Eching:Wo die vielen Fahnen wehen

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Die Freiwillige Feuerwehr Eching kann bei Festivitäten aus dem Vollen schöpfen. Mittlerweile hat sie drei Schmuckflaggen. Welche aber wann genau ins Haus kam, ist heute nur noch schwer nachzuvollziehen

Von Klaus Bachhuber, Eching

Kürzlich, beim Festzug zum 70. Jubiläum des Echinger Burschenvereins, ist die Freiwillige Feuerwehr Eching selbstverständlich mit ihrer Fahne aufmarschiert. Beim nächsten festlichen Anlass wird sie das wieder tun - was dann aber komplett anders aussehen kann. Denn die Feuerwehr kann mittlerweile aus zwei Fahnen und einer Standarte auswählen: ihre neue Fahne, ihre alte Fahne und ihre ganz alte Standarte. Im neuen Feuerwehrhaus haben alle drei Tücher ihren Ehrenplatz. "Wir sind recht stolz darauf", betont Josef Kurz, Vorsitzender des Feuerwehrvereins.

Die Entstehung dieser Fahnen-Troika ist höchst kurios - wobei es einige Jahrzehnte lang sogar noch ein viertes Stück gab, das Ursprünglichste. Eine Standarte der Wehr mit dem aufgestickten Datum von 1884 war wohl das erste Emblem der freiwilligen Feuerwehrleute des Dorfes. Doch schon nach zehn Jahren wurde es außer Dienst gestellt und durch eine "etwas schönere" Version ersetzt, urteilt die Gemeindechronik. Das alte Tuch von 1884 wurde im damaligen Gerätehaus an der Bahnhofstraße aufbewahrt, bis es in den Wirren zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als auch das damalige Feuerwehrauto gestohlen wurde, unwiederbringlich verloren ging.

1957 schaffte sich die Feuerwehr unter Bürgermeister Paul Käsmaier als Vorsitzendem des Feuerwehrvereins und Kommandant Heinrich Fischer dann eine Fahne an. Geweiht wurde sie beim 80. Gründungsfest am 7. Juli 1957 - was nun die nächste Kuriosität ist, denn gegründet wurde die Feuerwehr nach offizieller Lesart 1871, so dass sie 1957 bereits 86 Jahre alt war. Zwar ist auch das Gründungsdatum umstritten, aber dass die Wehr 1871 schon bestand, ist belegt. Die damaligen Zeitungsartikel berichten jedenfalls ungerührt, dass Festredner zum 80. Jubiläum 1957 an die Gründung 1871 erinnert hätten.

Die Fahne, die wohl einer Mode der Zeit folgend, neben die alte Standarte trat, wurde mit einem großen Fest und elf Gastfeuerwehren im Festgarten beim heutigen Grasslhaus von Pfarrer Franz Roßberger geweiht. Landrat Philipp Held und Kreisbrandinspekteur Paul Wagner waren Ehrengäste, Fahnenbraut war Maria Käsmaier, Fahnenmutter Wally Engelen aus Hollern. Die Patenschaft hatte die Feuerwehr Dietersheim übernommen. Mit dem großen Jubiläumsfest zum 125-jährigen Bestehen 1996 unter Vorsitzendem Georg Geil und Kommandant Ludwig Frey bezog sich die Feuerwehr dann längst wieder auf 1871 als Gründungsdatum. Die nunmehr 39 Jahre alte Fahne war mittlerweile einigermaßen verschlissen. Der Festausschuss unter Führung von Hans Fischer entschied sich bei der Vorbereitung der 125-Jahr-Feier statt der Restaurierung der alten Fahne zum Ankauf einer neuen, was preislich nicht weit auseinander lag.

Nun wurde zum Höhepunkt einer Festwoche mit 72 Gastvereinen, darunter Abordnungen aus den Partnergemeinden Trezzano in Italien und Majs in Ungarn, die neue Fahne geweiht. In der Pfarrkirche St. Andreas spendete Pfarrer Wolfgang Höpfner den kirchlichen Segen, Fahnenbraut war Gabriele Fischer, Fahnenmutter Anna Frey, die Patenschaft hatten wieder die Dietersheimer Kollegen übernommen, Festredner waren Landrat Manfred Pointner und Kreisbrandrat Gerhard Gößl. Die Fahne zeigt wie ihre Vorgängerin den Heiligen Florian als Schutzpatron der Feuerwehren und auf der Rückseite die alte Kirche St. Andreas als Symbol des Dorfes. Verändert hatten sich lediglich die Symbole. Die 96er Fahne trägt auch das Echinger Gemeindewappen, das es 1957 noch nicht gab, zudem ein historisches und ein aktuelles Emblem des Feuerlöschwesens. Der Kirche St. Andreas wurde die Theresienkapelle hinzugefügt, die ebenfalls vor 40 Jahren noch nicht existiert hatte. Und St. Florian steht auf der Neufassung vor dem Feuerwehrhaus an der Waagstraße, das 1972 bezogen worden war.

Mit dieser neuen Fahne war die Restaurierung der alten nun über Jahre kein Thema mehr. Auslöser, den Gedanken doch wieder aufzunehmen, war zum einen der Neubau des Feuerwehrhauses und dann ein Groß-Festtag im Mai 2015, als die Feuerwehr am gleichen Tag mit Fahnenabordnungen zu Jubiläumsfeiern des Musikvereins St. Andreas sowie der Feuerwehren in Dietersheim und Weng geladen war, und so die Idee aufkam, dass auch zwei Fahnen durchaus nützlich sein könnten. "Es wäre zu schade gewesen, dass die alte versauert", betont Kurz.

Mit einer Spendenaktion brachte die Feuerwehr 12 700 Euro zusammen, mit der nun die alte Fahne und auch gleich noch die ganz alte Standarte von 1894 saniert werden konnten. Zum Bezug des umgebauten Feuerwehrhauses haben alle drei Symbole nun Ehrenplätze erhalten. Die beiden Fahnen prangen in einem Glaskasten im Foyer, die alte Standarte wird neben dem historischen Spritzenwagen aufgestellt. Robert Göring hat der Standarte eine Laterne gebaut, wie sie früher gebräuchlich war.

Während die Standarte als historische Reminiszenz das Gebäude nicht mehr verlassen soll, sind die alte, restaurierte Fahne von 1957 und die neue von 1996 nunmehr gleichberechtigt im Einsatz. Ein System für den Gebrauch gebe es nicht, berichtet Kurz, "das ist Zufall, welche genommen wird".

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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