Eching:Gehör finden

Lesezeit: 2 min

Bei der Bürgerversammlung geht es nicht nur um Gemeindepolitik, auch der Bürgerhaushalt ist ein Thema

Von Katharina Horban, Eching

An den langen Tischen im Bürgersaal haben vor allem ältere Leute Platz genommen, unterhalten sich angeregt und bestellen ihr Bier. "Weil mich interessiert, was in Eching passiert", sagt eine 59-jährige Echingerin. Seit 28 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann in der Gemeinde und fügt hinzu: "Vielleicht findet man Gehör mit seinen Wünschen." Darum geht es auch Bürgermeister Sebastian Thaler, als er am Mittwoch im Bürgerhaus die diesjährige Bürgerversammlung eröffnet.

Immer mehr Menschen wollen nach Eching. Im vergangenen Jahr ist die Gemeinde um 1,5 Prozent gewachsen und hat 2018 die Grenze von 15 000 Einwohnern, Zweitwohnsitze miteingerechnet, erstmals überschritten. Der Boom hat aber auch negative Auswirkungen, wie sich bei der Kinderbetreuung zeigt. So kämpft das Tagesmütterprojekt mit zu wenigen Tagesmüttern, weshalb keine neuen Kinder aufgenommen werden können. "Das Wohnen in einer Speckgürtelgemeinde ist nicht einfach", sagt Thaler. Bei der Kinderbetreuung sei die Gemeinde jedoch gut aufgestellt. Der Kindergarten in Günzenhausen nehme zum Beispiel auch Kinder aus anderen Gemeinden auf. Auch in den Echinger Kindergärten sind noch Plätze frei.

Höher, schneller, weiter: Aktuell werden in Eching gleich mehrere Bauprojekte realisiert. An der Böhmerwaldstraße entsteht mit 19 Grundstücken zwischen 270 und 363 Quadratmetern ein Mix aus Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbau. Zwischen der Hollerner und der Maisteigstraße ist neben 28 Grundstücken eine Vorbehaltsfläche für einen Kindergarten geplant, der bei Bedarf um zwei Stockwerke mit Wohnungen aufgestockt werden kann. Auch in Dietersheim tut sich was: Im Südosten des Ortes zwischen Mühlenweg und ehemaliger B11 vergibt die Gemeinde 31 Grundstücke mit einer Fläche zwischen 230 und 496 Quadratmetern. Zusätzlich wird dort ein Studentenwohnheim mit etwa 70 Wohnungen errichtet.

Ein Raunen der Empörung macht sich im Publikum breit, als die Daten der anonymen Verkehrserhebungen eingeblendet werden. In der Frühlingsstraße, Heidestraße, Bahnhofsstraße und Hollerner Straße sind ist höchstens Tempo 30 erlaubt. Gemessen wurden jedoch Werte weit über dieser Grenze: "Das ist schon sehr beängstigend", sagt Thaler über die gemessenen 88 Kilometer pro Stunde in der Heidestraße. Trauriger Spitzenreiter ist die Paul-Käsmeier-Straße: Anstatt der erlaubten 50 Kilometer pro Stunde wurden dort 137 Kilometer pro Stunde erfasst. Und so erscheint es manchem Zuhörer sinnvoll, dass ab Januar 2019 in der Ortschaft geblitzt wird.

Für den geplanten Fahrradweg von Eching nach Garching fehlt der Gemeinde noch immer ein Grundstück. Erst wenn alle Grundstücke in Gemeindebesitz sind, können die wichtigen Zuschüsse beantragt werden. Grund zur Freude gibt es trotzdem für die Fahrradfahrer: Am Echinger Bahnhof sollen nächstes Jahr etwa 740 doppelstöckige Fahrradstellplätze entstehen, welche die in die Jahre gekommenen Fahrradständer ersetzen. Und auf der Nordseite des Bahnhofs werden 80 neue Parkplätze hinzukommen.

Seit diesem Jahr gibt es den mit 50 000 Euro finanzierten Bürgerhaushalt, durch den Ideen der Echinger realisiert werden können. Ein Trimm-dich-Pfad am Echinger See, Hundetoiletten im Freizeitgelände sowie die Renovierung und Umgestaltung des Bushäuschens in Günzenhausen sind nur ein paar der eingereichten Vorschläge. Thaler erhofft sich von den Bürgern ein erstes Stimmungsbild, die endgültige Entscheidung liegt Ende Oktober dann jedoch beim Gemeinderat. Grüne Klebepunkte werden ausgeteilt, an Stellwänden soll man über die eingereichten Vorschläge abstimmen. Und genau darum geht es vielen Zuhörern - sie wollen Gehör finden.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: