E-Autos:Standortkonzept für Lade-Infrastruktur

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Die Energievision des Landkreises will die Elektromobilität fördern und hat dafür ermittelt, an welchen Plätzen in den jeweiligen Gemeinden Stromsäulen aufgestellt werden sollten. Die Entscheidung liegt bei den Kommunen

Von Gerhard Wilhelm

Das Problem mit den Elektroautos ist mit der Frage zu vergleichen, wer zuerst da war: die Henne oder das Ei? Da viele E-Autos heute noch eine begrenze Reichweite haben, fürchten viele potenzielle Käufer unterwegs liegen zu bleiben, weil es nur wenige Stromtankstellen gibt. Benzintankstellen sind alle paar Kilometer in der Regel zu finden. Die Folge: Viele schrecken vor einem Kauf eines Elektrofahrzeugs zurück. Von den rund 88 000 im Landkreis Erding zugelassenen Personenkraftwagen sind deshalb zurzeit nur rund 0,25 Prozent reine Elektrofahrzeuge. Um die Reichweiteängste von potenziellen Käufern zu reduzieren, hat die Energievision Landkreis Erding GmbH ein Standortkonzept für den Aufbau einer Ladesäuleninfrastruktur im Landkreis erarbeitet.

Für jede Gemeinde wurde dabei auf der Basis einheitlicher Vorgaben mindestens ein möglicher Standort für eine E-Ladesäule herausgearbeitet und bewertet. Dabei wurden öffentliche und private Infrastruktureinrichtungen genau so berücksichtigt wie Freizeiteinrichtungen. Dabei mussten zudem einige andere Faktoren bewertet werden. Zum Beispiel die Art der Ladesäule, ob sie mit Gleich- oder Wechselstrom arbeitet, ob auch ein spontanes Laden möglich ist, ohne im Besitz einer Kundenkarte von einem Anbieter zu sein. Dazu müssen technische Voraussetzungen überprüft werden. Zudem sollte eine Ladesäule leicht erreichbar sein und der Parkplatz an ihr beschildert und eindeutig gekennzeichnet sein, heißt es im Standortkonzept.

101 mögliche Standort wurden letztlich untersucht und unter den Aspekten Radius bestehender und geplanter Ladeinfrastruktur, Parkmöglichkeiten, Unternehmen und Gewerbegebiete, Sehenswürdigkeiten. "Point of Interest", öffentliche Einrichtungen, öffentlicher Personennahverkehr und Zugverbindungen bewertet. Für jede Gemeinde im Landkreis wurde dann ein bester und mögliche Alternativstandorte festgelegt. Damit soll den Kommunen eine "Handreichung" für die Positionierung von E-Ladesäulen gegeben werden. "Die Entscheidung ob, in welcher und mit welcher Kapazität eine oder mehrere Ladesäulen beschafft und errichtet werden, liegt allein bei den Gemeinden", schreibt Landrat Martin Bayerstorfer im Vorwort des Standortkonzepts.

Im Konzept wird zudem eine "zurückhaltende Einschätzung" vorgenommen, was die Zahl der E-Autos oder Hybridfahrzeuge im Landkreis bis 2025 betrifft. Die schlechteste Prognose geht von einem Bestand von nur 1500 E-Autos in sechs Jahren aus, das "mittlere Szenario" von 4000 und im besten Fall von rund 9000 aus.

Der best bewerte Standort im Landkreis ist nach dem Konzept am Parkplatz Unterer Marktplatz in Dorfen. Zwar habe Dorfen bereits ein sehr gutes Ladeangebot, aber der Standort am unteren Marktplatz sei sowohl für Einwohner als auch Gäste und Mitarbeiter der anliegenden Unternehmen geeignet. Zudem gebe es viele Parkmöglichkeiten.

Ähnlich gut wird in Erding als Standort für eine E-Ladesäule der Parkplatz Am Mühlgraben angesehen. Mit derzeit fünf öffentlichen, zwei halböffentlichen und zwei privaten Ladestandorten und geplanten sieben weiteren Elektro-Ladestationen sei die Stadt Erding für die kommenden Jahre aber gut ausgestattet und zum Großteil flächendeckend abgedeckt. Schlechter sieht es aus, wenn man aus den beiden Städte rauskommt. Zwar gibt es vereinzelt in den Gemeinde bereits eine Station, aber vor allem in der geografischen Mitte des Landkreises ist laut dem Konzept eine große Lücke. Zudem sollten die Lücken zwischen bestehenden Ladesäulen gefüllt werden.

Zum Beispiel in Bockhorn. Als Standort wird dort der Rathausplatz empfohlen, da dort in der Nähe Geschäfte und viele öffentliche Einrichtungen seien. In Lengdorf wird der Bischof-Arn-Platz vorgeschlagen - aus den gleichen Gründen. Und in Inning am Holz die Holzlandhalle. Aber auch südlich der Kreisstadt sollte nach Meinung der Experten "aufgerüstet" werden. In Neuching am Rathaus, in Ottenhofen am Parkplatz Semptweg und in Moosinnig ebenfalls am Rathaus. Südlich von Dorfen müsste Sankt Wolfgang eine Versorgungslücke schließen. Das Standortkonzept schlägt der Gemeinde die Ecke Schul-/Hofmarkstraße vor.

Ob und wann die vorgeschlagenen Standorte realisiert werden, liegt jetzt bei den Gemeinden. Landrat Bayerstorfer ist sich aber sicher: "E-Mobilität ist ein Schlüsselfaktor für die nachhaltige Entwicklung der Region."

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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