffen verschiedener Jahrgänge. Im "Heimatmuseum" unter der Schulsporthalle Danziger Straße sind außer der Sonderschau wie immer die Bäuerliche Gerätesammlung und Werke des Dietersheimer Malers Barthl Mayer zu besichtigen, dazu die Gesteinssammlung von Helmut Eichhorn und die "Maischer Heimatecke".

© SZ vom 05.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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