Eching:Echinger Familienzentrum macht dicht

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Weil die Nachfrage sinkt und sich kaum jemand mehr engagiert, löst sich der Verein jetzt auf. Die Räume übernimmt die VHS

Von Klaus Bachhuber, Eching

Kein Kinderlachen mehr, kein Spieltrubel ist seit einigen Wochen im Echinger Familienzentrum an der Heidestraße zu hören. Der Verein Familienzentrum ist nach fast 20 Jahren in Auflösung, die diversen Angebote beendet, die in den Räumen der Betreuten Wohnanlage der Gemeinde über neun Jahre stattfanden. Dieser Tage wird das Auflösungsschreiben vom Amtsgericht erwartet. Die Räume wird künftig wohl die Volkshochschule nutzen und darin einige der Angebote fortführen.

"Uns blutet das Herz", sagt Mirra del Pizzo-Pipp, zuletzt mit Irina Garcia de Baur die aktivste Kämpferin für den Erhalt des Vereins. Doch das Interesse an dessen Angeboten hat kontinuierlich nachgelassen. Immer weniger Mütter engagierten sich in der Betreuung der Gruppen, so kamen immer weniger Mütter zu den nachlassenden Angeboten und so geriet der Verein in einen Abwärtsstrudel. Fast 20 Jahre lang hat das 1998 gegründete Echinger Familienzentrum diverse Angebote für junge Mütter initiiert und organisiert: Familienfrühstück, Zwergerlspielgruppen, sogar einen Minikindergarten oder Bewegungsangebote wie Zumatobic für Kids. Zunächst eingemietet in ein Wohnhaus an der Heidestraße, zog man 2007 vis-a-vis in die neue Seniorenwohnanlage, wo im Erdgeschoss zwei Räume mit Küche und im Keller ein Turnraum zur Verfügung standen.

"Das Familienzentrum hat uns so viel gegeben", sagt del Pizzo-Pipp bedauernd. Vor zwölf Jahren zog sie nach Eching, vor neun Jahren kam ihr Sohn zur Welt. Mit ihm kam sie ins Familienzentrum. "Dort haben wir schnell Anschluss gefunden", erzählt sie, "irgendwie bin ich dadurch in Eching angekommen". Folgerichtig hat sie sich danach für den Verein auch engagiert, seit drei Jahren arbeitet sie sogar im Vorstand mit. Die gesellschaftliche Landschaft hat sich seither jedoch massiv verändert. Mit der Kinderkrippe und dem Ausbau des Tagesmütterprojekts ist mittlerweile amtliche Betreuung auch für die Allerkleinsten institutionalisiert und selbst der Bedarf an einem schlichtem Treffpunkt ist nicht mehrt so drängend, seit in Eching mehrere Tagescafés aus dem Boden geschossen sind.

So war es immer schwieriger, Mütter zu finden, die sich für die Betreuung der Angebote engagierten. Oft blieben die jungen Familien auch nur ein Jahr, dann gingen die Mütter wieder arbeiten. Der permanente Wechsel der Ansprechpersonen wiederum störte auch die verbleibenden Nutzer. Für die zwangsläufige Alternative, honorierte Kinderbetreuung, fehlte die Nachfrage und damit die Mittel. Mit teilweise um die 70 Familien als Mitglieder kamen zur letzten Vereinsversammlung des Familienzentrum gerade mal der vierköpfige Vorstand und zwei weitere Personen zusammen. "Man kann die Leute ja nicht zwingen, mitzuhelfen", zuckt Mirra del Pizzo-Pipp mit den Schultern. "Viele Kinder sind aber schon traurig", erzählt Irina Garcia de Baur, die sich seit neun Jahren im Vorstand des Familienzentrums engagiert. Beim Amtsgericht ist mittlerweile die Liquidierung des e.V. eingeleitet.

Die Räume an der Heidestraße sollen nun vom Rathaus an die Volkshochschule (VHS) weitergegeben werden. Unter dem Arbeitstitel "vhs Familienzentrum" will die Einrichtung diejenigen Angebote weiterführen, die Resonanz finden. Dazu soll es einen kleinen Umbau geben, dann würden dort "wieder Veranstaltungen für Eltern und Kinder stattfinden", heißt es im VHS-Programm. Neben bewährten Angeboten sollen hier auch "Gesundheitskurse, Vorträge und zusätzliche Angebote im Bereich Familienbildung" angesiedelt werden. Die Möglichkeit, die Räume für Kindergeburtstage anzumieten, soll beibehalten werden.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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