Eching:Energie vom Biomasse-Heizkraftwerk

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Der Echinger Ortskern wird demnächst an das Fernwärmenetz im Gewerbegebiet Ost angeschlossen. Auslöser ist die anstehende Sanierung des Rathauses, von dem aus bisher die Versorgung erfolgt

Von Klaus Bachhuber, Eching

Neue Energiezufuhr erhält der Echinger Ortskern. Der Wärmeverbund der meisten öffentlichen Gebäude in der Ortsmitte wird demnächst an die Fernwärmeversorgung aus dem Biomasse-Heizkraftwerk im Gewerbegebiet Ost angeschlossen. Die Leitungen der ehemaligen Müllverbrennungsanlage an der Ludwig-Erhard-Straße auf Neufahrner Flur greifen damit erstmals über die Autobahn A9 westwärts in den Ort aus. Angebunden werden soll auch das Neubaugebiet an der Böhmerwaldstraße, zudem kann jeder Privathaushalt im Leitungsumgriff andocken.

Über die Jahre haben im Echinger Ortskern zahlreiche öffentliche Gebäude oder auch größere private Anlagen wie das Grasslhaus oder die Sparkasse ihre Gebäude über einen Wärmeverbund organisiert, dessen Zentrale im Keller des Rathauses liegt. Mit der anstehenden Sanierung des Rathauses stand folglich auch die Zukunft dieses Wärmeverbundsnetzes zur Disposition - und da entschied man sich angesichts eines Modernisierungsbedarfs der Anlagen für eine Neuorientierung.

Das Heizkraftwerk im Gewerbegebiet, das von den beiden Gemeinden Eching und Neufahrn in einem Zweckverband betrieben wird, hatte nach dem Betriebsende eines Großabnehmers freie Kapazitäten. Der Neuanschluss trägt dort nun zur besseren Auslastung bei und trägt in der Ortsmitte für eine modernere Wärmeversorgung unter Nutzung des bestehenden Leitungsnetzes. "In der Summe ist das vernünftig", bilanziert Echings Bürgermeister Josef Riemensberger.

An die Biomasse-Anlage an der Ludwig-Erhard-Straße ist das gesamte gemeinsame Gewerbegebiet von Neufahrn und Eching angeschlossen, so dass die Leitungen im Westen nahezu bis an den Autobahndamm reichen. Derzeit läuft nun die technische Feinabstimmung, wie eben diese Autobahn nun zu queren ist. In dem bestehenden Durchstich der Bahnunterführung sind bereits dermaßen viele Leitungen, Rohre und Kanäle verlegt, dass der Fernwärmebetreiber dort kein Durchkommen sieht.

Wahrscheinlich wird nun eine Röhre durch den Autobahndamm gepresst, die genaue Lage wird gerade ausgetüftelt. Nötig ist ein etwa 1500 Meter langes, neues Rohrnetz, ehe in der Schule an der Danziger Straße an das bisherige Ostende des bestehenden Wärmeverbundsnetzes angedockt wird. Die Leitungsrohre des Wärmeverbunds sind laut Gemeinde bis auf kleinere Justierungen unverändert nutzbar.

Die Idee zu einem Wärmeverbund wurde mit dem Bau des Alten-Service-Zentrums Anfang der 1990er Jahre geboren. Aus dem Bürgerhaus wurde dessen Wärmepumpe mit Gasmotor in den Rathauskeller verlegt. Rathaus und Bürgerhaus bildeten fortan mit dem Alten-Service-Zentrum, der Geschäftsstelle der Volkshochschule und dem Grasslhaus einen Wärmeverbund, gespeist vom Grundwasser über die Wärmepumpe und den Gaskessel im Rathaus.

Später schloss sich der Sparkassenneubau dem Verbund an, und bei der Sanierung auch die Schule an der Danziger Straße. Als die Leitung zur Schule verlängert wurde, klinkte sich schließlich auch noch das komplette katholische Pfarrzentrum St. Andreas ein. Weil es mit der Anlage konstant technische Probleme gab, verpachtete sie das Rathaus 1998 an einen professionellen Betreiber, nämlich die Firma Steag, die auch das Heizkraftwerk im Auftrag des Zweckverbands betreibt. Sie ermittelte dann, dass hydraulische Abgleichwerte falsch konzipiert gewesen waren. Seit der Korrektur sind die Probleme abgestellt.

Mit dem Anschluss an die Fernwärme wird nun auch das Neubaugebiet an der Böhmerwaldstraße erschlossen. Dort ist die Gemeinde Besitzer aller Grundstücke, so dass die Abnahme garantiert ist. Anschließen kann grundsätzlich jedes Gebäude, wobei der Bürgermeister erwartet, dass mindestens bei einer anstehenden Veränderung am Heizsystem die Fernwärme eine lukrative Option wäre.

Die Anbindung an die Biomasseanlage soll möglichst heuer noch erfolgen, in jedem Fall aber vor der Sanierung des Rathauses, so dass die neue Anbindung schon sicher läuft, ehe die alte ausrangiert werden muss. "Die Abnehmer merken das gar nicht", verspricht der Bürgermeister.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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