Eching:Hoffentlich für immer vergrault

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Eching hat Saatkrähen aus der Ortsmitte vertrieben

Von Klaus Bachhuber, Eching

Gekrähe und Gekrächze den ganzen Tag, Federn, Flaum und Kot auf Wegen, Balkonen und Fenstern: Für die Anlieger rund um die Echinger Hubergasse sollten diese Dinge Vergangenheit sein. Der Gemeindebauhof hat mit Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde dort die enorme Kolonie der Saatkrähen vertrieben. Weil sich die Vögel daraufhin offenkundig im Pfarrhölzl außerhalb des Ortes niedergelassen haben, hofft das Rathaus auf Befriedung der Hubergasse.

Vor gut sechs Jahren haben sich die Vögel in dem Gehölz um die Bahngleise und entlang der Hubergasse angesiedelt. Die Saatkrähe steht seit 2002 unter besonderem Schutz durch das Bundesnaturschutzgesetz, da sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so gut wie ausgerottet wurde. Mittlerweile hat sich der Bestand wieder erholt, der Schutzstatus besteht allerdings weiterhin. Weil sie von der Landwirtschaft zumeist trotz des Schutzes vertrieben wurden und die Nahrungssuche in Abfalleimern und Vogelhäuschen besonders einfach ist, leben die Vögel neuerdings auch in Siedlungsgebieten. Bürgermeister Josef Riemensberger geht von "Hunderten Saatkrähen im Gemeindegebiet" aus.

Die Kolonie entlang der Hubergasse wuchs ebenso wie die Beschwerden der Anlieger. 2012 beantragte das Rathaus bei der Bezirksregierung als Naturschutzbehörde, gegen die mittlerweile etwa 50 Brutpaare vorgehen zu dürfen, was in München aber abgelehnt wurde. Die im Behördendeutsch so bezeichnete "Erheblichkeitsschwelle" der Belästigung für ein Vorgehen gegen den strengen Artenschutz sei nicht überschritten. Den Anliegern wurde empfohlen, Netze über ihre Balkone zu spannen, um sie vor Verunreinigung zu bewahren, und Parkbänke und ähnliche Anlagen sollten versetzt werden, um nicht mehr unter den Nestern Kot ausgesetzt zu sein.

2013 durfte die Gemeinde dann doch tätig werden. Mit "Vergrämungsmaßnahmen" wie der Versetzung von Nestern hat sie eine Verringerung der Brutpaare erreicht. 2015 stieg die Population jedoch wieder an, 64 Brutpaare wurden im Sommer gezählt. Für diesen Winter hat das Rathaus nun eine "Artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung" bei der Regierung von Oberbayern erwirkt. Vom Bauhof wurden die Nester in der Hubergasse entfernt, teilweise wurden auch Äste abgeschnitten, die als Nistunterlage dienen könnten.

"Die Gemeinde ist sich durchaus bewusst, dass mit jedem Eingriff in die Brutkolonien die Gefahr der Bildung von Splitterkolonien in naheliegenden Bereichen besteht und damit sogar eine Erhöhung der Anzahl der Brutpaare stattfinden kann", heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Mit der jetzt erkennbaren großflächigen Ansiedlung im Pfarrhölzl nahe dem Naturschutzgebiet Mallertshofer Holz sei jedoch "zu hoffen, dass sich die Krähen langfristig aus dem Ortsbereich zurückziehen". Bis Mitte März dürfen laut Sondergenehmigung eventuelle Rückkehrer an die Hubergasse erneut "ausgemietet" werden.

"Wir hoffen, dass wir so die Probleme einigermaßen lindern können", sagt der Bürgermeister. Bis jetzt gebe es "sehr positive Rückmeldung von den Anwohnern". Allerdings appelliert das Rathaus inständig, die neue Kolonie im Pfarrhölzl ungestört brüten zu lassen. Zu einer erfolgreichen Vergrämung aus dem Innenort gehöre auch, dass die Krähen keinesfalls durch Füttern oder leicht zugängliche Abfälle wieder angelockt würden. Die Abfalleimer, die den Tieren quasi den gedeckten Tisch boten, wurden mit Deckeln versehen. "Auch Meisenknödel gehören zu ihren Leibspeisen", mahnte der Bürgermeister. Das Futterangebot sei bei den milden Wintern sowieso unnütz. Ob der Krähenauszug aus dem Ort dauerhaft sei, wird man erst im Sommer beurteilen können.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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