Ebersberg:Vorbereitung für den Ernstfall

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Die Afrikanische Schweinepest rückt näher. Das Landratsamt verstärkt seine Präventions­maßnahmen

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Gefahr rückt näher: Gerade einmal 21 Kilometer hinter der deutschen Grenze wurde in Polen kürzlich ein Wildschwein gefunden, das an Afrikanischer Schweinepest verendet war. In mehreren bayerischen Landkreisen gibt es seitdem höhere Abschussprämien für Wildschweine, statt 20 Euro werden 100 Euro pro erlegtem Tier gezahlt. Ebersberg gehört zwar nicht dazu, aber auch hier werden die Präventionsmaßnahmen verschärft. Ende Januar tagt erstmals ein Gremium, das sich intensiv mit dem Thema befassen wird, wie das Landratsamt mitteilt.

Einen Notfallplan und ein Präventionsprogramm gibt es im Landkreis schon länger, nun aber hat das Umweltministerium konkretisiert, wie vorgegangenen werden soll, wenn ein Fall in Bayern auftritt. Zentrale Maßnahme sei die Einrichtung von sogenannten Restriktionszonen, wie Birgitt Huber, Leiterin des Ebersberger Veterinäramts, erläutert. Sollte ein Tier gefunden werden, würden in einem bestimmten Radius um den Fundort herum strenge und klar definierte Regeln gelten. Dazu kann beispielsweise laut einer Anweisung der Regierung von Oberbayern eine Leinenpflicht für Hunde oder ein zeitweiliges Jagdverbot gehören, ebenso die Beschränkung des Fahrzeug- oder Personenverkehrs.

Für die Bildung der Restriktionszonen ist zwar die Regierung von Oberbayern zuständig, wie sie gestaltet sein müssen, hängt aber auch von den örtlichen Gegebenheiten ab: Gibt es Bereiche, wo sich Schwarzwild besonders gern aufhält, gibt es Routen, auf denen es sich bevorzugt bewegt? All das muss berücksichtigt werden. Weil alles sehr schnell gehen muss, wenn tatsächlich ein Fall auftreten sollte, befassen sich Fachleute aus dem Landratsamt und der Jägerschaft bereits jetzt mit dem Thema, wie Huber erläutert. Es werde ein Gremium bestehend aus einem Veterinär, einem Juristen beziehungsweise einem Mitarbeiter aus dem Bereich Vollzug sowie dem Kreisjagdberater gebildet, das sich von Ende Januar an regelmäßig treffen wird.

Auch Konrad Metzger, Kreisvorsitzender des Jagdverbands, wird mit dabei sein. Er hat schon lang die Sorge, dass die Tierseuche - die zwar dem Menschen nichts anhaben kann, aber gravierende wirtschaftliche Einbußen für Schweinehalter zur Folge haben könnte - bald auch in Bayern ankommt: "Das kann über Nacht gehen", sagt er. Bereits im vergangenen Jahr hat man deshalb versucht, mehr Wildschweine zu schießen als in den Jahren davor, als es immer etwa 200 Tiere waren, die außerhalb des Wildgeheges im Forst erlegt wurden. Aktuelle Zahlen für 2019 liegen bisher aber noch nicht vor. Schwierig ist laut Metzger die Jagd auf die Schweine vor allem dann, wenn es keine geschlossen Schneedecke gibt, die es den Jägern leichter macht, den Tieren auf die Spur zu kommen. Drückjagden seien ebenfalls nur in schwach besiedelten Gebieten und weit entfernt von großen Straßen möglich.

Erstmals wurden im Landkreis als eine Präventionsmaßnahme gegen Schweinepest zwei sogenannte Saufänge im Brucker Bereich erprobt, also Gehege, in die Wildschweine gelockt werden. Tiere, die in diese Falle gehen, werden getötet. Das Ergebnis ist durchwachsen: In einen der Saufänge ging überhaupt kein Tier, im anderen wurden kurz nach der Errichtung neun Frischlinge gefangen, im Dezember dann noch einmal fünf Frischlinge. Der Aufwand für Kontrolle und Unterhalt dieser Saufänge ist nach Angaben des Chefs des Kreisjagdverbands erheblich, ein Freund dieser Maßnahme ist Metzger ohnehin nicht, wie er zugibt: "Das ist nicht so eine prickelnde Angelegenheit, da muss man ehrlich sein. Mit Jagd hat das eigentlich gar nichts zu tun."

© SZ vom 21.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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