Dreister Diebstahl:Kaum gelandet, schon gestohlen

Lesezeit: 2 min

Da strahlten sie noch: Hier lassen Schüler des Konrad-Huber-Gymnasiums in Gräfelfing den Wetterballon steigen. Er nahm die vorgesehene Route und landete in Finsing. Dort schlugen dann die Diebe zu. (Foto: Catherina Hess)

Der Wetterballon eines Gymnasiums aus Gräfelfing setzt planmäßig im Gewerbegebiet Finsing auf. Dann wird's kriminell

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Mit so viel Dramatik bei der Ortung ihres Wetterballons haben die Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums in Gräfelfing dann doch nicht gerechnet. Zwölf Schüler der Arbeitsgemeinschaft (AG) "Call of Science" haben am Montagmittag einen mit einer 360-Grad-Kamera und zwei GPS-Trackern ausgestatteten Wetterballon in die Stratosphäre geschickt, um Bilder von der Erde aufzunehmen. Drei Stunden später landete die Sonde wie geplant im Osten von München, im Landkreis Erding, genauer gesagt im Neufinsinger Gewerbegebiet am Oskar-von-Miller-Ring. Doch bis die Schüler an Ort und Stelle eintrafen, um die Kamera samt erhoffter Bilder aufzusammeln, hatten Diebe bereits die gesamte Technikausstattung geklaut. Noch in der Nacht konnte die Polizei die beiden 50 Jahre alten Täter in der Nähe von Stuttgart in einem Hotel fassen. Das Diebesgut konnten die Beamten dabei sicherstellen.

Seit März hatten die Schüler an ihrem Wetterballon-Projekt gearbeitet. Am Montagmittag haben sie die Kamera an einem Styroporkasten befestigt und diesen wiederum an einem mit Helium gefüllten Latexballon. In dem Kasten waren auch noch Akkus zur Stromversorgung der Kamera untergebracht sowie zwei GPS-Tracker, damit die Schüler ihre Technikausstattung nach der Landung orten konnten. Genau drei Stunden nach dem Start landete der Ballon um 17.15 Uhr im Osten von München, im Neufinsinger Industriegebiet am Isarkanal. Das entsprach der zuvor berechneten Flugroute. Wegen des Feierabendstaus kamen die Schüler, die von einem Vater gefahren wurden, mit Verzögerung zum Landeplatz. Die Schüler fanden in Finsing zwar die Sonde, doch die gesamte Technik war aus dem Styroporkasten entfernt und gestohlen worden, schilderte Nina Döhr, Lehrerin am KHG und Leiterin der AG, die Situation. Die Nachricht auf dem Styroporkasten - die Schüler hatten mit schwarzem Edding-Stift notiert, dass es sich um ein Schülerprojekt handelt - hatte die Täter offenbar nicht davon abgehalten, die Technik zu entwenden.

Nina Döhr erstattete umgehend Anzeige bei der Planegger Polizei. Die GPS-Tracker leisteten den Beamten nun wertvolle Dienste: Das Trackingsignal ließ sich bis zu einer Ortschaft hinter Stuttgart verfolgen. Wie sich herausstellte, waren die Diebe in einem Hotel untergekommen. Der "guten Arbeit" eines Planegger Beamten ist es zu verdanken, dass noch am selben Abend ein Durchsuchungsbefehl durch die Staatsanwaltschaft erlassen wurde, sagte Oliver Slomka von der Planegger Polizei. So konnten Polizeibeamte aus Baden-Württemberg um zwei Uhr morgens das Diebesgut in dem Hotel sicherstellen. Die Planegger Polizisten hatten die Kollegen um Amtshilfe gebeten. Bei den Tätern handelt es sich laut Slomka um zwei 50 Jahre alte Österreicher, die in einer Firma nahe dem Fundort der Sonde arbeiten.

Die Schüler des Gräfelfinger Gymnasiums werden ihre Kamera bald wiederhaben, sagte Slomka. Sie wird demnächst ins Würmtal verschickt. Slomka ist zuversichtlich, dass alles unversehrt ist. Die Schüler können also guter Hoffnung sein, dass die Bilder aus der Stratosphäre intakt sind. Die beiden Täter werden wegen Diebstahls angezeigt.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: